Angekommen in Jerusalem (Freitag, 24.02.2023)

Nachdem wir Donnerstagabend sicher in Tel Aviv gelandet sind und unseren kompetenten und offe-nen Tourguide Uriel kennengelernt haben, ging es direkt nach Jerusalem ins Hotel, in dem wir die nächsten fünf Nächte verbrachten. Nach einem gemeinsamen Abendessen lernten wir bereits den lebhaften Markt Jerusalems mit bunten und vielfältigen kulinarischen Eindrücken kennen. Der erste Tag der Exkursion begann dann mit einer Einführungstour zu verschiedensten Sehenswür-digkeiten und Vierteln Jerusalems, so dass wir einen Überblick über das interkulturelle Leben der Menschen und das Nebeneinander der unterschiedlichen Konfessionen erhielten. Wir starteten auf dem 809 Meter hohen Ölberg (auf Hebräisch har hasitim/Olivenberg), welcher seinen Namen auf-grund der angepflanzten Olivenbäume erhielt und gegenüber dem Tempelberg liegt. Der Ölberg ist sowohl für das Judentum, das Christentum als auch für den Islam ein bedeutender Ort. Der westliche Hang des Berges ist übersäht mit jüdischen Gräbern, da Jüd*innen dort mit einer Wiederkunft des Messias rechnen. Wir stiegen den Hang hinab und erhielten Einführungen zu verschiedensten Orten auf dem Hang des Ölbergs, wie bspw. den Garten Gethsemane. Unten angekommen, ging es mit dem Bus Richtung Alt-stadt und damit zur Klagemauer. Andere beeindruckende Orte waren die Stationen der Via Dolorosa, der sogenannte Kreuzweg. Die Tour endete schließlich bei der Grabeskirche. Diese wird von sechs ver-schiedenen Glaubensgemeinschaften geführt, was sich in einem diversen Bild in der architektoni-schen Ausgestaltung widerspiegelt. Gerade der Markt im muslimischen Viertel, durch den der Kreuz-weg verläuft, war mit seinen bunten und vielfältigen Läden ein echter Hingucker. Am Ende konnten alle noch einmal ein paar freie Minuten genießen und die Altstadt auf eigene Faust entdecken.

Am tiefsten Punkt der Erde (Samstag 25.02.2023)

Da am Samstag aufgrund des Shabbats ein Großteil der Einrichtungen und Geschäfte geschlossen blieb, nutzten wir die Zeit, um die Umgebung Jerusalems zu erkunden. Wir fuhren in die Judäische Wüste, in der wir das Naturreservat En Gedi besuchten, welches am Westufer des Toten Meeres gelegen ist. Nach einem steilen und steinigen Aufstieg bei sommerlichem Wetter wurden wir mit einem beeindruckenden Ausblick belohnt. Zwei natürliche Wasserbecken, die von Regenwasser gespeist werden, konnten für ein erfrischendes Bad genutzt werden. Zudem gab es zum Erstaunen aller auch einige Wasserfälle zu besichtigen. Oben angekommen, befanden wir uns immer noch deutlich unter dem Meeresspiegel.

Als nächstes besuchten wir ein Unternehmen, das sich den immens hohen Salzgehalt des Toten Meeres zunutze macht, um mit dem abgepumpten Schlamm Pflegeprodukte herzustellen. Der Salzgehalt des Toten Meeres liegt bei ungefähr 33% (zum Vergleich: in der Nordsee liegt dieser bei ca. 3,5%), was das Wasser zu einer gesättigten Kochsalzlösung macht. Aufgrund dieser Besonderheit gab es auch beim anschließenden Baden im Toten Meer einige Punkte zu beachten, die uns von unserem Reiseguide Uriel mit auf den Weg gegeben wurden. Dazu gehörten beispielsweise das Verbot von Kraul- und Brustschwimmen sowie die Empfehlung, maximal 15 Minuten am Stück im Wasser zu bleiben. Mit diesen Tipps im Gepäck konnten wir uns dann scheinbar schwerelos im Meer treiben lassen.

