Interview zum Internationalen Kindertag: Vermischt sich Expertenwissen mit Privatem?

Prof. Dr. Holger Domsch ist Profi, wenn es um die Erziehung von Kindern geht. Der Entwicklungspsychologe lehrt an unserem Fachbereich Sozialwesen. Doch welchen Einfluss hat das Expertenwissen aufs Private? Drei Fragen dazu - passend zum Internationalen Kindertag am 1. Juni.  

Wie sehr bleibt man Entwicklungspsychologe, wenn man seine eigenen Kinder erzieht?

Das Schöne an Kindern ist, dass sie einen immer wieder dazu zwingen, einfach nur Eltern zu sein. Und dennoch betrachte ich die Entwicklung meiner Kinder meist auch mit einer beruflichen Neugierde. So wird theoretisches Wissen neben den beruflichen Erfahrungen durch eine private Perspektive lebendig. Und manche Theorie relativiert sich dann auch.

Das berufliche Wissen fließt also doch in die Erziehung ein?

Einer der berühmtesten Entwicklungspsychologen, Jean Piaget, hat viele seiner wissenschaftlichen Hypothesen in der genauen Beobachtung seiner eigenen Kinder gewonnen und diese dann empirisch überprüft. Soweit würde ich – wahrscheinlich zur Beruhigung meiner Kinder – bei mir nicht gehen. Dafür macht mir das „einfache Vatersein“ zu viel Spaß. Eine ähnliche Frage hat mir übrigens die Präsidentin gestellt. Nun ist sie von Haus aus BWLerin. Ich gehe nicht davon aus, dass Betriebswirtschaftler beim Verwalten des täglichen Haushaltsgeldes eine doppelte Buchführung vornehmen und mit großen ökonomischen Theorien arbeiten. Dies könnte sicherlich auch innerhalb der Ehe zu einigen Spannungen führen. Und dennoch ist das betriebswirtschaftliche Wissen zum Beispiel über Geldanlagen sicherlich auch im privaten Bereich manchmal nützlich.

Nervt es Sie eigentlich, wenn Freunde und Bekannte bei Ihnen Rat in Erziehungsfragen suchen?

Nein, denn selbstverständlich unterhält man sich unter Freunden über seine Kinder. Und auch uns als Eltern tut ein Blick von außen – eine Bestätigung, eine Austauschmöglichkeit oder auch ein eingeholter Rat – gut. Dafür sind Freunde da! Sie ermöglichen einem einen Abgleich: Wie erziehen andere, wie man selbst? Nimmt der andere die gemeinsam erlebte Situation ähnlich wahr, wendet er ähnliche Erziehungsstrategien an? Wenn explizite Fragen kommen, die vielleicht über solch einen normalen Austausch unter Freunden hinausgehen, dann bewegen sich diese meistens eher im Themenfeld Schule und sprechen meinen früheren Beruf als Schulpsychologe an. Ich bemühe mich aber immer, in solchen Gesprächen in erster Linie Freund zu bleiben.  

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken