Tag des Nagellacks am 1. Juni: Keine Panik vor der Farbe

Der amerikanische National Nail Polish Day gehört sicher nicht zu den ernstzunehmenden Feiertagen. Ernst gemeint ist aber unsere Frage, ob Nagellack schädlich ist. Darüber haben wir mit Prof. Dr. Thomas Schupp gesprochen, Toxikologe am Fachbereich Chemieingenieurwesen unserer Hochschule.

Herr Professor Schupp, sind in dem bunten Lack gesundheits- oder umweltschädliche Stoffe enthalten?

Zunächst einmal: Nagellack unterliegt der Kosmetikverordnung. Heißt, wer das Produkt auf den Markt bringt, hat einen Produktverantwortlichen, der mit viel Macht ausgestattet ist und natürlich das Wissen dafür besitzt, einen Sicherheitsbericht zu erstellen. Der Gefahrenaspekt liegt mehr darin, die Fläschchen unzugänglich für kleine Kinder aufzubewahren, die sich den Lack womöglich in die Augen schmieren oder daraus trinken könnten – das kann dann wirklich kritisch werden. Da die meisten Lacke leicht entzündlich sind, sollten sie auch nicht in unmittelbarer Nähe von offenen Flammen aufgetragen werden.

Also alles unbedenklich?
In Nagellack ist nichts drin, was dort nicht drin sein darf, die Kosmetik-Verordnung der EU setzt da deutliche Schranken. Vom Auftragen und Einatmen geht keine praktisch relevante Gefahr aus. Bei Menschen mit Vorerkrankungen – beispielsweise Hautekzemen – könnte es anders sein, das kann man nicht in jedem Fall ausschließen. Es gab Überlegungen, ob der Inhaltsstoff Aceton, der auch im Nagellackentferner enthalten ist, ersetzt werden sollte, da er zur Austrocknung der Haut und damit zu Ekzemen führen könnte. Ich kann mir vorstellen, dass stattdessen auch Lösungsmittel wie Butylacetat und Ethylacetat verwendet werden. Bei ersterem allerdings muss wegen des angenehmen fruchtigen Geruchs auch gewährleistet sein, dass Kinder keinen Zugriff darauf haben.

Was sagen Sie zu der Diskussion, dass im Nagellack fortpflanzungsgefährdende Stoffe enthalten sind?

Der Inhaltsstoff Triphenylphosphat – kurz TPhP – wird im Internet diskutiert. Er könne den Hormonhaushalt beeinflussen und wird in Zusammenhang gebracht mit Unfruchtbarkeit. Auch von einer Schädigung der Erbsubstanz ist die Rede. Fachgremien wie die MAK-Kommission oder das International Panel on Chemical Safety der WHO sehen das aber nicht so. Auch die in den Registrierungsunterlagen vorhandenen Daten, die von der European Chemicals Agency online gestellt wurden, lassen ein solches Gefahrenpotenzial unrealistisch erscheinen. Erst recht nicht im Nagellack, denn TPhP darf in Europa nicht drin sein, es findet sich nicht in der Liste der von der Kosmetikverordnung zugelassenen Stoffe. In den USA allerdings scheint es Nagellack geben, der etwa ein Prozent TPhP enthält. Die auf der Website der European Chemicals Agency angegebene tolerable tägliche Hautdosis für eine 60 Kilo schwere Person beträgt 120 Milligramm. Um diese zu erreichen, müsste sie sich täglich mit 12 Milliliter Nagellack eines derartigen Nagellacks einreiben – das entspricht der zumeist üblichen Menge eines ganzen Fläschchens, was ich dann doch für äußerst unwahrscheinlich halte.

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