Schlachtabfälle und Weichspüler: Chemiker erklärt den Zusammenhang
Aktuell kursiert eine Ekel-Meldung durch viele Medien: Demnach befänden sich in unseren Weichspülern Schlachtabfälle. Was da dran ist und was Fette in Weichspülern zu suchen haben, erklärt Prof. Dr. Thomas Schupp von unserem Fachbereich Chemieingenieurwesen.

Prof. Dr. Thomas Schupp forscht und lehrt am Fachbereich Chemieingenieurwesen unter anderem zu nachhaltiger Chemie und Ökotoxikologie. (Foto: FH Münster/Wilfried Gerharz)
Herr Prof. Schupp, Schlachtabfälle in Weichspülern, das klingt ja alles andere als sauber, wohlriechend und weich, wie unsere Wäsche mit Weichspülern werden soll. Wie passt das zusammen?
Ich kann nur mit dem Kopf schütteln. Schlachtabfälle in Weichspülern, das hört sich ja an, als ob sie da einfach druntergemischt seien. Dem ist aber nicht so: Es handelt sich um tierische Fette, die einer chemischen Reaktion unterzogen werden, die also chemisch aufbereitet, gereinigt und umgewandelt werden, bevor sie in die Herstellung von Weichspülern einfließen. Diese tierischen Fette sind beispielsweise Körperfett oder Talg, die übrig bleiben, wenn Tiere geschlachtet werden. Man kann diese Reste natürlich als Abfall wegwerfen oder verbrennen. Man kann sie aber eben auch benutzen, um Öl einzusparen. Wir verwerten also das ganze Tier. Man könnte die Sache auch so sehen: das Opfer des Tieres ist zu kostbar, um nutzbare Teile seines Körpers einfach wegzuwerfen.
Wieso brauchen wir überhaupt Öl in Weichspülern?
Weichspüler basieren auf organischen Verbindungen, die wiederrum in der Regel aus Erdöl gewonnen werden. Pflanzliche, aber auch tierische Fette lassen sich einsetzen, um den Verbrauch von Erdöl zu reduzieren. Außerdem sind die auf Fetten basierende Weichspüler so verändert, dass sie sich in der Umwelt leichter abbauen als die früher verwendeten, ganz auf Erdöl basierenden Produkte. Bessere Abbaubarkeit von Weichspülern war eine Forderung des Umweltbundesamtes.
Apropos abbauen: In puncto Nachhaltigkeit stehen Weichspüler immer wieder in der Kritik. Haben Sie da eine Empfehlung?
Das hängt davon ab, welchen Anspruch man an seine Wäsche hat. Jemand, der sich repräsentieren muss und tagtäglich Hemden trägt, wird vermutlich nicht auf Weichspüler verzichten wollen. Generell verweise ich da auf das Umweltbundesamt – und das empfiehlt, Weichspüler nur da einzusetzen, wo es wirklich nötig ist. Denn die Chemie im Waschwasser geht weiter in unsere Kläranlagen und von dort in unsere Umwelt. Vordergründig verbessern Weichspüler nur den Tragekomfort der Textilien, und damit würden sie eine vermeidbare Belastung der Umwelt darstellen. Wenn man aber viel Bügelwäsche hat und dann vielleicht auch noch auf den Wäschetrockner angewiesen ist, verringert sich der Energieaufwand und das Klimapotenzial des Gesamtprozesses waschen, bügeln und trocknen.
Übrigens: Wer aus Prinzip keine aufbereiteten tierischen Fette in seinem Weichspüler haben möchte, kann auf partiell erdölchemische Weichspüler mit Kokosöl zurückgreifen. Die sind im Großen und Ganzen auch einen Tick nachhaltiger bezüglich Klimapotential als Weichspüler mit Rindertalg – dabei vorausgesetzt, dass nicht natürlicher Urwald der Kokospalmenplantage weichen musste.