In den 1870er Jahren hielten die alten umgebauten Soldatenunterbringungen nicht mehr den damaligen Anforderungen stand. Nach der Reichsgründung (1871) versuchte man die Unterbringung der Truppen umfassend zu steuern und zu modernisieren. Ein so genannter Kasernierungsplan wurde im Jahre 1877 dem Reichstag vorgelegt und in der Folge strittig diskutiert. Im Jahre 1896 waren bereits 89,7 % der preußischen Truppen kaserniert, die früher übliche Einquartierung von Soldaten bei Bürgern gehörte zu diesem Zeitpunkt der Vergangenheit an.
Auch in Münster wurden nach und nach die alten Quartiere in der Innenstadt aufgegeben und moderne Kasernen am Stadtrand geschaffen. Um die Jahrhundertwende entstanden an den nördlichen Ausfallstraßen eine Reihe von großen militärischen Baukomplexen, so in den Jahren 1898 - 1901 die in Ziegelbauweise errichtete Kürassierkaserne an der Steinfurter Straße. Die Kaserne bestand aus 5 mehrgeschossigen Unterkunftsgebäuden mit Schaufassaden entlang der Straße. Im rückwärtigen Bereich befanden sich umfangreiche Stallungen und Remisen nebst Reithalle, Hufschmiede, Küchen- und Kantinengebäude und umfängliche Exerzierflächen. Die Kaserne wurde am 21.09.1901 vom Regiment bezogen. Auf der anderen Straßenseite entstanden die zwei Gaststätten "Driesen" und "Zum Kronprinzen" und weiter stadteinwärts ein villenartiges Offizierskasino.
1945 - 1949 fanden in der ehemaligen Reithalle und Stallungen ersatzweise für die zerstörte "Halle Münsterland" Musik- und Schauspielaufführungen statt.
In den 50er Jahren wurde die ursprüngliche Fassadengliederung stark verändert und beim Umbau 1999 wurde aus Gründen der Belichtung der Seminarräume auf eine Wiederherstellung der historisch vorgegebenen Fensteröffnungen verzichtet. In der alten Reithalle sind das originale Außenmauerwerk und die ursprünglichen Fachwerkbinder in das System des Raumausbaus integriert worden. Durch den Einbau einer zweiten Ebene wurde die Einrichtung von mehreren Seminarräumen möglich. Die Einbauten bilden eigenständig neue Tragwerke, die von der Konstruktion des Altbaus statisch vollständig getrennt sind. Das Gebäude wurde nach einer Bauzeit von 20 Monaten im Oktober 2000 fertiggestellt.
In dem östlichen Teil der im Originalzustand erhaltenen und unter Denkmalschutz stehenden Pferdestallungen wurde die gemeinsame Bibliothek des Fachbereichs Architektur der FH und der Kunstakademie eingerichtet.


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