Deutscher Preis für Künstliche Intelligenz geht nach Münster

Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist in Deutschland die häufigste Ursache von Erblindungen bei Erwachsenen. Die Schädigung des Auges entsteht dabei an der schärfsten Stelle. Dann müssen die Augenärztinnen und -ärzte eine wichtige Entscheidung treffen: Ist eine Operation notwendig? Dabei könnten sie bald Hilfe von „DeepEye“, einem Algorithmus-Assistenten bekommen, für den das Westphalia DataLab (WDL) jetzt den Deutschen Preis für Künstliche Intelligenz in der Kategorie Anwendung erhalten hat. Prof. Dr. Reiner Kurzhals erklärt, wie „Deep Eye“ funktioniert.

Herr Prof. Kurzhals, was kann „DeepEye“?

„DeepEye“ ist ein augenärztlicher Entscheidungshilfe-Algorithmus zur individuellen Behandlungsempfehlung, der in Zusammenarbeit des WDLs mit der Augenklink am Franziskus-Hospital Münster entstanden ist. Es ist ein im Moment einzigartiger Ansatz zur Entscheidungsassistenz für Augenärztinnen und -ärzte, ob eine vorliegende Augenerkrankung, in diesem Fall die altersbedingte Macular Degeneration (AMD), behandelt werden muss oder nicht. Bei erkrankten Patientinnen und Patienten wird dabei ein Bild – ein sogenanntes OCT, das steht für Optical Coherence Tomography – vom Auge gemacht. Der Assistent scannt Zehntausende anderer solcher Bilder und macht daraufhin einen Vorschlag für eine individuelle Behandlung, beispielsweise dafür, ob operiert werden muss oder nicht. Bei solchen wichtigen Entscheidungen unterstützt „DeepEye“.

 

Wie sicher ist die Einschätzung des Algorithmus-Assistenten?

Die Präzision einer Maschine, die immer auf Zehntausende Bilder im Vergleich zurückgreifen kann und 24 Stunden rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr immer gleichbleibend funktioniert, kann man nicht mit der Arbeit eines Menschen vergleichen. Am Ende schlägt die Maschine das Ergebnis dem Menschen nur vor, entscheiden muss die Ärztin oder der Arzt. „DeepEye“ ist aber eine gute Unterstützung bei diesem Prozess.

 

Warum haben Sie den KI-Preis gewonnen?

Wir sind in der Lage, aus einem Projekt und aus Kundendaten ein skalierbares Produkt zu machen und ermöglichen damit eine sogenannte Produktifizierung. Bei der Gründung des WDLs 2017 waren wir meiner Meinung nach die einzigen in Europa mit dieser Herangehensweise und jetzt sind wir einfach schon sehr weit. Wir können zum Beispiel dank unseres Tools mit einer Trefferquote von 95 Prozent prognostizieren, welche Produkte wann aus dem Lager zum Kunden herausgehen und wann sie nachbestellt werden müssen. Das spart Lagerkosten und ermöglicht eine vorausschauende Geschäftsführung. Unser Tool funktioniert mit einem Mix aus der Analyse von alten Unternehmensdaten – ergänzt um eine Zukunftsprognose, die viele Faktoren berücksichtigt. Das Besondere dabei ist: Es funktioniert in Echtzeit, ist agil und automatisiert. Die Unternehmen können sich jederzeit an einer Schnittstelle in der Cloud andocken und loslegen. Im Bereich der skalierbaren Produkte hat bei uns ein Quantensprung stattgefunden – daher auch die Auszeichnung für „DeepEye“.

 

Wie geht es jetzt mit „DeepEye“ weiter?

Wir bereiten gerade zusammen mit dem St. Franziskus-Hospital Münster eine Ausgründung vor. Wir streben mit „DeepEye“ eine Zulassung als Medizinprodukt an, das wir den Augenärztinnen und -ärzten als Cloud-Produkt anbieten möchten. Dafür suchen wir gerade noch Risikokapital.

 

Zum Thema:

Der Deutsche KI-Preis wird für herausragende Verdienste um die Entwicklung und Erforschung der Künstlichen Intelligenz verliehen. Die Auszeichnung wurde in den drei Kategorien Hauptpreis, Anwendung und Sonderpreis vom Journalistenclub des Axel Springer Verlags und von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier verliehen. Das Westphalia DataLab (WDL) wurde 2017 von einem Team um Prof. Dr. Reiner Kurzhals vom Fachbereich Wirtschaft unserer Hochschule, der Münster School of Business (MSB), und dem strategischen Investor FIEGE Logistik gegründet.

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