„Da kommt eine junge Frau, die Kolleginnen und Kollegen, die seit 30 Jahren hier arbeiten, erzählen will, wie sie sitzen sollen.“ So beschreibt die 28-Jährige die Skepsis, mit der sie zu kämpfen hatte, als sie 2015 im Betrieblichen Gesundheitsmanagement der Behörde anfing. Mehr als 1400 Arbeitsplätze hat sie seitdem besucht – und viele mit ihren Tipps überzeugt.

„Zuerst mache ich den Leuten deutlich, wie viel Zeit wir sitzend verbringen und wie stark sich das auf unsere Bandscheiben auswirkt.“ Dann folgt die Praxis: Julia demonstriert, wie die Bürostühle eingestellt werden müssen, um dynamisches Sitzen zu fördern. Sie checkt die Höhe der Armstützen und des Schreibtisches, überprüft den Neigungswinkel des Computerbildschirms, gibt Hinweise zur augenfreundlichen Beleuchtung – und stellt den Papierkorb um. So weit weg vom Schreibtisch wie möglich.

Neben der Beratung ist Julia auch für das Angebot „Aktive Pause“ verantwortlich, engagiert sich im Qualitätsmanagement und organisiert Ausschreibungen. Ihre Tätigkeit ist im Rahmen des Arbeitsschutzes für den Arbeitgeber verpflichtend. „Wenn ich mir einen Job hätte wünschen können, würde der genau so aussehen.“ Dafür hat sich der manchmal anstrengende Weg dorthin gelohnt. Direkt nach dem Bachelorabschluss hatte Julia zunächst mehrere Teilzeit-Anstellungen in physiotherapeutischen Praxen. „Da wurde mir nochmal richtig klar, dass ich mehr Lust darauf habe, die Menschen zu Prävention zu ermuntern, als sie zu behandeln, wenn es bereits weh tut.“ Gemeinsam mit einigen Freunden, die eine ähnliche Ausbildung und vor allem das gleiche Ziel wie sie hatten, begann sie, auf selbstständiger Basis Präventionskonzepte für Unternehmen zu entwickeln – letztendlich die Eintrittskarte für ihre jetzige Tätigkeit.

Auch das duale Studium war für Julia nicht immer ein Zuckerschlecken. Morgens ab acht Uhr Unterricht und die Arbeit am Patienten in der Schule für Physiotherapie der Uniklinik, nachmittags Seminare und Vorlesungen an unserer Hochschule, abends den anspruchsvollen Stoff vor- und nachbereiten: So sah oft der Studienalltag aus. Doch sie biss sich durch und ist heute froh über den vielschichtigen Input, den sie bekommen hat: „Das fundierte Fachwissen, das ganzheitliche Denken, das Know-how, Maßnahmen zu planen und zu strukturieren: Ich kann das wirklich alles in meinem Job anwenden!“
Von Victoria Liesche