Zukunftstechnologie: Extended Reality an Berufsschulen

Durch die Digitalisierung verändern sich Berufsbilder, schreibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung in seiner Hightech-Strategie 2025. Und das gilt auch für Berufsschullehrer*innen, sagt Prof. Dr. Marc Krüger von unserer Hochschule. Der Experte für Technikdidaktik erklärt, wieso Extended Reality (XR), Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) Zukunftstechnologien im Unterricht sind und wie er angehende Berufsschullehrer*innen darauf vorbereitet.

Prof. Krüger, XR, AR und VR – worin genau besteht der Unterschied?
XR ist ein Oberbegriff für alles, was im digitalisierten Reality-Bereich passiert. Salopp gesagt geht es um alles, was sich dreidimensional abbilden lässt. Kann man sich in einem digitalen Raum bewegen, also sozusagen in die digitale Welt abtauchen, spricht man von VR. Wird die reale Welt mit digitalen Informationen angereichert, geht es um AR. Dazu zählen zum Beispiel Smart Glasses. Und dann gibt es noch Mixed Reality (MR), bei der sich virtuelle und reale Welten miteinander vermischen. Am Institut für Berufliche Lehrerbildung (IBL) sind wir derzeit noch breit aufgestellt und fokussieren uns auf XR.    

Wie wirkt sich XR auf angehende Berufsschullehrer*innen aus?
Um das zu beantworten, müssen wir uns zunächst fragen, was genau im Bereich XR in den jeweiligen Berufen passiert. Als Technikdidaktiker vertrete ich die beruflichen Fachrichtungen Bau-, Elektro-, Informations-, Maschinenbautechnik und Mediendesign/Designtechnik. Hier können wir Spannendes beobachten. Baumaschinenmechatronikerinnen und -mechatroniker sehen zum Beispiel mit Hilfe von AR-Brillen, wie genau sie etwa einen Mähdrescher reparieren müssen. Das ist kaum noch Zukunftsmusik, sondern in der praktischen Erprobung. Angehende Berufsschullehrerinnen und -lehrer müssen also XR kennen und deren Relevanz bewerten können, um ihre Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf den Berufsalltag mit diesen Technologien vorbereiten zu können.

Am IBL geht es damit so langsam los. Was genau ist geplant?
Wir stehen noch relativ weit am Anfang. Im ersten Schritt müssen wir uns positionieren: Was hat hohe Relevanz für uns in der beruflichen Lehrerbildung, was hat weniger Bedeutung? Derzeit beschäftigen wir uns zum Beispiel mit VR-Lernsoftware in der Elektrotechnik. Wir analysieren, wie diese aufgebaut sind und bewerten das. Dabei deutet sich an: Das Erlernen beruflicher Handlungsprozesse wird in der VR-Lernsoftware solide abgebildet, die Wissensvermittlung ist dagegen kaum ausgeprägt. Damit kann die VR-Lernsoftware derzeit nur einen Teil des Bildungsauftrages unterstützen. Sowas müssen angehende Berufsschullehrer*innen natürlich zukünftig wissen, damit sie ihren Unterricht professionell gestalten können. Eine weitere Frage ist, wie wir XR für die eigene Lehrer*innenbildung einsetzen können. Hier gibt es spannende Entwicklungen, in denen in VR-Welten mit Avataren Unterricht künstlich abgebildet werden kann. Sie sehen, eine gänzlich andere Perspektive, als sich mit Lernsoftware auseinanderzusetzen. Es ist spannend.

Welche Herausforderungen gibt es?
Es handelt sich um ein großes und sehr komplexes Feld. Wir müssen sowohl viele verschiedene Berufe, als auch die Anforderungen der Lehrerinnen und Lehrer im Blick haben. Das ist nicht einfach. Hinzu kommt der didaktische Mehrwert, der für alle Lernenden auch wirklich gegeben sein muss. Dabei geht es natürlich auch um Studien, durch die erwiesen werden muss, welche Vorteile XR im Lernprozess ganz konkret bietet. Hier wird viel erprobt, es gibt große Erwartungen und mitunter auch Versprechungen. Diese entziehen sich noch in weiten Teilen jeglicher Evidenz.

Wo stehen wir in zehn Jahren?
In zehn Jahren haben wir sicherlich ein gutes Konzept für die Anwendung von XR für Berufsschullehrerinnen und -lehrer entwickelt. Und schon früher, etwa in fünf Jahren, haben wir einen guten Überblick und erste Antworten auf unsere dringendsten Fragen.

 

Zum Thema: Seit vielen Jahrzehnten sichern deutsche Unternehmen als Innovationstreiber den Wohlstand der Exportnation und setzen international Impulse für eine nachhaltigere Wertschöpfung. Bei einigen zentralen Zukunftstechnologien spielt Deutschland im globalen Wettbewerb allerdings inzwischen eine Nebenrolle. Es bedarf einer gesellschaftlichen Anstrengung, dies wieder zu ändern. Die FH Münster hat diese Herausforderung daher in ihrem aktuellen Hochschulentwicklungsplan adressiert. Als Hochschule für angewandte Wissenschaften will sie unter anderem mit ihren profilierten technischen Fachbereichen und Forschungsinstituten auch in den kommenden Jahren Beiträge leisten, die Attraktivität des Technologie- und Wirtschaftsstandortes Deutschland zu stärken. Neben dem Jahresmotto Nachhaltigkeit stellt die FH Münster vom 14. bis einschließlich 25. März vielfältige Aktivitäten und Projekte im Themenfeld Zukunftstechnologien vor.

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