Diese Teilstrategien geben auch die Anforderungen für unsere Prozesse (inklusive Maßnahmen und Instrumente) sowie Strukturen vor. In unserer Transferstrategie sind klare Zyklen zu erkennen: Transfer 1.0 bis Ende 2004, Transfer 2.0 bis Ende 2015, Transfer 3.0 bis Ende 2020 und Transfer 4.0 seit 2021.

Transfer 1.0: Potenziale heben

Dass Kooperation & Innovation heute gelebte Kernaufgaben unserer Hochschule sind, beruht auf einem seit 1998 konsequent umgesetzten Grundsatz: Bildung und Forschung sind gleichwertige Perspektiven, die wechselseitig qualitätssteigernd wirken und einen klaren Anwendungs- und Transferbezug haben. Da die Lehre damals an HAW noch deutlich im Vordergrund stand, galt es, die Forschungspotenziale besonders zu fördern. Deswegen kreierten wir Ende der 1990er Jahre als "Forschungsoffensive" ein Anreizsystem aus diversen Bausteinen.


Durch die erfolgreiche Beantragung interdisziplinärer Forschungseinheiten besetzen wir profilbildend neue Themen und stießen intensiver und proaktiver Projekte mit Unternehmen an. Die bis dahin mit nur mit einem Mitarbeiter besetzte und im Wesentlichen auf externe Anfragen reagierende Transferstelle verstärkten wir gezielt durch drittmittelfinanzierte branchen-, technologie- oder regionalspezifische Projekte. So startete 2001 "Train" als gemeinsame Initiative mit dem Kreis Steinfurt.

Transfer 2.0: Professionalisierung von Strategien, Prozessen, Strukturen

Die Transferstrategie wurde mit dem HEP II (2005-2010) und HEP III (2011-2015) feinjustiert, in konkrete Maßnahmen und Instrumente übersetzt, erprobt und evaluiert. Die FH Münster verfügt über eine starke Prozessorientierung als Bestandteil des Qualitätsmanagements. Wir analysierten daher einzelne Innovationsaktivitäten, leiteten daraus Prozesse ab und professionalisierten Strukturen. So entstanden verzahnte Teilstrategien u. a. zu Gründung, Beteiligungen sowie Verwertung. Letztere formulierten wir als erste HAW in NRW.

  • Wichtige Strukturelemente in der Teilstrategie zur Forschungsförderung sind seitdem die Forschungsinstitute. Sie sollen die interdisziplinäre Forschung als Innovationsbasis stimulieren.
  • 2008 richteten wir als eine der ersten HAW ein Promotionskolleg ein, legten ein Stellenprogramm für kooperative Promotionen auf und stärkten so den wissenschaftlichen Nachwuchs und den akademischen Mittelbau.
  • Die TAFH entwickelte Instrumente wie Strategieworkshops und übertrug Ansätze des Customer-Relationship- sowie des Key-Account-Managements auf die Hochschule. Auch rückte der Ausbau dualer Studiengänge und der Weiterbildung immer stärker in den Fokus, um mit unserer hohen Sach- und Fachkompetenz auf das verstärkte Bedürfnis nach lebenslangem Lernen zu reagieren.
  • Das Veranstaltungsangebot "PLUSPUNKT" verzahnte die Angebote von Career Service und Gründungsberatung. Und da Vertrauen ein zentraler Faktor für erfolgreiche Innovationen ist, systematisierten wir unsere Kooperationen und entwickelten Instrumente, diese zu intensivieren und auf das nächste Partnerlevel zu bringen.

Transfer 3.0: Transfer 2020 und Teilstrategien für weitere Entwicklungsfelder

Mit dem HEP IV (2016-2020) griffen wir mit "Transfer 2020" als eines seiner strategischen Entwicklungsfelder gezielt die Verzahnung unserer Kernprozesse Bildung, Forschung und Transfer auf und konzipierten im Sinne einer "engagierten" Hochschule alternative und integrierte Dienstleistungs- und Verwertungsformen. "Return on Investment" sollten bereits damals spannende Forschungsfragen, Stärkung des Mittelbaus sowie Chancen für den wissenschaftlichen Nachwuchs, neue Partnerschaften und gesellschaftliche Impulse für eine lebenswerte, attraktive Region sein.

Weiterhin optimierten wir die Übergänge zwischen Studium und Beruf, verwerteten "Intellectual Property" und Know-how gezielter, bauten das Beteiligungskonzept aus und traten mit Weiterbildungsangeboten an ausländische Hochschulen heran. Die erforderlichen Hochschulmittel sicherte die Forschungsoffensive II ab. Dank unserer klaren Strategieausrichtung konnten wir uns auch in zwei profilbildenden Programmen durchsetzen:

