Bahnbrechenden Ideen zum Erfolg verhelfen: Agentur für Sprunginnovationen im Aufbau

Diesen Sonntag (21. April) findet der internationale Tag der Kreativität und Innovation statt – er soll Menschen ermutigen, visionäre Ideen zuzulassen und zu verwirklichen. Das ist auch das erklärte Ziel der Agentur für Sprunginnovationen des Bundes, deren Gründung letzten Sommer beschlossen wurde und die sich nun im Aufbau befindet. Prof. Dr. Markus G. Schwering, Dekan unseres Münster Centrum für Interdisziplinarität (MCI) und Experte im Bereich Technologie- und Innovationsmanagement, erklärt, worum es dort eigentlich geht.

Herr Prof. Schwering, was versteht man eigentlich unter Sprunginnovationen?

Grundsätzlich lassen sich Innovationen gemäß ihres Neuigkeitsgrades einteilen. Kleinteilige Verbesserungen sind sogenannte inkrementelle Innovationen. Hierbei werden Produktionsprozesse geringfügig umgestellt, um etwa Verschwendung zu vermeiden. Oder es werden Produkte angepasst, zum Beispiel in der Automobilindustrie, wenn eine Modellreihe den Zenit ihres Produktlebenszyklus überschritten hat.

Daneben gibt es noch die sogenannten radikalen Innovationen oder eben Sprunginnovationen. Darunter versteht man Neuerungen, die das Potenzial haben, völlig neue Märkte zu schaffen. In diesem Zusammenhang wird häufig auch von disruptiven Innovationen gesprochen. Für etablierte Anbieter weisen Sprunginnovationen ein hohes Gefahrenpotenzial auf, da sie die Marktstrukturen massiv verändern und sogar bestehende Geschäftsmodelle obsolet machen können.

 

Was sind denn Beispiele für Sprunginnovationen?

Historisch betrachtet fallen mir hier Technologien wie die Dampfmaschine, die ersten Computer oder das Internet ein. Die Erfindung der Dampfmaschine hat beispielsweise ganz neue Möglichkeiten der Energiegewinnung eröffnet. Die Betriebe erbrachten dadurch ein Vielfaches der bis dahin möglichen Tagesleistung durch menschliche Arbeitskraft – ein Meilenstein in der Industrialisierung!

Wenn wir heute an Sprunginnovationen denken, sind das selten einzelne Technologien, sondern eher neue Geschäftsmodelle. Denken Sie an Unternehmen wie Ryanair oder Airbnb. Sie haben ihre Branche ganz schön aufgemischt, obwohl die angebotene Dienstleistung an sich nichts Neues darstellte. Die Unternehmen haben aber die geltenden Regeln in dem jeweiligen Sektor hinterfragt und mit ihren Geschäftsmodellen die gesamte europäische Luftfahrt revolutioniert und das tradierte Hotelgewerbe in Bedrängnis gebracht. Aktuell sind Sprunginnovationen oft eng verwoben mit der Digitalisierung. Unternehmen wie Amazon, Google, Facebook und Ebay zählen zu den wertvollsten Unternehmen der Welt. Erfolgsgarant sind auch hier die digitalen Geschäftsmodelle und nicht einzelne Technologien.

 

Was halten Sie von der Einrichtung der Agentur für Sprunginnovationen?

Die Agentur soll Innovationen finanziell unterstützen und große Freiheitsgrade erlauben – beste Voraussetzungen, um Außergewöhnliches zu schaffen! Denn es ist ja so, dass wir hierzulande kein digitales Unternehmen vorweisen können, das an die oben genannten zukunftsweisenden Unternehmen rankommt. Allerdings bin ich skeptisch, ob hier eine staatlich alimentierte Agentur Abhilfe schaffen kann. Meiner Meinung nach sind visionäre Ideengeber und weitsichtige Geschäftsleute der ausschlaggebende Faktor. Die größten Innovationen stammen von Unternehmen, die Chancen vor allen anderen erkannten und die trotz des Widerstands beharrlich ihren Weg gegangen sind. Wichtig ist daher vor allem, Start-ups die notwendigen Rahmenbedingungen zu liefern, Hindernisse aus dem Weg zu räumen und den Transfer zwischen Forschungseinrichtungen wie Hochschulen, Gründern und etablierten Unternehmen zu ermöglichen. Wenn die Agentur darin ihren Schwerpunkt sieht, ist es sicherlich ein Schritt in die richtige Richtung!

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