Plastiktüten verbannen, Pappbecher vermeiden – wie lässt sich Abfall vermeiden?

Geschäfte verbannen Plastiktüten, Bäcker führen einen Mehrwegbecher ein: Derzeit gibt es in Münster einige Initiativen gegen die zunehmende Vermüllung. Wir haben Gotthard Walter, leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter der Arbeitsgruppe Ressourcen am Institut für Wasser – Ressourcen – Umwelt (IWARU), gefragt, was diese Aktionen bringen und wo jeder von uns darüber hinaus Abfall einsparen kann.

Herr Walter, kann ein Verzicht auf Plastiktüten und Pappbecher wirklich die Abfallmenge spürbar reduzieren?

Erst einmal begrüße ich solche Aktionen, die die Abfallvermeidung zum Ziel haben. Der Anteil der Tüten und Becher an der Gesamtabfallmenge, die jährlich in Deutschland anfällt, ist zwar recht gering. Doch diese Initiativen haben darüber hinaus wichtige positive Effekte: Das Bewusstsein der Menschen wandelt sich. Die Chance ist groß, dass sie jetzt auch in anderen Situationen eher überlegen: Ist das gut für die Umwelt? Kann ich meinen Abfall reduzieren? Und gerade für Kinder hat dieses Verhalten auch eine Vorbildfunktion.

 

Was sind denn andere Bereiche des Alltags, in denen Sie sich einen verantwortungsvolleren Umgang mit Abfall wünschen?

Da ist zum einen der Bereich der Unterhaltungselektronik. Für Smartphones und andere elektronische Geräte werden viele Ressourcen gebraucht – Stichwort seltene Erden – die sich nur mit sehr großem Aufwand rückgewinnen lassen. Es wäre also sinnvoll, nicht jedem Trend hinterherzulaufen und sich nicht jedes Jahr das neueste Modell zu kaufen. Wenn man Altgeräte über die offiziellen Sammelstellen wie Recyclinghöfe entsorgt, können die enthaltenen Ressourcen wenigstens teilweise wieder nutzbar gemacht werden – anders, als wenn sie in der Schublade lagern oder im Restmüll verschwinden. Auch Bioabfall ist ein Thema, für das ich mir mehr Bewusstsein wünsche. Die Anlagenbetreiber haben zunehmend Probleme, dass der Bioabfall durch Restmüll und Plastik verschmutzt ist und deswegen nicht optimal zu Kompost verarbeitet werden kann. Was letztendlich die Abfallentsorgung für den Bürger auch wieder teurer macht.

 

Welche Forschungen zur Abfallvermeidung laufen derzeit am IWARU?

Ein großes Projekt von uns beschäftigt sich mit Bauabfällen, die derzeit etwa 60 Prozent der gesamten Abfallmenge in Deutschland ausmachen. In vielen Gebäuden werden heute multifunktionale Baustoffe verbaut. Sie bieten technische und gestalterische Vorteile in der Bau- und Nutzungsphase, aber viele enthalten Materialverbindungen, die zum Beispiel so verklebt oder verschweißt sind, dass die einzelnen Stoffe bei einer Sanierung oder beim Abbruch nicht recycelt werden können. Um die Wertschöpfung zu steigern und die Entsorgungskosten langfristig zu senken, entwickeln wir in einem interdisziplinären Team Werkzeuge und Konzepte, wie Unternehmen schon bei der Planung das Recycling von morgen einbeziehen können. 

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