Zollkrieg USA und China: VWL-Professor erklärt Hintergründe und Lösungsansätze

Aktuell überschlagen sich die Nachrichten über den „Zollkrieg“ zwischen den USA und China. Was dahinter steckt, welche Ursachen und welche ungeahnten Folgen durch Strafzölle und Handelskriege entstehen können, erklärt Prof. Dr. Manuel Rupprecht von unserer Hochschule in einem Vortrag am Mittwoch (30. Oktober) im FHZ. Vorab beantwortet er schon mal ein paar Fragen zu dem Thema.  

Herr Prof. Rupprecht, kaum hatte Donald Trump das Amt des US-Präsidenten angetreten, begannen auch schon die Handelsstreitigkeiten mit anderen Ländern, allen voran mit China. Was genau stört Donald Trump eigentlich am Handel mit China?

Vordergründig geht es dem US-Präsidenten insbesondere darum, dass China deutlich mehr Waren an die USA verkauft als es im Gegenzug von amerikanischen Unternehmen erwirbt. Das sei unfair, so Trump. Aus seiner Sicht beutet China die USA geradezu aus. Tatsächlich übersteigen die US-Importe aus China die Exporte der USA nach China um einen dreistelligen Milliardenbetrag. Trumps Vorwurf ist also nicht völlig aus der Luft gegriffen.

 

Also liegt Trump gar nicht so falsch?

Was die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China angeht, liegt er sogar richtig. Falsch ist hingegen die Sichtweise, dass nur Exporte für ein Land gut sind, Importe dagegen schlecht. Dies erinnert an die merkantilistischen Zeiten des 17. und 18. Jahrhunderts. Damals galt es unter Regierungen als modern und richtig, die eigenen Exporte zu fördern, um Geld ins Land zu holen, die Importe hingegen streng zu regulieren. Dass diese Politik langfristig nicht funktionieren kann, wenn sie von vielen Ländern gleichzeitig praktiziert wird, ist offensichtlich. Außerdem: Was ist schlecht daran, Waren zu importieren, wenn diese im Ausland günstiger zu haben sind oder ihre Qualität besser ist? Die US-Bürger werden ja nicht gezwungen, deutsche Autos oder chinesische Kleidung zu kaufen. Das entscheidet jeder für sich, und verbindet damit in der Regel einen Wohlstandsgewinn.

 

Dann schaden die Strafzölle der US-Regierung auf chinesische Importe also vor allem den US-Bürgern selbst? An der Beliebtheit des Präsidenten scheint sich dadurch aber nichts zu ändern.

Stimmt, Trump ist zurzeit recht beliebt unter den US-Bürgern, in etwa vergleichbar mit seinem Vorgänger Obama zur gleichen Zeit seiner ersten Präsidentschaft. Das hängt unter anderem damit zusammen, dass die Nachteile einer restriktiven Handelspolitik für den Durchschnittsbürger erst mit der Zeit sichtbar werden, die Vorteile dagegen unmittelbar. So weist Trump selbst immer wieder darauf hin, dass zum Beispiel in der Stahlindustrie durch seine Politik einige Tausend neue Jobs geschaffen worden seien. Dass diese Jobs ihren Preis haben, verschweigt er dagegen gern. Auch darauf gehe ich in meinem Vortrag am Mittwoch ein.

 

Dann wird sich an der Handelspolitik Donald Trumps vorerst nichts ändern?

Ich befürchte nein. Das wäre für sich genommen nicht so schlimm, wenn dies ‚nur‘ Auswirkungen für die USA hätte. Leider deutet aber bereits heute vieles darauf hin, dass diese Politik Folgen haben wird, die weit über den Handelskonflikt zwischen den USA und China hinausgehen. Diese Folgen werden auch uns in Deutschland treffen. Darauf zu hoffen, dass sich alles wieder einrenkt, wenn Trump nicht mehr Präsident ist, ist meines Erachtens der falsche Weg. Das wird so nicht passieren. Die Politik in Deutschland und Europa wäre also gut beraten, aktiv zu werden, um das Erreichte zu verteidigen und für die Zukunft zu gestalten.

 

Vortrag zum Thema am 30. Oktober

Wer mehr zu dem Thema erfahren will, hat dazu am Mittwoch (30. Oktober) Gelegenheit. Dann hält Prof. Rupprecht einen Vortrag an unserer Hochschule zum Thema „Strafzölle, Handelskriege und die (ungeahnten) Folgen für die Welt“. Los geht es um 18 Uhr im FHZ, Corrensstraße 25, im Hörsaal A 004. Die Veranstaltung ist Auftakt der Ringvorlesung „Wirtschaftsgeschehen verständlich und kompakt“: An sechs Terminen beantworten VWL-Professoren unseres Fachbereichs Wirtschaft, der Münster School of Business (MSB), sowie Vertreter der wirtschaftspolitischen Praxis Fragen zum aktuellen Wirtschaftsgesehen – verständlich und kompakt. Wer teilnehmen möchte, braucht keine Vorkenntnisse, sollte sich jedoch vorab online anmelden.

 

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