FFP2-Masken wiederverwenden: Weitere Methode erforscht

Zwei Methoden, mit deren Hilfe man FFP2-Masken im Privatgebrauch wiederverwenden kann, haben Wissenschaftler*innen unserer Hochschule und der WWU bereits in einer Infobroschüre vorgestellt. Jetzt wurde eine weitere erforscht.

Innerhalb kurzer Zeit hat sich die FFP2-Maske im Privatgebrauch etabliert. Wie viele Bürger*innen die FFP2-Maske nach einmaliger Benutzung entsorgen oder mehrfach verwenden, ist zwar nicht bekannt. Doch die Resonanz auf die Infobroschüre zu den Möglichkeiten und Grenzen der Wiederverwendung von FFP2-Masken, die Forscher*innen der FH Münster und der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) im Januar herausgegeben hatten, zeigt ein sehr hohes Interesse der Bürger*innen an diesem Thema. Jetzt hat das Team im Rahmen eines vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geförderten Forschungsprojektes eine weitere Methode zur Wiederverwendung entwickelt und die Infobroschüre aktualisiert.

„Gegenstand unseres Projektes sind Methoden zur Wiederverwendung von FFP2-Masken, die in den meisten Haushalten realisierbar sind“, erläutert Krankenhausexperte Prof. Dr. Christopher Niehues von der FH Münster. Dabei sind mögliche SARS-CoV-2-Erreger auf und in Masken zu eliminieren und Materialschäden zu vermeiden. Neben den bereits in der Version 1.0 veröffentlichten Methoden „Sieben Tage trocknen bei Zimmertemperatur“ und „Behandlung mit 80 Grad Celsius im Backofen“ konnte jetzt ein noch einfacheres Verfahren „Zehn Minuten Kochen im Gefrier- und Kochbeutel“ erfolgreich getestet werden. „Im Vergleich zur Backofenmethode sind die Temperaturen beim Kochen im Beutel konstant. Während wir im Backofen Temperaturschwankungen zwischen 65 und 135 Grad Celsius feststellen mussten, liegt die Temperatur im Koch- und Gefrierbeutel bei 99 bis 103 Grad Celsius“, so Prof. Dr. Hans-Christoph Mertins von der FH Münster.

Diese Temperatur ist für vorgeformte Masken, das sogenannte „Körbchenmodell“, sowie Masken mit Atemventil zu hoch. Die weit verbreiteten FFP2-Masken zum Auffalten – das „Kaffeefiltermodell“ –  halten dieser Temperatur aber stand. Allerdings sollte auch hier die Materialbelastung möglichst niedrig gehalten werden. „Daher haben wir uns auf zehn Minuten Kochen beschränkt. Bei den verwendeten Kunststoffen sind dann noch keine Materialveränderungen zu erwarten“, erklärt Prof. Dr. Martin Kreyenschmidt, Leiter des Instituts für Konstruktions- und Funktionsmaterialien (IKFM) der FH Münster. Die Idee für diese einfache Methode hatte Doktorand Christian Sandten. Gemeinsam mit Doktorandin Saskia Kerkeling untersuchte er im Labor für Instrumentelle Analytik der Hochschule mögliche Materialveränderungen der Masken und der Beutel beim Kochen. „Verarbeitungshilfsmittel, die sich auf den Oberflächen der Beutel befinden, können sich bei der Abkühlung auf den Maskenvliesen absetzen. Daher ist auf eine rasche Entfernung der Masken aus dem Beutel nach dem Kochen zu achten“, so Sandten. Spontane und tatkräftige Unterstützung bei der Messung der Filterleistung der Masken bekam das Team von der auf technische Hygiene im Gesundheitswesen spezialisierten HYBETA GmbH. „Dafür bedanken wir uns sehr“, sagt Kreyenschmidt.

„Im Hochsicherheitslabor konnten wir auf umfangreiche Untersuchungen zu SARS-CoV-2 auf FFP2-Masken bei unterschiedlichen Temperaturen aufbauen. Es war anzunehmen, dass bei 100 Grad Celsius eine deutlich kürzere Einwirkzeit erforderlich ist. Dies hat sich bestätigt, und nach zehn Minuten Kochen im Beutel ist keine Infektiosität von SARS-CoV-2 mehr nachweisbar“, so Prof. Dr. Stephan Ludwig von der WWU Münster, Direktor des Instituts für Molekulare Virologie.

„Die Erreger der eigenen Nasen-, Rachen- und Hautflora sind in und auf den Masken schwieriger zu reduzieren“, erklärt Prof. Alexander Mellmann, Direktor des Instituts für Hygiene am Universitätsklinikum Münster. Und genau hier scheint die Methode, FFP2-Masken zehn Minuten lang im Beutel zu kochen, sehr effektiv zu sein. „Während bei 80 Grad Celsius nach einer Stunde im Backofen noch wenige Erreger der eigenen Nasen-, Rachen- und Hautflora nachweisbar waren, konnten diese mit der Kochtopfmethode vollständig eliminiert werden“, sagt Christian Böing vom Institut für Hygiene. Entscheidend ist dabei jedoch, dass die Beutel für Lebensmittel geeignet und hitzebeständig sind, wie Gefrier- und Kochbeutel. Bei reinen Gefrierbeuteln sollte vorab die Hitzebeständigkeit getestet werden, indem die Beutel ohne Maske erhitzt werden. Keinesfalls geeignet sind dünne Pausenbrotbeutel oder Müllbeutel. Zum Verschließen werden je nach Beutel Verschlussclips, ein Verschlussdraht oder der integrierte Zipper genutzt.

In der Version 2.0 der Infobroschüre „Möglichkeiten und Grenzen der Wiederverwendung von FFP2-Masken für den Privatgebrauch“ stellen die Wissenschaftler*innen die neue Methode ausführlich vor. Wer ein Backofenthermometer hat, kann die Backofenmethode natürlich weiter nutzen. „Die Methode ‚Zehn Minuten Kochen im Koch- und Gefrierbeutel‘ ist einfach umzusetzen, verbraucht weniger Energie und erzielt eine bessere mikrobiologische Wirksamkeit“, resümiert Prof. Kreyenschmidt.

„Aufgrund der zahlreichen Mails mit Hinweisen und Rückfragen zu unserer Infobroschüre haben wir auch einige Formulierungen präzisiert“, ergänzt Julius Thume, Doktorand am Fachbereich Gesundheit der FH Münster und im Projekt für die Wissenschaftskommunikation verantwortlich. „Besonders häufig wurden wir gefragt, ob die Masken auch draußen aufgehängt werden können.“ Thume rät ab: Gerade bei kalten Temperaturen würde dies die Reduzierung von SARS-CoV-2 verlangsamen. Zahlreiche Fragen zu individuellen Aufbereitungsmethoden beantworten die Forscher*innen mittlerweile auf der Internetseite als FAQ.

Die FAQs und die aktualisierte Broschüre in der Version 2.0 sind online abrufbar. In gedruckter Form gibt es die Broschüre nicht.

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