Hochschulpreis für Designstudentin: App „fluuit“ hilft Legasthenikern, sich selbst zu helfen

Schätzungen sprechen von mehreren Millionen Erwachsenen in Deutschland, die nicht oder kaum lesen und schreiben können. Sie möchte Leonie Schäffer mit  „fluuit“ zum Lesen motivieren. Die App richtet sich vor allem an Erwachsene.

„Um Kinder und Jugendliche kümmern sich Schulen und Fachkräfte – Erwachsene sind oft nicht mehr in Förderprogrammen verankert“, begründet Schäffer, warum sie dieses Thema so wichtig findet. Wie sich Betroffene fühlen und was sie sich wünschen, dafür hat Schäffer vier Gesprächspartner im Alter von 26 bis 56 interviewt. Sie waren sich einig: Lange Texte ermüden und entmutigen, es fehlen Erfolgserlebnisse und Feedbacks.

„Ich möchte Betroffene motivieren zu lesen und habe überlegt, wie das gut funktionieren kann: Ein Handy haben sie immer dabei, eine App ist leicht zu installieren. Bisher gibt es viele Vorlese-Apps, aber kaum Angebote, die Erwachsene adäquat im Lesen unterstützen.“, so Schäffer. Dies kann „fluuit“: Die Texte erfüllen die Kriterien für eine bessere Lesbarkeit. Denn die Regeln, die hinsichtlich Schriftart und Schriftgrad für Lesemedien gelten – dazu hat sie im ersten Mastersemester viel recherchiert – funktionieren für eine legasthene Zielgruppe nur bedingt. Während für Lese-Texte oft Serifenschriften wie die Times bevorzugt werden, bedarf eine legasthenie-freundliche Gestaltung einer serifenlosen Schrift, die aber trotzdem große Unterschiede in den Buchstaben aufweist. Heißt beispielsweise, dass ein „a“ ganz klar von einem „o“ zu unterscheiden sein muss.

Schäffers App ist für drei Textsorten angelegt: für E-Books, Online-Artikel und Dokumente, womit die App beispielsweise auch für Studierende gut geeignet ist. Sie gibt den Nutzerinnen und Nutzern einen Überblick über die Lese-Erfolge, und Zwischenfeedbacks feuern zum Weiterlesen an. Die Texte, die man sich hochlädt, werden gestalterisch angepasst und erleichtern Legasthenikern so das Lesen. „Ich habe die optimale Schriftart mit Hilfe eines Lesetests ermittelt, und es stellte sich heraus, dass die Object Sans am Schnellsten gelesen wurde. Der Bildschirm weist weniger Kontrast auf, die Textfarbe ist anthrazit, der Hintergrund pastellig. Bei längeren Texten besteht durchgängig die Gelegenheit, das Augenpausensymbol anzutippen, und es gibt aufmunternde Feedbacks: „Du hast die Hälfte geschafft!“, „Du hast dein Ziel erreicht!“.

Die Testpersonen seien begeistert gewesen, erzählt die 27-Jährige, weil diese Methode die Distanz zum Lesen nimmt, den Spaß fördert und dazu motiviert, die eigenen Rekorde zu brechen. „Ohne Motivation lesen sie nicht, sie müssen es aber kontinuierlich, um Fortschritte machen zu können.“ Dass dies gut ankommt, hat die Absolventin auch bei der Abschlussausstellung „Parcours“ am Fachbereich Design der FH Münster, der Münster School of Design (MSD), erlebt: „Ich bin so oft angesprochen und gefragt worden, wann es die App geben wird.“ Die Oberfläche steht, für eine Umsetzung fehlt aber vor allem noch die Programmierung. Dafür ist die Absolventin momentan auf der Suche nach Förderern.

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