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Experte zur Kritik an Windkraftanlagen: Neid ist oft Auslöser

Rund 800 Windkraftanlagen stehen im Münsterland. Und die Windenergie wächst stetig – trotz teils heftiger Kritik an der Technologie. Was da wirklich dran ist, darüber sprechen wir mit Prof. Dr. Peter Vennemann vom Fachbereich Energie - Gebäude - Umwelt.

Herr Prof. Vennemann, weshalb stehen Windkraftanlagen immer wieder in der Kritik?

Keine Technik ist ohne Umweltauswirkungen: Windkraftanlagen erzeugen Schatten, emittieren Geräusche, können bedrängend wirken und an bestimmten Standorten mit Vögeln oder Fledermäusen kollidieren. Aber im Vergleich zu anderen Stromerzeugungstechniken sind die Auswirkungen gering. Schon nach wenigen Monaten hat die Anlage mit ihrer Stromproduktion den Primärenergiebedarf kompensiert, der für ihre Herstellung notwendig war. Wichtiger scheint mir ein anderer Punkt zu sein: Wenn einige Menschen auf Kosten anderer, in deren Sichtfeld sich die Anlagen befinden, viel Geld verdienen, entsteht Neid. Tier- oder Gesundheitsschutz wird dann vorgeschoben, weil sich die Menschen anders nicht zu wehren wissen. Für die Akzeptanz sind genossenschaftliche Bürgerwindparks sehr hilfreich und führen dazu, dass Windkraftanlagen positiv wahrgenommen werden.

 

Aber ist Windstrom nicht auch fürchterlich teuer?

Die aktuellen Ausschreibungen der Bundesnetzagentur zeigen, dass den Betreibern von Onshore-Windkraftanlagen, also Windrädern auf dem Festland, eine Vergütung zwischen etwa vier und sechs Cent pro Kilowattstunde genügt. Betreiber von Offshore-Anlagen vor den Küsten und auf See wollen teilweise sogar ganz ohne Förderung auskommen. Sie rechnen dabei mit steigenden Börsenpreisen aufgrund des Kernenergie-Ausstiegs, höheren Preisen für Emissionszertifikate und steigendem Stromverbrauch durch Elektromobilität und den Betrieb von Wärmepumpen. Diese Preise müssen schon heute mit Steuern und Abgaben künstlich stark erhöht werden, um Verschwendung zu vermeiden. Das bedeutet: Windstrom ist nicht nur bezahlbar, er ist sogar vergleichsweise günstig.

 

Können wir uns also bei der Energiewende auf die Windkraft verlassen?

Nicht ganz – zwar stammen 40 Prozent unseres Stroms, der aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, aus Windkraft. Aber noch besser, als Strom durch Windkraft zu erzeugen, ist es, keinen Strom zu verbrauchen. Benötigen wir einen zweiten oder besonders großen Kühlschrank? Kann die Wäsche auch auf der Leine statt im Trockner trocknen? Oft kompensieren wir Effizienzgewinne: Weil die LED-Technik wenig Strom benötigt, installieren wir eine aufwändigere und hellere Beleuchtung. Auch über den Konsum von Produkten verursachen wir einen erheblichen Teil unseres Energieaufwands: So wurde das Tiefkühlfertiggericht irgendwo von einer elektrisch angetriebenen Kältemaschine eingefroren. Frische Waren verursachen meist weniger Emissionen. Nur wenn wir unseren Stromverbrauch auf ein Minimum reduzieren, können wir uns auf die Windkraft verlassen.

 

Hinweis der Redaktion:

Im Interview nennt Prof. Vennemann Gründe, weshalb Windkraftanlagen möglicherweise kritisiert werden. Daneben können selbstverständlich weitere Beweggründe vorliegen, Windkraftanlagen abzulehnen. Wir veröffentlichen diesen Hinweis als Reaktion auf die Anmerkung von Windkraftgegnern.

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