Die Träger der stationären Erziehungshilfen ("Heimerziehung") haben in den letzten Jahren immer deutlicher wahrgenommen, wie wichtig es für die Entwicklung der Kinder ist, dass ihre Eltern sie beim Leben in der Wohngruppe unterstützen. Auch wenn Eltern ihre Kinder in der Familie nicht so fördern und erziehen konnten, dass diese in der Familie verbleiben konnten, bleiben sie doch als Sorgeberechtigte und Eltern von hoher Bedeutung. Das Modellprojekt der Diakonie RWL, an dem neun diakonische Träger beteiligt sind, erforscht und entwickelt neue Möglichkeiten, wie Eltern vom ersten Tag, an dem das Kind die Familie verlassen muss, in der Mitverantwortung verbleiben und ihre Kräfte und Kompetenzen gestärkt werden können. Alle neun Einrichtungen entwickeln hierzu gemeinsam mit Eltern, deren Kinder in den Wohngruppen leben, konkrete Ideen. Dabei geht es z.B. um eine bessere Einbindung und Unterstützung der Eltern im Aufnahmeprozess, um die Gründung eines Elternbeirates, die Umgestaltung eines Elterncafés oder die intensivere Einbindung der Eltern in den Erziehungsalltag der Wohngruppe. Bei einem Zwischentreffen in der Diakonie berichteten die Einrichtungen vom Stand ihrer Projekte und tauschten sich über Fragen und Herausforderungen aus.

Es zeigte sich erneut, dass es möglich ist, Praxisforschungs- und Praxisentwicklungsprojekte in der Sozialen Arbeit gemeinsam mit Klientinnen und Klienten durchzuführen. Zwischen Eltern und Fachkräften findet ein offener und reger Austausch statt; das gemeinsame Ziel, dass es den Kindern in der Wohngruppe gut gehen möge, verbindet alle Beteiligten. Die jeweiligen Entwicklungsprojekte werden von den Referenten der Diakonie RWL und der Fachhochschule Münster begleitet, dokumentiert und ausgewertet. Im Frühjahr 2015 findet eine große öffentliche Fachtagung am Standort Münster statt; anschließend erscheint ein Buch über die Erfahrungen und Ergebnisse des Projektes. Ziel des Projektes ist es, Träger der stationären Jugendhilfe dafür zu sensibilisieren, dass die Herkunftseltern im Erziehungsprozess gebraucht werden und Heimerziehung heute nicht mehr als "familienersetzende Maßnahme" sondern als gemeinsames Vorhaben mit den Familien konzipiert werden kann und soll.
(Autor: Dr. Remi Stork, Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe e.V.)

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