Yad Vashem - ein Spiegelbild der Erinnerungskultur (Sonntag 26.02.2023)

Am Sonntag besuchten wir in Jerusalem die Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem. Yad Vashem, sinn-gemäß mit "Denkmal und Name" zu übersetzen, ist die Gedenkstätte zur Erinnerung an den Holo-caust. Die Ausstellung nimmt bewusst die Perspektive der Jüd*innen in den Fokus und skizziert ein-drucksvoll die Geschichte der Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen. Anhand von Videodar-stellungen, Fotografien, Dokumenten und Kunstwerken wird aus jüdischer Sicht die Geschichte des Holocausts dargestellt. Die geführte Tour beginnt beim jüdischen Leben in Europa vor dem Holocaust, leitet über zum Natio-nalsozialismus in Deutschland, zum Zweiten Weltkrieg und zu der Vernichtung jüdischen Lebens in Polen. Thematisiert wird dann die Internierung in Konzentrations- und Vernichtungslagern. Die Aus-stellung schließt mit der Situation der Überlebenden, der Suche nach Angehörigen und der Auswan-derung nach Israel oder in andere Länder ab. Die Architektur und Gestaltung der Ausstellung untermauern auf beeindruckende Art und Weise die Dokumentation dieser Geschichte. Die Namensgebung der Gedenkstätte geht zurück auf die Bibelstel-le Jesaja 56,5, in der es heißt: "Und denen will ich […] ein Denkmal (Yad) und einen Namen (Shem) geben; einen ewigen Namen, der nicht vergehen soll". An dieser Stelle wird deutlich, dass sich Yad Vashem wesentlich von Gedenkstätten in Deutschland unterscheidet. Im Kern geht es weniger um die Erforschung des Holocaust, sondern um das Bestreben, ein ehrwürdiges Gedenken an die ermordeten Jüd*innen in Europa zu schaffen.

In drei Minuten am Unfallort - United Hatzalah (Sonntag, 26.02.2023)

Die Rettungsorganisation United Hatzalah wurde 2006 gegründet und wird vollständig durch Spenden finanziert. United Hatzalah betreibt mit 6.000 Freiwilligen ein landesweites First-Responder-Netz aus zertifizierten Emergency Medical Technicans, Paramedics und Ärzt*innen.

Die Organisation entwickelte ein GPS-gestütztes Ortungs- und Einsatzdispositionssystem, den sogenannten Life Compass. Dieser ermöglicht es, den*die Helfende, der*die die kürzeste Entfernung zum Unfallort hat, für einen Notfall zu identifizieren und zu alarmieren. Die Reaktionszeit der freiwilligen Helfenden beträgt durchschnittlich drei Minuten. Das selbstgesetzte Ziel der Organisation ist sogar, unter 90 Sekunden am Notfallort einzutreffen. Im Gegensatz zu den ca. 6.000 freiwilligen Ersthelfenden sind die Mitarbeitenden in der Kommandoleitstelle United Hatzalahs Angestellte. Die Aufgabe, die Notrufe zu koordinieren, wurde uns als höchstanspruchsvoll beschrieben, da hier permanente Aufmerksamkeit und Konzentration gefordert ist. Während unseres Besuches durften wir miterleben, wie Anrufe bzw. Notfälle reinkamen und das United Hatzalah Team in wenigen Sekunden reagierte und die Erstversorgung koordinierte.

Die Aufgabe von United Hatzalah-Helfenden ist also die Überbrückung der Zeit als First Responder bis zum Eintreffen des regulären Rettungsdienstes, der in Israel zwischen neun bis 25 Minuten benötigt. Die Überlebenschancen in Notfällen werden durch eine schnelle medizinische Behandlung um ein Vielfaches erhöht. Hierfür nutzt United Hatzalah speziell ausgerüstete Motorroller, sogenannte Ambucycle, die mit einer Notfallausrüstung ausgestattet sind. Für Einsätze in unwegsamem Gelände werden Ambutractors eingesetzt. Diese sind leichtgewichtige Geländekarts, mit denen auch ein behelfsmäßiger Patiententransport möglich ist. Darüber hinaus betreibt United Hatzalah noch weitere Hilfsmittel, wie zum Beispiel auch eigene Rettungswagen.

Das "Tor zum Leben" (Montag 27.02.2023)

Am Montag besuchten wir die Organisation Lifegate für Menschen mit Behinderung verschiedener Altersklassen im Westjordanland. Wir wurden vom Leiter der Organisation, Burghard Schunkert, herzlich empfangen und erhielten eine ausführliche Vorstellung der Geschichte und Arbeit von Lifegate. Im Westjordanland leben Menschen mit Behinderung am Rande der Gesellschaft. Die Mitarbeiter*innen von Lifegate haben sich zum Ziel gesetzt, Menschen mit Behinderung dahingehend zu unterstützen, das "Tor zum Leben" zu öffnen, und die Menschen in ihrer Selbstständigkeit zu fördern.

