Geringes Vertrauen in Banken: Fachmann erklärt, was sich ändern müsste
Egal, ob Großbank, Volksbank oder Sparkasse: Jeder zweite Kunde hat kein Vertrauen in deutsche Banken oder Finanzinstitute. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsunternehmen Gallup der Deutschen Presse-Agentur hervor. Womit hat das zu tun und wie könnte man dies aus Bankensicht ändern?

Prof. Dr. Manuel Rupprecht findet, dass Banken ihre Kunden fair und offen auf ihre aktuelle Situation hinweisen sollten. (Foto: FH Münster/Wilfried Gerharz)
Das erklärt Prof. Dr. Manuel Rupprecht, Experte für VWL und internationale Wirtschaftspolitik an unserem Fachbereich Wirtschaft, der Münster School of Business (MSB).
Herr Professor Rupprecht, woran liegt es, dass die Menschen so wenig Vertrauen in die Finanzbranche haben?
Zunächst einmal hat die Finanzkrise 2008/2009 zu einem massiven Vertrauensverlust geführt. Die Menschen haben erlebt, dass Banken mit Steuergeldern gerettet wurden. Die Privatisierung von Gewinnen und die Sozialisierung von Verlusten ist bei der Bevölkerung sehr schlecht angekommen. Aber für das geringe Kundenvertrauen gibt es noch mehr Gründe, zum Beispiel die Niedrigzinsdebatte: Den Kunden nervt es, dass er für gespartes Geld keine Zinsen mehr bekommt, während er aber für einen Dispokredit bei der Bank bis zu zehn Prozent Zinsen zahlen soll. Und die Banken belastet es auch, weil sie durch die niedrigen Zinsen weniger mit ihren Krediten verdienen. Deshalb haben sie wieder angefangen, für kostenlose Dienste – wie beispielsweise die EC-Karte oder ein Konto – Geld zu verlangen.
Aber das führt doch nicht direkt zu einem Vertrauensverlust?
Dass man für diese Dienstleistungen wieder zahlen muss, ist an sich kein Problem. Es ist vielmehr üblich, schließlich bezahlt man ja auch für einen Haarschnitt. Problematisch ist, dass die Banken das häufig sehr intransparent oder gar nicht kommunizieren. Das führt zu Unmut. Außerdem kündigen gerade Sparkassen ältere Sparverträge, in denen Kunden noch hohe Prämien erhalten. Dabei haben die Gerichte bislang immer für den Kunden entschieden. Und auch Großbanken fallen trotz verstärkter Regulierung immer wieder negativ auf, weil sie Bankern sehr hohe Boni zahlen, selbst dann, wenn diese Verluste machen. Dieses Verhalten trägt insgesamt nicht dazu bei, das angeschlagene Image der Banken aufzupolieren.
Welche Auswirkungen hat das Misstrauen auf die Finanzbranche?
Ein Misstrauen wirkt sich auf jeden Fall negativ auf die Bereitschaft aus, mit der Bank Geschäfte zu machen und beispielsweise ihren Anlageempfehlungen zu folgen. Es kann sogar dazu führen, dass sich der Staat einschaltet und Missstände regulieren will. So wurde beispielsweise schon diskutiert, ob der Staat festlegen solle, wie hoch die Zinsen bei einem Dispokredit der Bank sein dürfen. Ich persönlich finde es besser, wenn der Markt dies selbst reguliert. Dies setzt allerdings eine gewisse Transparenz voraus.
Wie könnten Banken das Vertrauen zurückgewinnen?
Banken müssen an den Punkten ansetzen, die ich in der ersten Frage kritisiert habe. Verbraucher sollten nie wieder erleben, dass Verluste in großem Stil sozialisiert werden. Leider passiert es beispielsweise gerade wieder in Italien, dass Banken trotz neuer EU-Regeln mit Steuergeldern gerettet werden. Bei einem Schaden sollte zukünftig nicht mehr der Steuerzahler, sondern der Gläubiger der Bank haften. Meiner Meinung nach sollten Banken ihren Kunden gegenüber fair und offen auf ihre aktuelle Situation hinweisen und erklären, warum sie beispielsweise nun Kontoführungsgebühren nehmen – denn für den Kunden ist es schließlich kein Geheimnis, dass auch Banken Geld verdienen müssen.