Der Kauf ihrer neuen Fahrräder war der Auslöser für die Idee der Bauingenieurstudenten, den Weg in ihr Auslandssemester mit dem Rad zu bewältigen. „Irgendwann war es zu spät, einen Flug oder andere Reisemöglichkeiten zu planen. Wir haben unser fehlendes Equipment gekauft und sind losgeradelt“, so Matthias zum Start ihrer 1.300-Kilometer-Tour. In 13 Etappen überwanden sie 8.000 Höhenmeter. „Ungefähr einmal den Mount Everest hinauf.“ Bei ihrer Route orientierten sie sich am Europäischen Radwegenetz. Sie starteten in Flensburg, fuhren durch Dänemark bis Hirtshals, von dort setzen sie nach Larvik in Norwegen mit der Fähre über und radelten bis nach Trondheim.

Wo essen wir etwas? Wo übernachten wir heute? Das sind die Fragen, die die Studenten sich täglich stellten. „Ab dem ersten Tag vergisst man seinen Alltag und konzentriert sich nur noch auf seinen Tagesablauf“, reflektiert Flemming. Die Studenten sind dabei auch mal an ihre Grenzen gestoßen. „Doch man wird mit so tollen Momenten und Ausblicken auf solch einer Reise belohnt, dass es jede Anstrengung wert ist.“ Das Tolle auf der Reise waren demnach die Eindrücke aus dem Land, aber genauso waren es die Begegnungen mit Einheimischen oder anderen Radfahrer*innen, die die Erfahrung für die beiden so wertvoll gemacht haben. „Man hat sich auch mal für ein bis zwei Tage mit anderen Radfahrerinnen und -fahrern zusammengeschlossen, Geschichten gehört und Tipps und Tricks ausgetauscht.“



Ihre Nächte verbrachten die Studenten oft in sogenannten Sheltern. Diese witterungsschützenden Bauten sind an einer Seite offen und geben einen tollen Blick in die Natur. „In Dänemark gibt es dafür sogar eine App, wo diese überall zu finden sind“, so Flemming. „Dies erleichterte die Planung.“ Aber auch ihr Zelt oder einfache Hütten haben die Studenten genutzt. „Insgesamt hat uns die Reise ungefähr genauso viel wie ein Flug nach Trondheim gekostet, aber die Erfahrungen sind unbezahlbar“, zieht Matthias ein Fazit.

„Zum Ende hin hatten wir zwei Tage lang Dauerregen, da konzentriert man sich nur noch auf sich und seinen Körper“, so schildert Flemming die zwei anstrengenden Tage. Um die Motivation auf den täglichen 100 Kilometern dabei nicht zu verlieren, war für die Radler an solchen Tagen das Essen wichtig. „Man fährt von Mahlzeit zu Mahlzeit und hat immer ein kleines Etappenziel vor Augen.“ Neu gestärkt und aufgewärmt ging es so wieder in den Sattel.

Die letzte Etappe nach Trondheim bestand dann nochmal aus 120 Kilometern. Bei schönstem Wetter und Rückenwind haben Flemming und Matthias ihr Ziel erreicht. „Das Fahrrad ohne Gepäck zu fahren fühlt sich an, als ob man fliegt“, beschreibt Flemming das Radfahren nach der Tour. „Und unsere Beine haben sich auch sehr über die Entlastung gefreut“, ergänzt Matthias.

Das Fazit der beiden fällt rundum positiv aus. „Jeder, der die Zeit und Lust aufs Radfahren hat, kann auf einer Radtour die Distanz für sich erlebbar machen. Man kommt langsam im Land an und bekommt ein Gefühl für die Mentalität der Menschen und die Kultur vor Ort.“
Matthias und Flemming haben beide schon zuvor ein Auslandssemester absolviert und sind von den Erfahrungen, die man dort macht, begeistert. „Man lernt viele coole Menschen kennen, die aufgeschlossen und in der gleichen Situation wie man selbst sind.“ Trondheim sei ein toller Ort für ein Auslandssemester im Bauingenieurwesen. „Die Universität ist super organisiert. Es gab eine eigene O-Woche für die Erasmusstudierenden, bei der man schon die ersten Mitstreiterinnen und Mitstreiter kennenlernte.“ Den Rückweg werden die Bauingenieurstudenten allerdings wohl mit dem Zug antreten, da ihr Erasmussemester im tiefsten Winter von Norwegen endet.
Von Lucie Golde