Pflegestudierende entwickeln Broschüre für Angehörige bei Fehl- und Totgeburten

Oft noch ein Tabuthema: Um Betroffene und Angehörige bei Fehl- und Totgeburten mit ihren Fragen an die Hand zu nehmen, entwickelten 13 Pflegestudierende eine Broschüre. Der Projektpartner RuheForst hat das Ergebnis als Druckerzeugnis und frei zugänglich als PDF herausgegeben.

„Kinder, die den Himmel erreicht haben, noch bevor sie das Licht der Welt erblicken durften“, so leitet die Broschüre „Sternenkinder im RuheForst“ ihr erstes Kapitel ein. Genauer bezeichnet der Begriff „Sternenkinder“ solche, die vor, während oder kurz nach ihrer Geburt versterben und nicht bestattungspflichtig sind. Ein ernstes Thema, über das viel zu wenig offen gesprochen wird – so die Teilnehmenden und Lehrenden eines studentischen Projekts. Um vorrangig Eltern und Angehörige mit ihrer Trauer und ihren Fragen an die Hand zu nehmen, entwickelten 13 Bachelorstudierende drei verschiedener Pflegestudiengänge des Fachbereichs Gesundheit eine Broschüre – als Druckerzeugnis sowie frei zugänglich als PDF. Projektpartner und Herausgeber der Broschüre ist die RuheForst® GmbH. Im RuheForst – das sind über ganz Deutschland verteilte öffentlich zugängliche Waldgebiete und Ruhestätten für Verstorbene – können Sternenkinder kostenfrei in sogenannten RegenbogenBiotopen bestattet werden.

„Es hat sich gezeigt, dass das Thema Sternenkinder auch in vielen Kliniken noch ein Tabu ist. Wir brauchen einen anderen Umgang damit und mehr Bewusstsein dafür in der Gesellschaft“, sagt Prof. Claudia Oetting-Roß, die das Studierendenprojekt gemeinsam mit Dekan Prof. Dr. Rüdiger Ostermann geleitet hat. Die Broschüre erklärt, was Sternenkinder sind und geht auf die Trauer der Eltern, näheren Angehörigen und Geschwister ein. Sie zeigt, welche nächsten Schritte etwa zur Bestattung auf die Eltern zukommen und erklärt die Möglichkeit, die Sternenkinder in einem RuheForst beizusetzen. Auch auf die über die Jahrzehnte veränderte Gesetzeslage geht die Broschüre ein. „Viele Betroffene haben sich für eine Gesetzesänderung stark gemacht“, so die Projektleiterin. Heute gelten sowohl Tot- als auch Fehlgeburten als Sternenkinder und können seit Ende 2018 auf Wunsch der Eltern bestattet werden. Vorher galt dafür ein Mindestgewicht von 500 Gramm.

Zunächst hat sich das Projektteam selbst mit Sternenkindern auseinandergesetzt. „Die Studierenden haben sich überlegt, was sie zum Thema wissen möchten. Das ging in ganz verschiedene Richtungen – emotional, rechtlich, wie sind Sternenkinder definiert und wer definiert sie?“, erzählt Oetting-Roß. In Kleingruppen haben die Pflegestudierenden dann je ein Kapitel erarbeitet. Viel Diskussion gab es im Projektteam zur Wort- und Bildwahl. „Aus der Forschung wissen wir, dass Eltern sich klare Worte wünschen; Fakten und eindeutige Definitionen helfen“, erklärt die Professorin. Doch auch Mitgefühl und die Würde des Sternenkindes sollten im Text eine wichtige Rolle spielen. „Was wird als zu pathetisch empfunden, was ist zu faktisch? Es war herausfordernd und doch Ziel, mit der gesamten Gruppe einen Konsens zu finden.“ Das Ergebnis stellten die Studierenden dann ihrem Projektpartner RuheForst vor.

„Aufgrund meiner beruflichen Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin hatte ich bereits Kontakt zu Betroffenen“, sagt Annika Terhürne, Studentin der Berufspädagogik im Gesundheitswesen. „Bezüglich der wahrgenommenen Überforderung hinsichtlich organisatorischer Aspekte erhoffe ich mir durch dieses Projekt, betroffene Eltern und deren Zugehörige mit hilfreichen Informationen zu versorgen, sodass diese ihr Hauptaugenmerk auf den Trauerprozess legen können.“ Auch ihre Kommilitonin Patricia Böhm konnte viel aus dem Seminar mitnehmen: „Über das Thema Sternenkinder wird nur selten gesprochen. Umso spannender empfand ich das Projekt, in dem wir offen reden, diskutieren und uns für die Relevanz der Thematik sensibilisieren konnten."

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