Lifegate bietet Kindern ab drei Jahren eine ganzheitliche und individuelle (Früh-)Förderung an. Darüber hinaus bietet Lifegate Therapie-, Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen und fördert deren Integration in die Gesellschaft. Eine Tour durch die Einrichtung gab uns die Gelegenheit, einen Einblick in die hervorragende Arbeit zu bekommen, die für die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen in der Region geleistet wird. Da der Staat keinerlei Hilfen oder finanzielle Unterstützung anbietet, erwirtschaftet Lifegate mit der Produktion verschiedener Güter, wie zum Beispiel Christbaumschmuck aus Olivenholz und seit neuestem sogar deutschen Backwaren, sowie dem Einwerben von Spenden das Budget selbst.

Abschied nehmen im Land der Auferstehung (Montag 27.02.2023)

Nachdem wir das Westjordanland wieder verlassen hatten, besuchten wir das St. Louis French Hospital in Jerusalem, das erste palliative Krankenhaus, welches 1851 gegründet wurde. Eine gemeinnützige katholisch-christliche Einrichtung, in der muslimische, jüdische und christliche Gäste willkommen geheißen werden, um ihre letzte Reise anzutreten. Die Mission des St. Louis Hospitals ist es, Menschen am Lebensende durch die Bereitstellung professioneller Pflege, Medizin und sozialer Unterstützung zu begleiten. Dabei werden 60 Gäste von insgesamt 80 Pflegenden und 20 Freiwilligen rund um die Uhr in drei Schichten betreut.

Die Gäste werden in drei Flügeln untergebracht, welche sich aus den Abteilungen der Geriatrie, Onkologie und komplexer Pflege zusammensetzen. Unabhängig von Sprache, Religion und Nationalität liegt der Schwerpunkt bei der Begleitung von Erwachsenen und deren Familien sowie Angehörigen. Der jüngste Gast war bei unserem Besuch 23 Jahre alt. Das multiprofessionelle Team arbeitet dabei Hand in Hand, um den Bedürfnissen jedes Gastes gerecht zu werden und auf die individuellen religiösen Abschiede eingehen zu können. Durch den Besuch konnten wir nicht nur spannende Einblicke in die Arbeitsabläufe sowie das Gesundheitssystem Israels, sondern ebenfalls in die Freiwilligenarbeit vor Ort gewinnen. Der Besuch endete mit einem wundervollen Ausblick über die Dächer Jerusalems.

Der "Frühlingshügel" - Tel Aviv (Dienstag 28.02.2023)

Nach der letzten Nacht in Jerusalem kehrten wir der "heiligen Stadt" den Rücken zu und machten uns morgens auf den Weg nach Tel Aviv. Bei sommerlichen Temperaturen kamen wir an der Tel Aviv University an, wo uns Dr. Ronen Segev vom Departement of Nursing herzlich empfing. Nach einem kurzen Spaziergang über den Campus lernten wir einige der Dozierenden kennen, die uns über die verschiedenen Ausbildungsprogramme beziehungsweise Studiengänge für Pflegende an der Universität aufklärten. Der anschließende rege Austausch zwischen den Studierenden und den Gastgeber*innen kam kaum zum Erliegen und wurde in die erfrischende Mittagspause hineingetragen. Gestärkt machten wir uns auf den Weg in das Simulationslabor, wo wir Educational Games auf verschiedenen Plattformen testen konnten.

Der letzte Programmpunkt unserer Exkursion war der anschließende Besuch Jaffas, der Altstadt Tel Avivs. Die alten Steingebäude, einer der ältesten Häfen der Welt und das malerische Künstlerviertel bilden einen starken Kontrast zur geschäftigen angrenzenden Metropole Tel Aviv. Ein Streifzug über den Shuk HaCarmel, den größten Markt Tel Avivs, und einen angrenzenden wöchentlichen Künstlermarkt durften zum Schluss nicht fehlen. Der gelungene Abschluss des Tages bildete dann ein malerischer Sonnenuntergang über dem Mittelmeer.

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