Für ein Plus an Lebensqualität: 15 Jahre Musikgeragogik

2004 startete die Weiterbildung Musikgeragogik an unserer Hochschule – eng verbunden mit diesem Format ist der Name Prof. Dr. Hans Hermann Wickel vom Fachbereich Sozialwesen. Mit ihm sprachen wir über die Anfänge und wie es nach seinem Ruhestand weitergehen wird.

Herr Prof. Wickel, es ist das Jahr der Jubiläen: zehn Jahre Deutsche Gesellschaft für Musikgeragogik, zehn Fachtage zur Musikgeragogik und gar 15 Jahre hochschulzertifizierte Weiterbildung Musikgeragogik – herzlichen Glückwunsch! Wer hatte die Weiterbildung damals initiiert?
Mein ehemaliger Kollege Prof. Dr. Norbert Erlemeier hatte mir Ende der 90-er Jahre empfohlen, mich mit dem Thema Musik und Alter zu beschäftigen und es in Seminaren für unsere Studierenden aufzugreifen. In der Fachwelt wusste man ja bereits genau, was mit dem demografischen Wandel auf unsere Gesellschaft zukommen würde. Dass wir nämlich älteren Menschen die kulturelle Teilhabe ohne große Barrieren ermöglichen müssen – und musikalische Aktivitäten ein wichtiger Bestandteil davon sein können. Wichtig auch deshalb, weil sie zur Lebensqualität sowie zur körperlichen und geistigen Fitness beitragen.

 

Wie starteten die Weiterbildungskurse?
Zunächst hatte ich die Fachkräfte aus der Sozialen Altenarbeit und der Pflege im Blick, denen wir musikalisches Know-how vermitteln wollten für den Einsatz in ihren Berufsfeldern. Dann kamen im zweiten Kurs bereits studierte Musiker auf uns zu, die unbedingt geragogisches Rüstzeug zum Beispiel für ihre Arbeit an Musikschulen erwerben wollten. Denn immer mehr Menschen lernen auch im Alter noch Instrumente oder schließen sich Seniorenorchestern, Seniorenbands und Chören an. Somit wurden auch schnell die Musikverbände auf uns aufmerksam, und bereits 2006 erhielten wir für unsere Weiterbildung den Innovationspreis des Deutschen Musikrates „Inventio“. Selbst Ärzte, Pfarrer und Psychologen besuchen unsere Kurse.

 

Ist das Angebot immer noch so gefragt?
Auf jeden Fall, die Kurse sind immer voll, und in Kürze startet bereits die 24. Auflage in Münster. Daneben haben wir längst in Zusammenarbeit mit anderen Trägern Kurse auswärts am Start, die aber alle von der FH Münster zertifiziert werden, unter anderem in Bayern, Baden-Württemberg, in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für Gesundheitsförderung in Mainz, dort mit dem Fokus auf Musik und Demenz, und auch in Berlin. Inzwischen gibt es über 600 zertifizierte Musikgeragogen.

 

Hat dies auch berufspolitische Konsequenzen?
Ja, wir haben die ersten festangestellten Musikgeragogen in Alteneinrichtungen, es sind unglaublich viele interessante Projekte bundesweit angestoßen worden, die Sozialverbände interessieren sich mehr und mehr für dieses Thema, und hin und wieder kann man auch Politiker positiv auf das Thema einstimmen. Seit zehn Jahren richten wir regelmäßig Fachtage zu dem Thema in der Akademie Franz Hitze Haus in Münster mit großem Zulauf aus. Der Bedarf, zu diesem Thema immer wieder aktuelle Impulse zu bekommen, ist also sehr groß.  

 

Wie wird es weitergehen, wenn Sie nach diesem Semester in den Ruhestand gehen? 
Selbst wenn mein Nachfolger für sich andere Schwerpunkte in dem weiten Feld der Musik in der Sozialen Arbeit setzen sollte – die Weiterbildung Musikgeragogik ist mittlerweile mit einem sehr kompetenten Dozententeam unter der organisatorischen Leitung von Ramona Geßler vom Referat für Weiterbildung am Fachbereich Sozialwesen so gut aufgestellt, dass es problemlos fortgeführt werden kann. Was die Fachtage anbelangt, so ist bereits der nächste auf den 5. März 2020 terminiert. Auch der Gesellschaft für Musikgeragogik bleibe ich selbstverständlich erhalten.

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