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Mit „TEMPO“ gegen Bakterien: Kilian forscht in Australien

Im März landete Kilian Böttle mit dem Flugzeug in Adelaide, Australien. Pünktlich zum dortigen Herbstanfang. Dank Stipendium und etwas Glück konnte er sich für sein Forschungsprojekt an die University of South Australia begeben, die im Zentrum der ausgedehnten Millionenstadt liegt. Dort wollte er erforschen, wie mit der chemischen Verbindung TEMPO Bakterien bekämpft werden können.

Mit „TEMPO“ gegen Bakterien: Kilian forscht in Australien

Im März landete Kilian Böttle mit dem Flugzeug in Adelaide, Australien. Pünktlich zum dortigen Herbstanfang. Dank Stipendium und etwas Glück konnte er sich für sein Forschungsprojekt an die University of South Australia begeben, die im Zentrum der ausgedehnten Millionenstadt liegt. Dort wollte er erforschen, wie mit der chemischen Verbindung TEMPO Bakterien bekämpft werden können.

Das mehrmonatige Forschungsprojekt ist für Kilian als Masterstudent für Biomedizinische Technik an unserer Hochschule ein wichtiger Teil des Studiums. Und da er im Bachelor nicht die Gelegenheit hatte, ins Ausland zu gehen, wollte er das im Master unbedingt nachholen. „Wirklich in einem anderen Land leben und Teil der Gesellschaft zu werden ist einfach etwas anderes als ein Urlaub“, sagt er. Viele Stipendien sind allerdings nur für die EU oder einen zu kurzen Zeitraum ausgelegt. Dass es mit Australien klappte, lag am Ende auch an etwas „Glück und Networking“, wie er sagt. Über einen Bekannten in Australien kam er mit der Universität in Kontakt, die eine offene Stelle und finanzielle Mittel zu bieten hatte. Danach ging alles ganz schnell und schon bald stieg Kilian in Adelaide aus dem Flugzeug.

Durch die Corona-Pandemie kam dann jedoch einiges anders als gedacht. Wenige Tage nach seiner Ankunft wurden die ersten Schutzmaßnahmen umgesetzt und die Universität lange Zeit nur für wissenschaftliches Personal geöffnet. Studierende aus dem Ausland standen nun vor der Wahl, ob sie in ihr Heimatland zurückkehren wollen oder das Risiko eingehen, in Australien festzusitzen. Kilian blieb. „Ich war ja gerade erst hier angekommen und hatte sowieso noch einige Monate vor mir.“ Zudem war er zuversichtlich, dass die Universität sich schnell an die neue Situation anpassen würde. Er sollte Recht behalten.

Nach anfänglichen Einschränkungen war die Arbeit in den Laboren der Universität schnell wieder möglich. (Foto: 7NEWS Australia)
Nach anfänglichen Einschränkungen war die Arbeit in den Laboren der Universität schnell wieder möglich. (Foto: 7NEWS Australia)

„Die Universität hat extrem schnell auf Online-Lehre umgestellt“, erinnert sich Kilian. Zugang zu den Laboren erhielt er anfangs zwar noch nicht, da die notwendigen Sicherheitseinweisungen nicht möglich waren. Nach wenigen Wochen, die er mit theoretischer Vorbereitung verbrachte, konnte er durch ein neues Sicherheitskonzept dann aber loslegen.

Kilian Böttle begutachtet mit seinem Vorgesetzten Dr. Thomas D. Michl eine vorbereitete Bakterienprobe. (Foto: 7NEWS Australia)
Kilian Böttle begutachtet mit seinem Vorgesetzten Dr. Thomas D. Michl eine vorbereitete Bakterienprobe. (Foto: 7NEWS Australia)

In seinem Forschungsprojekt geht es um TEMPO. Gemeint ist in diesem Fall kein Taschentuch, sondern die chemische Verbindung 2,2,6,6-Tetramethylpiperidinyloxyl. Die könnte in Zukunft eine deutliche Verbesserung bei der Heilung chronischer Wunden ermöglichen. „Ich benutze einen Plasmareaktor, um ein Plasmapolymer herzustellen. Das ist eine ganz dünne Beschichtung“, erklärt Kilian, der für seine Untersuchungen mehrere Proben mit Bakterien vorbereitete. „Das Plasmapolymer besteht aus Nitroxiden und löst sich langsam in wässrigem Milieu auf.“ Durch die Beschichtung mit dem Plasmapolymer kann die Kommunikation der Bakterien gestört werden, was deren Ausbreitung unterdrückt. Die ersten zufriedenstellenden Ergebnisse, die ihm inzwischen vorliegen, werden nun weiter ausgewertet.

Unter dem Mikroskop wird sichtbar, wie gut die Beschichtung aus dem Plasmareaktor (rechts) wirkt. (Foto: 7NEWS Australia)
Unter dem Mikroskop wird sichtbar, wie gut die Beschichtung aus dem Plasmareaktor wirkt. (Foto: 7NEWS Australia)

Bei aller Forschung und trotz der Pandemie blieb Kilian Zeit, das Land in seiner Freizeit besser kennenzulernen. Beeindruckt hat ihn dort neben der Tierwelt auch die selbstverständliche Hilfsbereitschaft der Australier. So erinnert er sich beispielsweise, wie im Supermarkt eine Person ihr Geld vergessen hatte und die Rechnung in Höhe von 100 $ nicht zahlen konnte. „Die nächste Person hat das einfach übernommen, als sei nichts dabei.“

Neben der Arbeit im Labor war es Kilian auch wichtig, das Land kennenzulernen. (Foto: Kilian Böttle privat)
Neben der Arbeit im Labor war es Kilian auch wichtig, das Land kennenzulernen. (Foto: Kilian Böttle privat)

Sein Forschungsprojekt hat Kilian inzwischen abgeschlossen und schreibt nun in Adelaide seine Masterarbeit. Würde er auch danach noch bleiben wollen? „Die Forschung war spannend und ein wichtiger Schritt für mich“, sagt er. Für die Zukunft strebt er allerdings eher eine Tätigkeit im Bereich Vertrieb oder Consulting an. Nach seiner Rückkehr in die Heimat sieht er aber auch noch einen anderen Weg: „Selbstständigkeit ist für mich auch eine Option.“

Von Simon Siebers


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