Nachhaltiges Verhalten: „Mehr Dinge machen Menschen nicht unweigerlich glücklicher“

Mehr als 30 Vorträge und Workshops sowie ein buntes Rahmenprogramm warten auf Beschäftigte und Studierende am 31. Mai. Denn dann findet an unserer Hochschule unter dem Motto „zusammen NACHHALTIG“ der Nachhaltigkeitstag statt. Mit dabei ist auch Prof. Dr. Annette van Randenborgh mit ihrem Workshop zum Thema „Die Psychologie des nachhaltigen Verhaltens“. Im Interview verrät sie, worum es geht.

Prof. van Randenborgh, die Psychologie des nachhaltigen Verhaltens – was genau hat es damit auf sich?

In der Psychologie spricht man von Einflussgrößen, die Menschen dazu bewegen, ihr Verhalten zu ändern. Im Prinzip will man herausfinden, was Menschen veranlasst, nachhaltig zu agieren – denn da gibt es verschiedene Auslöser und Anreize.

Welche wären das zum Beispiel?

Bleiben wir mal im Bereich Nachhaltigkeit, dann wäre das die allgemeine Norm: Jemand bekommt mit, dass wer anders etwas tut – also sich zum Beispiel in einer konkreten Sache sehr nachhaltig verhält. Der Verhaltensanstoß wäre dann, dies auch selbst zu tun, nach dem Motto: Alle tun es, also tue ich es auch.

Aber so agieren doch sicherlich nicht alle?

Das ist richtig, und das ist gerade der Punkt beim Thema Nachhaltigkeit. Das tun viel zu wenige Menschen, und die Norm lenkt uns folglich eher zu den wenig nachhaltigen Verhaltensweisen. Wer sich nachhaltig verhalten will, muss motiviert sein und auf manches verzichten können. Das Leben wird etwas anstrengender und komplizierter. Stellen Sie sich vor, eine dreiköpfige Familie wohnt in Münster und hat kein Auto, sondern erledigt alles mit dem Rad, zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Ist dann ein Treffen weiter weg geplant, wird diese Familie schlimmstenfalls nicht eingeladen – nach dem Motto, die haben kein Auto und können ja eh nicht kommen.

Wie kann sich diese Familie trotzdem motivieren?

Mit dem Wissen, dass sie mit Auto langfristig auch nicht glücklicher wäre, weil der PKW sowieso kaum benutzt, nur vor der Tür stehen und trotzdem Geld kosten würde. Einen schönen Ausflug kann die Familie auch mit dem Fahrrad machen. Auch das ist ein Befund aus der positiven Psychologie: Mehr Dinge machen Menschen nicht unweigerlich glücklicher. Verzicht bedeutet in diesem Fall auch Stolz und Erfüllung, nachhaltig zu agieren. Und ein ruhiges Gewissen, an der ökologischen Katastrophe einen geringeren Beitrag zu haben als viele andere. Weniger ist wirklich mehr.  

Was kann denn jede und jeder individuell für einen nachhaltigen Lebensstil leisten?

Möglich ist das mit wenig Aufwand, indem man zum Beispiel Müll vermeidet oder Kaufentscheidungen überdenkt. Muss es wirklich „Fast Fashion“ sein oder kauft man lieber mal gar nichts? Brauche ich das dritte T-Shirt in Blau wirklich? Generell hilft es, den Konsum von Dingen, die nicht nachhaltig sind, zu überdenken. Genau dazu will ich in meinem Workshop motivieren – und dabei vor allem die Freude am eigenen nachhaltigen Verhalten fördern.

Der Nachhaltigkeitstag am 31. Mai startet um 9:30 Uhr. Den Ausklang ab circa 16:20 Uhr rundet eine Band der Musikhochschule Münster ab. Alle Informationen und das Programm finden Interessierte online. Die Anmeldung zu den Workshops ist bereits abgeschlossen, zu den Vorträgen ist keine Anmeldung erforderlich.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken