100 Jahre Bauhaus: Ideen der berühmten Reformschule auch an unserer Hochschule immer noch präsent

Das Staatliche Bauhaus in Weimar – 1919 von Architekt Walter Gropius gegründet – gilt als einflussreichste Schule für Kunst, Design und Architektur des 20. Jahrhunderts. Über die immer noch aktuelle Bedeutung der Bauhaus-Lehre sprachen wir mit Prof. Vladimir Slapeta, Lehrbeauftragter am Fachbereich Architektur der FH Münster, der Münster School of Architecture (MSA).

Herr Prof. Slapeta, ist das Bauhaus für die heutige Studierendengeneration noch relevant?
Das Bauhaus in Weimar hat die Ausbildung in Kunst, Architektur und Design grundlegend reformiert, unter anderem indem es die Unterscheidung zwischen Künstlern und Handwerkern aufhob. Die damals dort entwickelten Lehrmethoden sind immer noch aktuell – so gibt es heutzutage an fast allen Kunsthochschulen einen gestalterischen Vorkurs, wie er erstmals vom Schweizer Maler und Kunstpädagogen Johannes Itten am Bauhaus angeboten wurde.
Auch in meinen eigenen Seminaren ist das Bauhaus regelmäßig Thema. Im letzten Semester habe ich zum Beispiel mit Studierenden das Kröller-Müller Museum im niederländischen Nationalpark De Hoge Veluwe besucht. Es wurde von Henry van de Velde gebaut, einem der Wegbereiter des Bauhauses.

 

Welchen Einfluss hat das Bauhaus aus Ihrer Sicht heute noch auf Architektur, Design und Kunst?
Einen sehr großen Einfluss hat das Bauhaus auf die gesamte Logistik rund um ein Bauwerk. Denn ein Architekt muss sehr umfassend recherchieren, bevor er überhaupt anfangen kann zu bauen. Und auch teilweise schwierige Entscheidungen treffen, um allen sozialen, gesellschaftlichen, naturwissenschaftlichen und technologischen Ansprüchen gerecht zu werden. So ähnlich wie ein Dirigent, der verschiedene Instrumente in Einklang bringen muss. Der Grundgedanke einer solchen „systematischen Analyse“ wurde am Bauhaus entwickelt.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist, wie das Bauhaus mit den Medien gearbeitet hat. Es gab eine eigene Bauhaus-Zeitschrift und die Bauhaus-Konzepte waren damals überall präsent. Auch heutzutage kümmern sich Architekturbüros nach dem Bauhaus-Vorbild um die mediale Verwertung ihrer Ideen.

 

Haben Sie selbst eine persönliche Beziehung zum Bauhaus?
Mein Vater hat an der Kunstakademie in Breslau nicht nur bei Hans Scharoun Architektur studiert, sondern im Nebenfach auch bei Oskar Schlemmer, einem der wichtigsten Bauhaus-Künstler. So bin ich schon seit meiner Kindheit durch die Ideen des Bauhauses geprägt worden.
Einer meiner persönlichen „Bauhaus-Schätze“ ist die Ausgabe einer Zeitschrift des kommunistischen Studentenverbandes Kostufra, in der damals auch viele Studierende des Bauhauses geschrieben haben. Die zeigt allerdings, dass die politische Haltung der Studierenden damals teilweise auch etwas naiv war. So kritisierten sie etwa Meister wie Paul Klee oder Wassily Kandinsky für ihren vermeintlichen „Elitarismus“.

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