Steinfurt (6. Mai 2022). Zum Wintersemester 2022/23 startet unser neuer Studiengang International Engineering - Electrical Engineering mit integriertem Auslandsstudium, Praxissemester und Doppelabschluss für deutsche und internationale Studierende. Die Kooperation mit unserer Partnerhochschule in Medellín, der Universidad Pontificia Bolivariana (UPB), besteht schon seit rund 15 Jahren. Lina Henao und Andres Vega Botero sind zwei von bislang 31 kolumbianischen Studierenden, die an unseren Fachbereich gekommen sind. Im Interview sprechen sie über ihre Erfahrungen und ihre Motivation, im Ausland zu studieren.

Knapp 9000 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Ihrer Heimatstadt Medellín und Steinfurt. Was hat Sie motiviert, in Deutschland zu studieren?
Lina Henao: Als ich in der Schule war, besuchte uns jemand von der UPB und berichtete von der Zusammenarbeit mit der FH Münster und der Möglichkeit, einen Doppelabschluss zu machen. Deutschland hat in Kolumbien einen sehr guten Ruf im Bereich Ingenieurwesen. Das Programm hat mich daher sofort angesprochen. Ich habe angefangen, Deutsch zu lernen, und mich speziell für das Studium an der UPB entschieden. Seit 2014 bin ich jetzt in Deutschland, 2016 habe ich mein Bachelorstudium am Fachbereich Elektrotechnik und Informatik abgeschlossen und danach noch einen Master in Technisches Management in der Energie-, Gebäude- und Umwelttechnik angehängt. Inzwischen arbeite ich als Projektingenieurin im Ingenieurbüro Nordhorn in Münster. 

Andres Vega Botero: Ich habe mit dem Studium an der UPB angefangen und schnell gemerkt, dass ich mehr von der Welt sehen und ins Ausland gehen möchte. In der engeren Auswahl standen für mich Partnerhochschulen in Italien und Deutschland. Da das Studium in Italien allerdings auf Englisch gewesen wäre, ich aber unbedingt eine neue Sprache lernen wollte, habe ich mich für die FH Münster entschieden und frühzeitig Deutschkurse besucht. Seit rund sechs Jahren bin ich in Deutschland und studiere Elektrotechnik. Dieses Jahr schließe ich meinen Master ab.

Wie unterscheiden sich der Hochschulalltag in Kolumbien und Deutschland voneinander?
Lina Henao: Das Studieren unterscheidet sich sehr! An der FH Münster gab es zum Beispiel immer nur Klausuren am Ende eines Semesters, an der UPB haben wir viel häufiger Klausuren geschrieben. Auch längere Ausarbeitungen sind üblich. Man muss in Kolumbien insgesamt sehr viel machen während des Semesters.

Andres Vega Botero: Ich finde, der Umgang zwischen Studierenden und Lehrenden ist sehr unterschiedlich. In Kolumbien gibt es eine sehr enge und vertraute Beziehung, als würde man mit seinem Onkel oder seiner Tante sprechen. In Steinfurt ist es förmlicher. Die Vorlesungszeiten sind außerdem anders - an der UBP hatte ich meine erste Vorlesung manchmal schon um 6 Uhr morgens. Und der Campus in Medellín ist viel größer. Man hat viele Veranstaltungen mit Studierenden anderer Fachrichtungen, nicht nur aus den Ingenieurwissenschaften. Das ist eine tolle Atmosphäre.

Inwieweit hat Sie das Doppelabschlussprogramm persönlich und auch fachlich weitergebracht?
Lina Henao: Mit meinem deutschen Abschluss konnte ich hier direkt anfangen zu arbeiten, das war super! Das Grundstudium in Kolumbien war fachlich gesehen eine sehr gute Vorbereitung auf das Vertiefungsstudium in Steinfurt. Ich fand es sehr gut, dass ich mich hier auf die erneuerbaren Energien fokussieren konnte. Die Möglichkeit gab es damals in Kolumbien nicht.

Andres Vega Botero: Das sehe ich auch so! Ein deutscher Abschluss ist allgemein sehr gern gesehen, sowohl in Kolumbien als auch in Deutschland selbst. Ich finde auch, dass sich das Studium an der UBP und der FH Münster inhaltlich sehr gut ergänzen.

Würden Sie anderen Studierenden empfehlen, internationale Erfahrungen zu sammeln?
Lina Henao: Ich habe mir das Studieren im Ausland ehrlich gesagt einfacher vorgestellt, also nicht den Alltag an der Hochschule, sondern generell das Leben in einer ganz anderen Kultur. Ich würde es aber trotzdem wieder machen und weiterempfehlen.

Andres Vega Botera: Der Anfang in Deutschland war schon sehr schwer: Studieren in einer fremden Sprache, Kontakte knüpfen, ankommen. Aber es wird niemals langweilig und man entwickelt sich immer weiter. Ich bin sehr froh, dass ich mich für ein Studium in Deutschland entschieden habe. Es gibt viele schöne Erfahrungen, die ich sonst niemals erlebt hätte.

Welchen Mehrwert hat internationale Kompetenz Ihrer Meinung nach im Ingenieursberuf?
Lina Henao: Ich arbeite aktuell in einem Projekt mit Partnerinnen und Partnern aus London und den USA. Ich finde, man ist flexibler, wenn man mehrere Kulturen kennt. Weil ich selbst einen Perspektivwechsel erlebt habe, kann ich mich besser in andere Sichtweisen hineindenken. Die internationale Zusammenarbeit klappt daher gut.

Andres Vega Botera: Ein großer Vorteil sind nicht zuletzt unsere Sprachkenntnisse. Als Doppelabschluss-Studierende sprechen wir fließend Deutsch und Spanisch. Das ist sehr hilfreich bei Kontakten nach Südamerika oder Spanien.

Zum Thema:
Die nächste Einschreibungsphase für den Studiengang "International Engineering - Electrical Engineering" beginnt am 17. Mai 2022. Individuelle Fragen zum Programm beantwortet Lisa Feldkamp.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken