Unser neues Netz 5G: Was kann es und was braucht es, um zu funktionieren?

Die Mobilfunktechnik LTE wird überholt – 5G steht in den Startlöchern. Zumindest versteigert die Bundesnetzagentur jetzt Frequenzen und die großen Netzbetreiber bieten. Aber was heißt das eigentlich? Und was wird 5G mit sich bringen? Kommunikationstechnik-Experte Prof. Dr. Peter Richert von unserem Fachbereich Elektrotechnik und Informatik hat Antworten.

Herr Prof. Richert, aktuell liest man überall davon, dass die Frequenzen für 5G versteigert werden. Was heißt das?

Letztendlich ist das genau wie beim Radio: Ein Radiosender hat quasi eine Frequenz, über die er sendet. Auch für 5G brauchen die Netzbetreiber Frequenzen, auf denen sie Daten schnell senden können. Genau diese Frequenzen versteigert die Bundesnetzagentur – für einen fairen Wettbewerb. Der Staat bekommt also Geld dafür. Diese Kosten holen sich die Netzbetreiber dann in der Regel über die Kunden wieder zurück.

 

Apropos Kunden: Welche Vorteile bringt 5G für uns?

Hinter 5G steht der Gedanke, dass alles miteinander vernetzt ist – das Internet der Dinge steht in der Tür. Damit legen wir den Grundstein für selbstfahrende Autos oder noch vereinfachteres Smart-Home. Und auch unsere Laptops und Smartphones sind dann Teile dieses Netzes, sie brauchen kein Extra-Netz zuhause mehr. Die Bedeutung von WiFi wird zurückgehen, weil wir alle, egal wo wir sind, schnelles Internet haben werden. Wir müssen uns nicht extra mit einem Passwort einwählen. Immer online lautet dann die Devise. Und auch die Geschwindigkeit, mit der wir im Internet unterwegs sind, wird steigen, und ungefähr zehn Mal so hoch sein wie bei LTE, dem aktuell schnellsten 4G-Netz.

 

Das ist alles kaum vorstellbar, wenn man überlegt, dass man zum Beispiel im Zug häufig keinen oder nur schlechten Empfang hat.

Das zeigt einen weiteren wichtigen Punkt, den die Netzbetreiber ja auch sehr lebhaft diskutieren: Wenn wir mit 5G schneller im Internet unterwegs sein wollen, muss auch unsere Infrastruktur verbessert werden, denn das neue Netz betrifft nur das Funken und nicht die komplette Datenübertragung.

 

Wie meinen Sie das?

Stellen Sie sich vor, Sie verschicken mit Ihrem Smartphone eine Nachricht. Diese Daten werden von der Antenne im Smartphone an die nächstgelegene Funkantenne gesendet, zum Beispiel bei uns auf dem Campusdach. Von dort laufen die Daten durch das Festnetzkabel im Boden weiter zu der Funkantenne, die dem Empfänger-Smartphone am nächsten ist. Und diese Antenne funkt die Daten dann an das Ziel-Smartphone weiter. 5G mit seiner Geschwindigkeit bezieht sich in diesem Fall nur auf den Datenaustausch zwischen Smartphones und Funkantennen. Nicht auf das Kabel im Boden, das die Antennen verbindet! Da werden die Daten etwas langsamer weitergeleitet. Wenn wir insgesamt schneller werden wollen, muss auch an der Infrastruktur gearbeitet werden, dafür bräuchten wir am besten überall Glasfaserkabel.

 

Das heißt, man merkt am Ende womöglich gar nicht so viel von 5G?

Nur, wenn die Infrastruktur nicht mitzieht. Gerade auf dem Land ist das ja eine bekannte Diskussion. Und ich denke, dass es noch mindestens fünf Jahre dauern wird, bis 5G richtig bei uns angekommen ist. Die ersten mobilen Endgeräte kommen Anfang 2020 auf den Markt. Garantiert wird es dann schon wieder Pläne für die nächste Generation geben, also wahrscheinlich 6G. Das war bei 5G auch so: Die Spezifikationen dazu waren schon 2013 fertig – und da lief noch nicht mal LTE!

 

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