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Energiewende: Privathaushalte müssen mitziehen

Von Erdgas-Einsparungen bis Wärmepumpen: Campus-Dialoge der FH Münster informierten über wichtige Maßnahmen in der Energieversorgung im eigenen Zuhause und in der Industrie


Münster/Steinfurt (31. Oktober 2022). Eine zentrale Frage, die viele derzeit umtreibt: Steht der Bevölkerung und der Industrie im Winter genügend Wärme zu Verfügung? Antworten zu notwendigen Maßnahmen haben Prof. Dr. Thomas Schmidt und Prof. Dr. Bernd Boiting vom Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt der FH Münster bei den Steinfurter Campus-Dialogen gegeben – und einen Blick in die Zukunft gewagt.

Etwa 80 Teilnehmer*innen hören gebannt im Hörsaal zu, als Schmidt eingangs über die aktuelle Situation am deutschen Gasmarkt berichtet. „Wie sind wir denn in den letzten Monaten mit dem Erdgas umgegangen? Ab Kalenderwoche 13, kurz nach Ausbruch des Ukrainekrieges, haben wir in Deutschland angefangen, Gas zu sparen. Dabei muss man zwei Gruppen unterscheiden, die Industrie und die privaten und gewerblichen Haushalte. Die Industrie hat gut eingespart, die anderen allerdings zu wenig und das macht die Bemühungen der Industrie teilweise leider zunichte“, erklärt Schmidt, der selbst über 20 Jahre in der Gaswirtschaft tätig war. Das Dilemma wird klar: Die privaten und gewerblichen Erdgasbezieher müssen mehr einsparen, zusammen mit der Industrie insgesamt 20 Prozent, um über den Winter zu kommen. Erschwerend komme hinzu, dass sich die Berechnungen am Jahr 2021 orientieren, das ein sehr warmes Jahr war. „Wenn uns ein Kältewinter wie 2012/2013 bevorsteht, können wir im Februar und März Probleme bekommen, denn Deutschland besitzt keine strategischen Gasspeicher“, so Schmidt. In der Region Steinfurt hätten jedoch viele Industrieunternehmen gut vorgesorgt: Von Erdgas können sie auf andere Energieträger umschalten, so dass die Wohnbevölkerung dann noch mit Erdgas versorgt werden könne, je nachdem wie kalt der Winter werde.

Zum Thema Wärmeversorgung der Zukunft erläutert Schmidt kommunale Wärmenetze am Beispiel von Bünde in Ostwestfalen. In Kombination mit Wärmepumpen für geeignete Gebäude seien diese eine gute Lösung. Wichtig dabei sei allerdings immer auch der Blick auf die Strommengen, die bei der vermehrten Nutzung von Wärmepumpen in Abhängigkeit vom Gebäudezustand gegenüber heute ansteigen werden.

„Eigentlich ist eine Wärmepumpe eine Kältemaschine, die es schon seit 150 Jahren gibt. Was viele nicht wissen: Sie kann nicht nur im Winter unsere Gebäude heizen, sondern im Sommer auch kühlen. Im privaten Bereich nutzt man dazu oft die Fußbodenheizung, im gewerblichen Bereich Klimadecken und Ventilatorkonvektoren“, erläutert Boiting. Der Einbau einer gesonderten Klimaanlage wäre nicht mehr nötig. Die Raumwärme mache einen großen Teil der aktuellen Energieverbräuche aus. Statt Öl- und Erdgas müsse auf regenerative Energiequellen umgestellt werden. „Für Interessierte, die sich eine Wärmepumpe zulegen möchten, ist dies gut zu wissen. Es gibt drei Wärmequellen: Luftwärmetauscher, Erdsonden und Brunnenanlagen. Man sollte sich daher gut beraten lassen, was für wen in Frage kommt. Zu 90 Prozent durchsetzen werden sich wohl die Luftwärmetauscher“, so Boiting, der ebenfalls Tipps zur fachgerechten Aufstellung gab.

Der Einbau einer Pumpe ändere nichts am Wärmebedarf eines Gebäudes. Zusätzlich müsse also der Energiebedarf reduziert werden. Bei alten Gebäuden heißt das, Renovierungen mitzudenken. „Wurden im Bestand Heizkörper verwendet, ist zu prüfen, ob diese mit niedrigen Vorlauftemperaturen ausreichende Heizleistungen erbringen, oder ob diese durch Ventilatorkonvektoren zu ersetzen sind. Wer kurzfristig und ab sofort Heizenergie sparen möchte, kann dies durch automatisch und selbstständig regelnde Raumthermostate tun. Aktuelle Entwicklungen in diesem Bereich funktionieren ohne Stromversorgung und Batterien und eignen sich aufgrund neuester Funkstandards und sehr hoher Reichweiten – LoRaWan – speziell auch für große Bürogebäude, Hotels und so weiter“, erläutert Boiting.

Bei der Fragerunde unter der Moderation von Prof. Dr. Isabelle Franzen-Reuter, Vizepräsidentin für Lehre, Nachhaltigkeit und Hochschulplanung, wurde unter anderem deutlich, dass die Tiefengeothermie ein zukunftsträchtiges Feld ist. „Die Wärme unter unseren Füßen nutzen wir noch viel zu wenig. Da müssen wir ran“, so Schmidt. Organisiert wird die Veranstaltungsreihe „Campus-Dialoge“ vom Hochschulmarketing der FH Münster.

Weiterführende Informationen gibt es online unter fh.ms/SCD22.




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