„Bis hierhin war es eine lange, aufregende Reise“, sagt Kai Dobbertin, der genau wie Deria Oecotrophologie an unserer Hochschule studiert hat. Ihn holte Deria dazu, als klar wurde: Die Idee ist zwar gut, aber ohne zusätzliche Hilfe kaum umsetzbar. „Ich wollte schon aufgeben“, erinnert sie sich. Doch das war für Prof. Dr. Guido Ritter, Leiter des food lab muenster, keine Option. Er stellte den Kontakt zu Vizepräsident Carsten Schröder her, der von dem vegetarischen Bacon ebenfalls überzeugt war – und die beiden gemeinsam mit seinem Team intensiv unterstützte. „Wir wussten, wir schaffen das nicht allein. Also haben wir mit InFamily Foods Holding GmbH & Co. KG Investoren gesucht und die Novel Vegan Crafts GmbH & Co. KG gegründet. Wir sind eine Dienstleistungsgesellschaft für Produktentwicklungen“, erklärt Kai. „Ohne die FH Münster, die TAFH und das Netzwerk von Carsten Schröder, der übergangsweise sogar als Geschäftsführer eingesprungen ist, hätten wir das niemals hingekriegt. So unterstützt uns beispielsweise aus seinem Team Eva Feldmann super bei Finanz- und Personalthemen.“ Inzwischen verstärken Viktoria Mouratidis, Bennet Figge und Sophia Schmeink das Team.



Monatelang feilen sie in ihrer eigenen Laborküche an der Rezeptur, um dann Vorversuche auf den Produktionsmaschinen bei ihrem Partner aus der Fleischwirtschaft durchzuführen. „Das war eine arbeitsintensive und manchmal auch frustrierende Zeit. Nicht immer hat alles so geklappt, wie es sollte“, so Kai. Im Gegensatz zu anderen veganen Fleischersatzprodukten hat ihr Bacon den für Fleisch typischen faserförmigen Riss. Als die Produktion bewies, dass die Rezeptur aus dem Labor funktioniert, war der Durchbruch geschafft. „Unser Schwesterunternehmen The Plantly Butchers GmbH & Co. KG hat dann übernommen, die Produkte hergestellt, Verpackungen gestaltet und das Ganze unter der Marke ‚Billie Green‘ sehr erfolgreich auf den Markt gebracht“, sagt Viktoria.

Seit September 2022 sind Bacon, Schinkenwürfel, Salami am Stück und in Scheiben – alles jeweils vegan – in den Supermärkten verfügbar. „Das war ein krasses Gefühl“, erinnert sich Sophia. Die Erstproduktionscharge war schnell ausverkauft, das Feedback der Käufer*innen ist durchweg positiv und die Zahlen sehen gut aus – für die Novel Vegan Crafts GmbH kein Grund sich auszuruhen. „Wir sind jetzt im dritten Jahr und auf einem guten Weg, aber es gibt noch Luft nach oben“, sagt Kai. Derzeit arbeitet das Team an neuen Produkten und darf natürlich nichts verraten. „Für die kommenden Monate sind wir zuversichtlich“, so der 35-Jährige.


Geplant hat er den Schritt in die Selbstständigkeit nicht. „Das ist mir eher einfach so passiert.“ Wer gründen will, brauche Durchhaltevermögen und dürfe keine Angst vor Fehlern haben. „Wir haben jede Menge gemacht und jeder einzelne hat uns weitergebracht.“ Außerdem wichtig: die Familie einbeziehen. „Es ist finanziell ein Wagnis, vor allem aber auch sehr viel Arbeit. Ich habe monatelang nur für die Gründung gelebt und darauf muss man sich einlassen. Das klappt nur mit Unterstützung zu Hause.“
Und auch Carsten Schröder zieht ein sehr positives Fazit aus der Gründung. „Wir haben viel gelernt und sind bereits dabei, nach diesem Modell zwei weitere Ausgründungen in anderen Branchen umzusetzen.“
Von Katharina Kipp