  • Bis 2018 erarbeitete sich die FH Münster vor allem bei "Science / Business" national und teilweise auch international einen Namen. Im Sinne der "Third Mission" umfasste unser Transferverständnis aber immer schon kulturelle, soziale und politische Aspekte und schloss viele Gruppen ein. Mit Unterstützung durch die Bund-Länder-Initiative "Innovative Hochschule" verankerten wir in unserem Entwicklungsfeld "Gesundheit leben" nun "Science / Society" deutlich sichtbarer (angepasste Strategieversion "Transfer 3.1"). Hierfür definierten wir wieder themen- und zielgruppenspezifisch klare übergeordnete Ziele und initiierten passende Maßnahmen entlang der vertikalen und horizontalen Wertschöpfungsketten. "münster.land.leben - Gesundheit, Teilhabe und Wohlbefinden im ruralen Raum" ist heute ein offizielles Leitprojekt des Münsterlands.
  • 2020 entwickelten wir dann eine gesonderte Academic Scorecard zu Entrepreneurship (Transfer 3.2). Dank einer Förderung durch "EXIST-Potentiale" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie und weiterer Programme bauten wir die Gründungsförderung massiv aus und bezeichnen uns seit 2020 offiziell als Gründerhochschule. Beide Entwicklungen zeigten, wie gut verzahnt das "Innovation Triangle" agiert. Sie erfolgten unter Einbindung der Fachbereiche, Institute sowie zentraler Gremien und selbstverständlich externer Partner.

Transfer 4.0: Auf Herausforderungen zukünftiger Arbeits- und Lebenswelten antworten

Die aktuelle Transferstrategie ist eine konsequente Weiterentwicklung sowie Feinjustierung der Vorgängerversionen und stringent mit dem HEP V (2021-2025) verflochten. Er trägt den plakativen Namen "Wunderbar wandelbar", denn unsere Welt ist geprägt von großer, stetig wachsender Dynamik mit vielen neuen Chancen, aber auch Herausforderungen. Als strategische Antwort darauf wollen wir Magnethochschule werden und die Attraktivität unserer Bildungsangebote sowie unsere Rolle als gesuchter Forschungs- und Innovationspartner stärken. Und wir wollen Wandel proaktiv gestalten, somit auf zukünftige Arbeits- und Lebenswelten vorbereiten sowie Antworten auf die Herausforderungen zukünftiger Arbeits- und Lebenswelten finden.

Als Transfer 4.0 übersetzen wir dies insbesondere in folgende Ziele und Maßnahmen:

  • Wir ermöglichen lebenslanges Lernen, indem wir Weiterbildungsprogramme etablieren und unser Alumni-Netzwerk weiter ausbauen. Wir schärfen die inhaltliche und interdisziplinären Profilbildung, entwickeln hierfür bestehende Schwerpunktthemen weiter und positionieren Nachhaltigkeit und ausgewählte Zukunftstechnologien stärker als Forschungsfelder.
  • Wir internationalisieren Forschung und Innovationsprozesse; dazu vernetzen wir uns mit ausländischen Partnerhochschulen und deren Regionen.
  • Wir füllen Open Innovation und Open Science mit Leben und erproben dafür beispielsweise neue Dialog-, Interaktions- und Projektformate.
  • Wir stärken Technologien, Innovationen und Entrepreneurship in der Region, indem wir unsere Zukunftsräume sowie FHOrte ausbauen und vernetzen, zur Verzahnung von Innovations- und Personalentwicklung beraten, die Langfristigkeit von münster.land.leben sichern und Gründungsinteressierte sowie Gründungen begleiten.

Transfer 4.1: Wandel nachhaltig gestalten

Der HEP V entstand kurz vor dem Ausbruch der weltweiten COVID-19-Pandemie. Mit dem Anspruch, Wandel gestalten zu wollen, hatte unsere Hochschule ungewollt hellseherische Fähigkeiten. Die Pandemie deckt unverfälscht Lücken in Strategien, Prozessen und Strukturen auf und wirkt als Wandelbeschleuniger. Sie bedeutet für uns Bildung, Forschung und Cooperation & Innovation in einer extrem veränderten Welt. Trotz langjähriger Erfahrungen, die auf unserem hohen Qualitätsanspruch mussten wir vielfach improvisieren und direkt mit dem "Doing" beginnen. Unser Fazit nach fast zwei Jahren Pandemie: nahezu alles geht digital.

Der alltägliche Gebrauch digitaler Tools wie Videokonferenzsysteme steigerte deren Akzeptanz bei allen Zielgruppen beträchtlich. Selbst der für Innovation zentrale Faktor, partnerschaftliches Vertrauen, konnte durch eine hohe Grundbereitschaft aller Beteiligten zumindest gesichert werden. Räumliche Distanzen, in ländlich geprägten Regionen durchaus ein komplexer Projektfaktor, verloren an Bedeutung. Die Pandemie forcierte daher sogar unsere Internationalisierung.

In jeder Krise stecken auch Chancen. Mit den richtigen Rückschlüssen aus der Pandemie wird eine feinjustierte Strategie "Transfer 4.1" noch besser die Umsetzung der im HEP V formulierten Ziele und Maßnahmen unterstützen, wenn wir uns konsequent an agilen, persönlichen, hybriden, interregionalen und zukunftsweisenden Innovationsansätzen strategisch orientieren.

Die FH Münster kann so als neutraler Ideenkatalysator, Innovationspartner und Change Manager weiterhin zentrale Beiträge leisten, die hohe Lebensqualität in unserer Region zu sichern - und national und international zu wirken.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken