Was sind Palindrome? Prof. Dr. Thomas Jüstel erklärt das Phänomen im Interview

Der 12.02.2021 ist ein sogenanntes palindromisches Datum: Man kann es sowohl von links nach rechts als auch von rechts nach links lesen. Prof. Dr. Thomas Jüstel, Dekan am Fachbereich Chemieingenieurwesen in Steinfurt, hat sich mit Palindromen beschäftigt. Im Interview erklärt er, was genau es damit auf sich hat und wie sie auf fast den Tag genau in 20 Jahren für ausgebuchte Standesämter sorgen könnten.

Herr Prof. Dr. Jüstel, was ist ein Palindrom?

Ein Palindrom ist eine Buchstaben-, Ziffern- oder Zeichenfolge, die man von vorne und von hinten lesen kann – also von links nach rechts – und immer die gleiche Bedeutung hat. Wie zum Beispiel der Name „Otto“. Der Begriff „Palindrom“ kommt aus dem Griechischen: „Palíndromos“ bedeutet rückwärts laufend.

Wie kommt es dazu, dass Sie sich als Chemiker damit beschäftigen?

Auf meiner Homepage gibt es eine Seite namens „Wissenswertes“. Da sammele ich für die Studierenden alles, wovon ich denke, dass es wissenswert ist. Das habe ich unterteilt in Astronomie, Biologie, Chemie, Physik, Geologie und so weiter. Dort lege ich Arbeitsblätter für die Studierenden ab. Die sind aber frei zugänglich für die Öffentlichkeit, wie zum Beispiel das zu den Palindromen. Ich versuche einfach, Wissen in der Gesellschaft zu verbreiten.

Welchen Bezug haben Palindrome zu Naturwissenschaften?

Den gibt es zum Beispiel bei den sogenannten Restriktionsenzymen. Es gibt Enzyme, die können DNA an bestimmten Stellen schneiden. DNA gibt es in jeder Zelle der allermeisten Organismen, und sie muss manchmal aufgeschnitten werden, zum Beispiel damit sie verdoppelt werden kann. Einige Restriktionsenzyme schneiden nur an Stellen, wo die Sequenz palindromisch ist, also ein Stück davon von vorne und von hinten gleichermaßen gelesen werden kann.

Heute ist der 12.02.2021 – ein palindromisches Datum. In diesem Jahrhundert und Jahrzehnt tauchen solche Daten häufiger auf. Warum ist das so?

Das hängt mit der Art und Weise zusammen, wie wir das Datum aufschreiben. Wir sortieren es nach Tag, Monat und Jahr. In diesem Jahrzehnt zum Beispiel entsprechen die Jahre 2020, 2021 oder 2022 auch rückwärts betrachtet Datumstagen, also etwa dem 02., 12. oder 22. Februar. In 20 Jahren gibt es übrigens ein Datum, bei dem sicherlich die Standesämter ausgebucht sein dürften: der 14.02.2041, ein palindromischer Valentinstag!

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