Alles fing 2019 im Seminar von Prof. Steffen Schulz an unserem Fachbereich Design an, der Münster School of Design (MSD). Die Aufgabe: für die Werkstätten Karthaus eine Produktfamilie zu konzipieren und zu gestalten, die den besonderen Umständen und Potenzialen des Kooperationspartners Rechnung trägt. Dort arbeiten Menschen mit Behinderung, und sie sollten die Produkte fertigen können. Dass sie ein Spiel entwerfen wollte, war Natascha früh klar. „Ich habe drei jüngere Geschwister, damit kenne ich mich also aus“, sagt sie lächelnd.
Alle Produkte, die im Seminar entstehen, sollten aus Holz sein. „Da waren wir uns sofort einig“, erinnert sie sich, da die Holzwerkstatt des Kooperationspartners besonders viel Potenzial birgt. Wie ihr Spiel aussehen könnte, darüber hat sie lang nachgedacht. „Karthaus hat einen christlichen Ursprung, und so kam ich auf die Arche Noah.“ Ihre ersten Entwürfe hatten noch sehr viel Ähnlichkeit mit einem Schiff, die Tiere wirkten kantiger. Doch dann war sie da, die Idee, die Holzfiguren auf einer Wippe zu balancieren.
In den Werkstätten der MSD nahm das Spiel Gestalt an: Natascha spannte vier Furnierschichten Holz bogenförmig ein und verklebte das Ganze. Sie sägte die Tiere aus, schliff die Kanten und entwickelte ein Farbkonzept für die Augen von Pinguin und Co – viel echte Handarbeit. Ein Semester hat es gedauert, bis der Prototyp fertig war. Den präsentierte sie zum Abschluss Vertretern der Werkstätten Karthaus. Insgesamt hatten die Studierenden acht Produkte entwickelt – aber nur eines überzeugte so sehr, dass Karthaus es jetzt tatsächlich produziert: nämlich „balancier mich!“ Eine Altersbegrenzung gibt es nicht. Vom kleinen Kind bis zum Senior können es alle spielen, es fördert nämlich die Motorik.
Seit September gibt es das Spiel im Online-Shop der Werkstätten Karthaus unter kollektion-karthaus.de zum Preis von 53,97 Euro zu kaufen. Auch bei der Spielwarenmesse in Nürnberg vor Corona war es schon dabei – und fand direkt großen Anklang. „Die Leute von Karthaus haben mir erzählt, dass mehrere Händler Interesse hatten.“ Und das Institut für Universal Design (IUD) München zeichnete Natascha für ihr Spiel mit dem Universal Design Consumer Award aus. „Ich bin total stolz etwas entwickelt zu haben, das jetzt tatsächlich hergestellt wird“, sagt Natascha, die inzwischen ihr Bachelorstudium beendet hat und in Hamburg lebt. Dort arbeitet sie als Brand & Packaging Designerin.
Von Katharina Kipp