„Die Idee, Wasserstoff ohne den Einsatz von fossilen Energieträgern zu produzieren, ist nicht neu. Es gibt aber noch viele ungelösten Fragen“, sagt der 31-Jährige. Denn bislang forschen Wissenschaftler*innen überwiegend im Labormaßstab. „Mein Ziel war es, den Prozess in die Industrie zu übertragen.“ Denn im Labor sind die Bedingungen ideal, in der Industrie nicht unbedingt. Und Abwasser ist nicht gleich Abwasser, auch nicht in der Lebensmittelindustrie. „Entscheidend ist, was das jeweilige Unternehmen produziert. Ob Schokolade, Chips oder Bier: Die Wasserströme unterscheiden sich, und Wasserstoff lässt sich nicht aus allem produzieren."
Weide kontaktierte mehr als 50 Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie und bat darum, selbst Proben ziehen zu dürfen. Das war gar nicht so einfach. „Das Entsorgen von Abwässern ist in Deutschland stark reglementiert. Manche Unternehmen hatten deshalb Sorge, mich zu unterschützen. Aber die meisten haben bereitwillig geholfen.“ Zurück im Labor für Umwelttechnik führte Weide viele Tests durch und untersuchte sämtliche Prozessparameter, darunter den pH-Wert und die Temperatur. „Beide Faktoren beeinflussen die biologische Wasserstoffproduktion. Im Idealfall sterben methanbildende Mikroorganismen, während sich robustere, wasserstoffbildende Organismen durchsetzen. Und es müssen unbedingt Kohlenhydrate im Abwasser enthalten sein. Ist all das gegeben, lässt sich tatsächlich Wasserstoff produzieren und das auch im industriellen Maßstab.“
Mental, organisatorisch und intellektuell habe ihn die Promotion mitunter sehr gefordert. „Man steckt schon viel Arbeit rein“, sagt Weide. Unterstützung bekam er unter anderem durch das Promotionskolleg unserer Hochschule, bei dem er viele Seminare besuchte. Dadurch habe er zum Beispiel an seinem Führungsstil gearbeitet und gelernt, Texte doppelt so schnell zu lesen. „Das Angebot des Promotionskollegs ist richtig gut und hat mich immer aus dem Alltag rausgeholt. Es war super, sich einfach mal mit Gleichgesinnten auszutauschen – ich kann allen empfehlen, teilzunehmen.“
Inzwischen hat er seine Promotion erfolgreich eingereicht und bleibt unserer Hochschule vorerst erhalten. „Ich beende hier noch meine Forschungsprojekte und mache mich dann auf Jobsuche. Am liebsten möchte ich im Bereich erneuerbare Energien in der Industrie arbeiten und Erfahrungen sammeln. Eine wissenschaftliche Laufbahn schließe ich aber nicht aus.“ Vielleicht führt die ihn irgendwann sogar zurück an die FH Münster, wo alles begann: Weide studierte Chemieingenieurwesen im Bachelor und Master, arbeitete zunächst als studentische Hilfskraft im Forschungsteam von Prof. Dr. Christof Wetter und Dr. Elmar Brügging, später als wissenschaftliche Hilfskraft in deren Team, absolvierte dann einen Auslandsaufenthalt und wurde schließlich wissenschaftlicher Mitarbeiter. In all der Zeit forschte Weide intensiv im Bereich Biogas, und die Promotion ist logische Fortsetzung seiner Tätigkeit. „Prof. Wetter und Dr. Brügging haben mich immer ermutigt, diesen Weg zu gehen. Das habe ich nie bereut!“
Von Katharina Kipp