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Waldemar Korte (l.) und Alexander Hoffmann tauschen sich aus.

Deutschlands erstes Haus aus dem 3D-Drucker: Waldemar und Alexander gehen neue Wege

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein ganz normales Haus. Doch wer genauer hinschaut, bemerkt die scheinbar wellenförmige Fassade. Denn das Objekt in Beckum wurde nicht aus Stein oder Holz gebaut, sondern vor Ort mit dem 3D-Drucker gefertigt – als erstes seiner Art in Deutschland. Und zwei Fachleute – ein Absolvent und ein Student unseres Fachbereichs Architektur, der Münster School of Architecture (MSA) – legten dabei monatelang selbst Hand an: Waldemar Korte und Alexander Hoffmann vom Planungsbüro Mense-Korte ingenieure + architekten.

Deutschlands erstes Haus aus dem 3D-Drucker: Waldemar und Alexander gehen neue Wege

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein ganz normales Haus. Doch wer genauer hinschaut, bemerkt die scheinbar wellenförmige Fassade. Denn das Objekt in Beckum wurde nicht aus Stein oder Holz gebaut, sondern vor Ort mit dem 3D-Drucker gefertigt – als erstes seiner Art in Deutschland. Und zwei Fachleute – ein Absolvent und ein Student unseres Fachbereichs Architektur, der Münster School of Architecture (MSA) – legten dabei monatelang selbst Hand an: Waldemar Korte und Alexander Hoffmann vom Planungsbüro Mense-Korte ingenieure + architekten.

100 Stunden reine Druckzeit hat es gedauert, dann stand das Haus. Dem vorausgegangen war allerdings monatelange Planung. „Wir haben zuerst ein 3D-Modell entworfen und dieses immer weiter verbessert“, erzählt Waldemar. Herausforderung war dabei: Es gibt nahezu keine Erfahrungen. „Das Thema 3D-Druck im Hausbau ist komplett neu. Wir mussten uns also selbst erst einmal einfinden“, so Alexander.

Austausch auf der Baustelle: Waldemar Korte (l.) und Alexander Hoffmann sind ständig dort. (Foto: Katharina Kipp)
Austausch auf der Baustelle: Waldemar Korte (l.) und Alexander Hoffmann sind ständig dort. (Foto: Katharina Kipp)

In den Decken des Hauses steckt unglaublich viel Technik: eine komplette Heizungs- und Kühlungsanlage, Smarthome-Leitungen und Lüftungsanlagen. „Das alles zu planen, war eine große Herausforderung. Fehler durften wir auf keinen Fall machen, weil sonst falsch gedruckt worden wäre. Und das im Nachhinein zu korrigieren, wäre nur mit sehr viel Aufwand möglich gewesen.“ Denn gedruckt wurde mit Zementmörtel, der sehr schnell trocknet. „Auch deshalb waren wir beim gesamten Druckprozess vor Ort, um zumindest den Prozess sofort stoppen zu können. Wir hätten dann nur 15 Minuten Zeit gehabt, um das digitale Modell zu korrigieren“, erklärt Waldemar. Doch beide leisteten ganze Arbeit: Gedruckt wurde ohne Fehler.

Gedruckt wurde mit Zementmörtel, der sehr schnell trocknet. (Foto: Peri)
Gedruckt wurde mit Zementmörtel, der sehr schnell trocknet. (Foto: Peri)

Um im Zeitplan zu bleiben, herrschte auf der Baustelle nicht nur am Tag, sondern auch in der Nacht Hochbetrieb. Viele helfende Hände waren nötig, um das Projekt zu stemmen, darunter unter anderem Tragwerksplaner*innen, Elektriker*innen und Trockenbauer*innen. Den Stein ins Rollen brachte vor rund zwei Jahren ein Trockenbauer aus Beckum. Er hatte die Idee, ein Haus im 3D-Drucker zu fertigen – Waldemar und Alexander waren sofort Feuer und Flamme. „Wir kannten uns schon aus anderer Zusammenarbeit und wussten sofort: Das machen wir jetzt“, so Waldemar. Das Team stieß damit aber nicht nur auf Zustimmung. „Nicht alle haben an uns geglaubt. Doch wir konnten schnell viele Sponsoren gewinnen, inzwischen sind die Meinungen größtenteils sehr positiv. Alle wissen die Leistung zu schätzen.“ Das gilt auch für die Politik und Verwaltung: Das zuständige Bauministerium genehmigte das Projekt prompt, die bauaufsichtliche Zulassung kam unmittelbar von der örtlichen Baubehörde und das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung kann die Eröffnung des Hauses am 26. Juli kaum erwarten. Eineinhalb Jahre bleibt das Haus Ausstellungsobjekt, dann zieht eine Familie dort ein.

Aufnahmen vom Bauprozess: Das gesamte Haus wurde im 3D-Drucker gefertigt. (Foto: Guido Leifhelm)
Aufnahmen vom Bauprozess: Das gesamte Haus wurde im 3D-Drucker gefertigt. (Foto: Guido Leifhelm)

Derweil hoffen Waldemar und Alexander, ein gutes Beispiel für andere Planungsbüros zu liefern. „Es wäre schön, wenn das Thema 3D-Druck in der Baubranche noch mehr Anklang finden würde. Vieles ist möglich, man muss sich einfach nur trauen“, sagt Waldemar. Er räumt aber auch ein: Realisiert werden konnte das Vorhaben nur dank der Sponsoren und weil alle Beteiligten unentgeltlich arbeiten.

Die vielen Rillen, bedingt durch den 3D-Drucker, sind nicht zu übersehen. (Foto: Katharina Kipp)
Die vielen Rillen, bedingt durch den 3D-Drucker, sind nicht zu übersehen. (Foto: Katharina Kipp)

Mit ihrem Wissen halten beide nicht hinter dem Berg: Sie geben immer wieder Online-Vorträge und sind in den Medien präsent – verbunden ist damit auch das Ziel, qualifizierte Nachwuchskräfte zu gewinnen. „Wir sind händeringend auf der Suche nach guten Leuten“, sagt Waldemar. „Praxiserfahrung zu sammeln ist super wichtig, erst recht im Studium“, ergänzt Alexander. Er hat vor seinem Architekturstudium eine Ausbildung beim Planungsbüro Mense-Korte absolviert und arbeitet neben dem Studium dort weiter – und war so beim Bau von Deutschlands erstem Haus aus dem 3D-Drucker fest involviert.  

Von Katharina Kipp


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