Akademisierung der Pflegeberufe: Mehr Studienplätze, zu wenig Professuren!

Immer mehr akademisch gebildete Pflegepädagoginnen und -pädagogen werden benötigt, die Aufnahmezahlen an unserer Hochschule steigen. Doch ohne zusätzliche Stellen ist das nicht auf Dauer realisierbar. Diese wurden zwar vom Land NRW in Aussicht gestellt - bislang aber nicht fest zugesagt.

In Nordrhein-Westfalen fehlen Pflegelehrende für die Ausbildung in der Kranken-, Kinderkranken- und Altenpflege. Zudem werden diese drei Berufszweige durch das neue Pflegeberufegesetz, das zum 1. Januar 2020 in Kraft tritt, zu einer Ausbildung vereint, was dem internationalen Standard entspricht. Weiterhin sind im Zuge der Gesetzesänderung dann dem Grunde nach nur noch akademisch ausgebildete Pflegelehrende zulässig. Bislang haben insbesondere in der Altenpflegeausbildung häufig Honorardozenten unterrichtet. Dies wird zukünftig in der Pflegeausbildung nicht mehr im gleichen Maße möglich sein. Im Zuge dieser Veränderungen werden also mehr akademisch gebildete Pflegepädagoginnen und -pädagogen benötigt.

Auf diese gesellschaftlichen Herausforderungen reagiert die FH Münster und bietet seit Jahren zwei Studienprogramme an, die auf diese Lehrtätigkeit an einer Pflegeschule vorbereiten: den Bachelor Berufspädagogik im Gesundheitswesen und den Master Bildung im Gesundheitswesen, beide jeweils in der Fachrichtung Pflege. Im Rahmen der Pflegeberufereform hat das NRW-Gesundheitsministerium der Hochschule in Aussicht gestellt, erforderliche Ressourcen vom Land zur Verfügung zu stellen, sofern die Aufnahmezahlen in beiden Programmen von jeweils 25 auf 40 erhöht werden. Diese Bitte hat die FH Münster umgehend erfüllt. Auch die großen Bewerberzahlen in diesem Studiensegment sprechen für eine Erhöhung der Studienplatzzahlen. Das Problem: Die drei in Aussicht gestellten Professuren wurden bislang nicht fest zugesagt und konnten daher von der Hochschule noch nicht eingerichtet werden – was die FH Münster sehr bedauert.

„Wir wollen ein gesellschaftliches Problem angehen und Lösungen finden. Aber ohne zusätzliche Stellen können wir das auf Dauer nicht realisieren. Dabei ist der Bedarf riesig“, sagt FH-Präsidentin Prof. Dr. Ute von Lojewski. Die Leidtragenden seien letztendlich die Pflegebedürftigen, da ohne Pflegepädagoginnen und -pädagogen keine neuen Pflegefachkräfte ausgebildet werden können. Mit der Erhöhung der Studienplätze stoßen die Hochschullehrer und Hochschullehrerinnen mit Start des Wintersemesters an ihre Grenzen. „Etliche Kolleginnen und Kollegen werden Überstunden machen müssen, das geht gar nicht anders“, sagt Prof. Dr. Rüdiger Ostermann, Dekan des Fachbereichs Gesundheit. In einigen Seminaren, zum Beispiel in der Lehrveranstaltung „Statistik“, spiele die Gruppengröße keine so große Rolle. „Aber wir haben auch Seminare in Didaktik und Ethik. Besonders da sind kleine Lerngruppen wichtig. Wir müssen aufpassen, dass die Qualität der Lehre nicht leidet.“

Dass die Ausbildung durch das Pflegeberufegesetz passgenau reformiert wird, hält Ostermann grundsätzlich für eine sehr gute Idee. „Es gibt eine hohe Fluktuation unter den in der Pflege beschäftigten Fachkräften. Breit ausgebildete Pflegende sind dann zukünftig bedarfsgerecht in verschiedenen Bereichen einsetzbar, so können sich Pflegende je nach familiärer Situation in der häuslichen Pflege, der Altenpflege in Pflegeheimen und auch in Kliniken verorten.“ Deshalb sei es sinnvoll, die Ausbildung zu vereinheitlichen. Aber auf diese neue Situation müssen auch die kommenden Pflegepädagoginnen und -pädagogen vorbereitet werden. Die nun bundesgesetzlich verankerte Akademisierung der Pflegelehrenden auf Masterniveau sei seit langem eine notwendige Anpassung, auf die nun auch mit entsprechend angepassten Personalkapazitäten reagiert werden müsse. Und diese Hoffnung gebe die Hochschule noch nicht auf!

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