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Siedlungsabfallwirtschaft und kommunale Entsorgungsbetriebe in Japan und Deutschland

Die Siedlungsabfallwirtschaft in Japan und Deutschland ist sehr unterschiedlich organisiert, strukturiert und finanziert. In Deutschland sind bereits tief greifende Strukturveränderungen im Zuge des Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetzes in der Siedlungsabfallwirtschaft eingetreten, in Japan vollzieht sich derzeit ein Wandel von der steuer- zur gebührenfinanzierten Siedlungsabfallwirtschaft.
In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) finanzierten deutsch-japanischen Kooperationsprojekt, an dem auch die FH Fulda und die FH Mainz beteiligt waren, wurde die Siedlungsabfallwirtschaft beider Nationen miteinander verglichen und volks-wirtschaftliche Stärken und Schwächen ermittelt
Zielsetzung war die Analyse der Auswirkungen der Institutionalisierung der Kreislaufwirt-schaft auf die kommunalen Entsorgungssysteme jeweils unter Berücksichtigung der nationa-len Gegebenheiten. Durch die Untersuchung der Zusammenhänge bei der Finanzierung (Steuern bzw. Gebühren), den Entwicklungen bei den Massenströmen, den Zuständigkeiten der am Markt tätigen Akteure (Kommunalbetriebe und Private) und der Preisentwicklung und -regulierung sollten für Japan und Deutschland Ansätze für eine Neuorientierung unter den Aspekten new public management und Daseinsvorsorge erarbeitet werden.




Aus dem Projekt lassen folgende wesentlichen Erkenntnisse festhalten:
1. Finanzierung der abfallwirtschaftlichen Leistungen
Der Grad der getrennten Erfassung von Abfällen, die Art der getrennten Erfassung von Abfällen (Sack oder Behälter) sowie die regionalen, geografischen und klimatischen Unterschiede zwischen Japan und Deutschland haben einen wesentlichen Einfluss auf Abfallmengen und Verwertungsquoten. Darüber hinaus ist insbesondere der Aspekt des Fi-nanzierungssystems hervorzuheben. Während in Japan weitgehend eine Finanzierung der gesamten Abfallwirtschaft aus Steuermitteln stattfindet, wird in Deutschland die Ab-fallwirtschaft nahezu vollständig aus Gebühren finanziert. Dabei haben in allen deutschen Bundesländern die Gebührensysteme Anreize zu bieten, damit die Gebührenschuldner (in Anspruchnehmer der Abfallwirtschaft) Abfälle vorrangig vermeiden, getrennt sammeln und verwerten.

2. Benchmarking Müllabfuhr
Grundsätzlich wurde nachgewiesen, dass die in Deutschland entwickelte Methodik für ein Benchmarking in der Müllabfuhr / Entsorgungslogistik auf Japan übertragbar ist. Auch ein Vergleich der Benchmarking-Ergebnisse aus Deutschland und Japan ist trotz der sehr unterschiedlichen örtlichen Rahmenbedingungen möglich. Hieraus abgeleitet werden können Ansätze für Verbesserungen (Qualität, Service, Akzeptanz, Effizienz, Kosten).

3. Benchmarking Müllverbrennungsanlagen
Im Bereich des Benchmarkings von Müllverbrennungsanlagen wurde eindeutig nachge-wiesen, dass die in Deutschland entwickelte Methodik ohne Einschränkung auf die japa-nischen Verhältnisse übertragbar ist. Auch die Ergebnisse und damit die Vergleichbarkeit der ermittelten Daten zwischen Deutschland und Japan sind (im Gegensatz zur Müllabfuhr) direkt und umfassender vergleichbar, so dass eindeutig eine umfassende Implementierung von Benchmarking im Bereich Müllverbrennung (wie auch im Bereich Entsor-gungslogistik) empfohlen werden kann.

Die Ergebnisse wurden auf einer Reihe von gemeinsamen Veranstaltungen in Japan und Deutschland vorgestellt.
- 27.-29.01.03 Münsteraner Abfallwirtschaftstage
- 27.-30.03.03 Symposium Kyoto / Nagasaki
- 05.-15.10.03 Besuch einer japanischen Delegation (Münster/Augsburg)
- 09./10.10.03 Liberalisierungskongress "Quo vadis Abfallwirtschaft" in Augsburg
- 22.-29.05.04 Besuch einer deutschen Delegation von Kyoto/ Hirakata/ Tokyo (Benchmarking in der
Restabfallabfuhr
- 29.11.-3.12.04 Symposium Kyoto / Nagasaki
Des Weiteren werden die sich aus diesen Erkenntnissen entwickelten konkreten zwei Benchmarkingprojekte mit einem erweiterten Teilnehmerkreis fortgesetzt.

Ausblick
Bei entsprechenden Folgeuntersuchungen ist es sinnvoll, die entwickelte und nunmehr in Japan getestete Benchmarking-Methode weiter zu entwickeln und u.a. den Umfang der beteiligten Betriebe auszuweiten (aus unterschiedlichen Regionen, mit Betrieben unterschiedli-cher Betriebsformen wie beispielsweise Eigendurchführung oder Drittbeauftragung, Berück-sichtigung der unterschiedlichen Finanzierungssysteme).
Des Weiteren ist ein regelmäßiger Erfahrungsaustausch zu speziellen Themen (beispiels-weise Elektroaltgeräte-Recycling, Produktverantwortung, Gebührensysteme, CO2, Auswirkungen der Abfallwirtschaft, Nachhaltigkeit und Transdisziplinarität der unterschiedli chen Ansätze) angedacht.
Um entsprechende Effizienzpotenziale nicht nur zu erkennen, sondern auch zu erschließen sollte das Element des Benchmarkings sowohl in Japan als auch in Deutschland umfassend in die Betriebe implementiert werden. Neben den Effizienzpotenzialen sind dabei auch andere Aspekte wie Qualität der Dienstleistung, Klimaauswirkungen, Nachhaltigkeitsaspekte in den diesen Prozess zu integrieren.

 

Projektleitung


Prof. Dr.-Ing. Sabine Flamme
Fachbereich Bauingenieurwesen
Corrensstraße 25
48149 Münster
Tel: 0251 83-65253
Fax: 0251 83-65260

flammefh-muensterde

Dieses Projekt wurde von Prof. Dr.-Ing. Bernhard Gallenkemper geleitet, der sich mittlerweile im Vorruhestand befindet.

Mitarbeitende


  • Dipl.-Ing. Gotthard Walter

Projektzeitraum


vom 01.07.2003 bis 01.06.2005

Finanzierung


  • DFG
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