Fehler zuzulassen, ist wichtig: Gründungscoaches Lea Wilkens und Mike Arnold berichten von ihren Start-up-Erfahrungen

Die Gründungsberatung im Team von FH Münster und TAFH Münster GmbH hilft dabei, Start-up-Ideen in die Tat umzusetzen. Die meisten Coaches haben schon selbst etwas gegründet oder in Start-ups gearbeitet. So auch Lea Wilkens und Mike Arnold. Im Interview berichten die beiden von ihren Erfahrungen und wie diese ihre Arbeit heute beeinflussen.

Lea Wilkens, Mike Arnold, was reizt Sie beide am Gründen und an Start-ups?

Mike Arnold: Was ich immer super spannend finde, ist die Vielzahl an verschiedenen Themen, in die wir bei den Gründerteams Einblicke bekommen können. Und es steckt so ein gewisser Spirit in den Teams: Sie haben ein hohes Maß an Risikotoleranz, sind extrovertiert, fordern sich gern heraus und gehen positiv mit Fehlern um.

Lea Wilkens: Genau. Ich finde, die Gründerinnen und Gründer sind sehr mutig und haben den Willen, ständig über sich hinauszuwachsen. Auf dem Weg, den sie da beschreiten, gibt es ja jede Menge Unsicherheit. Unser Team unterstützt zwar dabei, aber letztlich müssen ihn die Gründerinnen und Gründer selbst gehen. Sie sind offen für neues. Und was Mike schon sagte: Sie lassen Fehler zu. Das fehlt in Deutschland ja oft. Doch daraus kann man lernen und schließlich weitermachen. Dass es okay ist, auch mal Fehler zu machen, ist bei den Teams viel stärker verankert. Ich glaube, davon brauchen wir allgemein viel mehr. Ich persönlich finde das total inspirierend.

Arnold: Und es ist inspirierend, wie getrieben die Leute davon sind, dass sie die Welt mitgestalten wollen, dass sie einen Impact machen und etwas verbessern möchten. Dabei kommen viele kreative Ideen zustande.

Wilkens: Das stimmt. Den Willen, durch das eigene Gründungsvorhaben etwas Positives in der Welt zu bewegen, sehen wir immer stärker in der Nachfrage nach unseren Angeboten zum Thema Social Entrepreneurship.

 

Es ist ja auch erstaunlich: Viele Gründungsideen sind absolut nachvollziehbar, da wundert man sich schon, dass es sie zuvor gar nicht gab.

Arnold: Das wundert mich auch häufig. Und vor allem ist es spannend, weil die Teams mit ihren Ideen einen langen Weg gehen, Feedback einholen und mit neuen Anreizen den Gedanken immer weiterentwickeln. Bis wir dann davon hören, steckt darin bereits jede Menge Arbeit.

 

Wieso haben Sie sich dazu entschieden, Gründungscoaches zu werden?

Wilkens: Weil der Job spannend ist. Man macht nicht jeden Tag dasselbe und es ist zufriedenstellend, gemeinsam diese Ideen voranzutreiben. Ich möchte auch selbst einmal gründen und finde es toll, Leute jetzt dabei begleiten zu dürfen.

Arnold: Das sehe ich auch so. Ich bin zudem im REACH Euregio Start-up Center beschäftigt – das ist ein noch junges und großes Projekt. Da bot sich mir früh die Möglichkeit, viel mitzugestalten. Das hat selbst irgendwie Start-up-Charakter. Ich habe auch das Bedürfnis, etwas zu gründen, und da ist die Beratung, bei der man viele unterschiedliche Teams begleitet und Best Practices mitbekommt, sehr lehrreich.

 

Sie beide haben auch vor Ihrer Arbeit bei der TAFH und im REACH Erfahrungen mit Start-ups gesammelt, richtig?

Wilkens: Genau. In meinem Praxissemester war ich selbst in einem Start-up in Berlin tätig, das eine Online-Plattform für die Vermietung von Meeting-Räumen betreibt. Da war ich für die Buchungsvorgänge in verschiedenen Städten weltweit zuständig. Das hatte diese typische Kreuzberger Start-up-Atmosphäre – ein junges internationales Team, mitten in der Stadt. Da habe ich festgestellt: Das ist die Umgebung, in der ich arbeiten möchte. Es ist natürlich schon herausfordernd, aber man hat viel Gestaltungsfreiraum, ist sehr kreativ in seiner Arbeit. Das gibt es so bei der TAFH auch, und das finde ich sehr gut.

Arnold: Ich durfte 2019 ein Auslandssemester an der UC Berkeley machen und dort ein Inkubatorprogramm mitaufbauen. Zusammen mit fünf Kommilitonen habe ich das Programm für Studierende angeboten, bei dem sich jeder bewerben konnte, der Lust auf das Thema Entrepreneurship hatte und bereit war, etwas Zeit in dieses zu investieren. Ich war für das Management des Inkubators verantwortlich. Wir hatten weit mehr Bewerbungen, als wir überhaupt aufnehmen konnten. Letztendlich durften wir dann aber 75 Studierende, die sich auf insgesamt 25 Teams verteilten, über die Programmdauer von zehn Wochen begleiten und unterstützen. Ein besonderes Highlight war, dass bei unserem Showcase Day am Ende des Programms bereits 22 Startups ihr Vorhaben vor einer Jury aus Investoren und einem großen Publikum pitchen konnten. Mehrere von ihnen haben dabei ein Funding der Investoren aus dem Silicon Valley bekommen und einige der Start-ups sind auch heute noch am Markt aktiv und expandieren weiter.

 

Inwiefern profitieren Gründungsinteressierte von Ihren Erfahrungen?

Wilkens: Durch mein Praxissemester habe ich ein Bild vor Augen, wie ein Start-up in vier oder fünf Jahren aussehen kann: was dort gut und vielleicht auch nicht so gut läuft, dass sich Ideen verändern und weiterentwickeln können und dass das auch gut ist.

Arnold: Wir haben die Fehlerkultur bereits angesprochen, aber in den USA war das noch mehr ein Thema: Wenn da jemand mit einer Idee keinen Erfolg hatte, wurden die Leute erstmal im besten Sinne neugierig und wollten wissen, wie das gelaufen ist und was jemand daraus mitgenommen hat. Das hat mich extrem geprägt und diese Einstellung nehme ich jetzt in mein Coaching mit. Durch meine Erfahrungen möchte ich die Leute ermutigen, sich einfach mal auszuprobieren. Denn ich habe gelernt: Eine gute Idee ist nichts wert, wenn man nicht an ihr arbeitet und damit Fortschritte macht. Und dabei möchte ich unterstützen.

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