Prof. Dr. Wieland Appelfeller über Entwicklungen im Weiterbildungsmarkt: Digitale Transformation wird häufig nachgefragt

Gerade für Unternehmen ist es extrem wichtig, Mitarbeiter*innen zu haben, die immer up do date mit dem Marktgeschehen sind. Darum bietet der Fachbereich Wirtschaft, die Münster School of Business (MSB), der FH Münster nun seit vier Jahren Weiterbildungen für Unternehmensvertreter*innen an. Prof. Dr. Wieland Appelfeller, der diese Aktivitäten mit dem Institut für Prozessmanagement und Digitale Transformation (IPD) und dem Institut für Technische Betriebswirtschaft (ITB) auf den Weg gebracht hat, berichtet im Interview, was Unternehmen gerade nachfragen und welche Weiterbildung er selbst als letztes besucht hat.

Herr Appelfeller, welche Themen werden in der Weiterbildung gerade von Unternehmensvertreter*innen besonders nachgefragt?

Das ist auf jeden Fall das sehr umfangreiche Thema digitale Transformation. Da hat die Coronakrise wie ein Beschleuniger auf den Prozess gewirkt – plötzlich musste alles digital stattfinden. Im Speziellen gibt es aktuell aber auch ein großes Interesse an der Digitalisierung von Prozessen, Datenanalyse und agiler Transformation. Zu Letzterer haben wir mit dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) eine Weiterbildung angeboten, die sofort ausgebucht war. Insgesamt konnten wir in den letzten vier Jahren zirka 30 Veranstaltungen anbieten, die in Summe von etwa 250 Teilnehmer*innen gebucht worden sind.

Wie hat die Pandemie das Weiterbildungsgeschäft verändert?

Die Pandemie hat uns – wie anderen auch – einige Veränderungen abgerungen. Bei uns sind aber keine Veranstaltungen ausgefallen, wir haben alle Präsenztermine sehr schnell auf ein Online-Format umgestellt und hatten hier hohe Buchungsquoten. Was wir da auf die Beine gestellt haben – da bin ich wirklich stolz auf alle Kolleg*innen, die uns dabei unterstützt haben.

Was läuft besser: Online- oder Offline-Formate?

Wir haben im letzten Sommersemester bei hoher Akzeptanz alles online angeboten, spürten danach aber eine zunehmende Zurückhaltung und Online-Müdigkeit bei den Teilnehmenden. Wir bieten jetzt einen Mix aus Präsenz und online an. Wichtig ist, dass bei Online-Veranstaltungen ganz klare Regeln kommuniziert werden und dass man auch interaktive Elemente wie beispielsweise Diskussionen in Breakout-Sessions einbaut.

Was für Regeln stellen Sie denn für Online-Veranstaltungen auf, damit sie funktionieren?

Die Teilnehmenden werden gebeten, ihre Kamera anzuschalten, das finde ich für die Interaktion wichtig und sie müssen alles, was sie ablenken könnte – wie Handy, Mails und so weiter – abstellen. Wir als Dozierende sprechen die Teilnehmenden immer wieder aktiv an und lassen sie Texte ergänzen, Präsentationen erstellen oder Folien digital stempeln. Die aktive Einbindung ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Teilnehmenden waren zum Teil verblüfft, wie gut und interaktiv das Ganze auch online funktioniert.

Wo sehen Sie in den nächsten zehn Jahren steigenden Bedarf für Weiterbildungen?

Den sehe ich in jedem Fall im Bereich digitale Transformation: da ist ein stetiger Wandelprozess im Gang, den wir weiterhin unterstützen müssen. Als spezielle Themen setzen wir in Zukunft auf neue Technologien wie das Internet der Dinge (IoT) oder Chatbots und im großen Stil auf künstliche Intelligenz. Unser Fokus ist dabei in vielen Fällen die betriebswirtschaftliche Sicht auf diese Technologien.

Bieten Sie Weiterbildungen für unterschiedliche Zielgruppen an?

Wir haben Überblicksveranstaltungen, die sich gut für Einsteiger*innen eignen und Vertiefungsveranstaltungen – beispielsweise dazu, wie man Prozesse mit Chatbots neu ausrichtet oder zur Datenanalyse. Die Veranstaltungen richten sich dabei sowohl an jüngere als auch an ältere Interessierte. Aktuell sprechen wir insbesondere die Ü40- und Ü50-Mitarbeitenden stark an, da wir hier erheblichen Nachholbedarf sehen.

Welche Weiterbildung haben Sie selbst zuletzt besucht?

Das war erst kürzlich ein Vortrag zu digitalen Prozessen in der Beschaffung. Als Professor*in muss man sich selbst Themen erarbeiten und forschen, damit man die Studierenden adäquat ausbilden kann. Als die digitale Transformation noch ganz am Anfang stand, mussten auch wir Professor*innen uns in die neuesten Entwicklungen einarbeiten. Wenn man noch wenig über ein wichtiges Thema weiß und es noch nicht sauber strukturieren kann, sollte man ein Buch darüber schreiben. So haben Prof. Dr. Carsten Feldmann und ich es mit unserem Lehrbuch zur digitalen Transformation gemacht, das nun bereits in die nächste Auflage geht. Wir haben uns die Themen von allen Seiten angeschaut, analysiert und Modelle dazu entwickelt. Erst wenn man eine Materie selbst versteht und strukturiert, kann man sie sinnvoll vermitteln. Da kann ein eigenes Buch sehr hilfreich sein.

Warum setzen Sie sich für den Bereich Weiterbildung an der FH Münster ein?

Mir macht es Spaß, mein Wissen weiterzugeben. Die Studierenden auszubilden, finde ich wichtig, aber genauso bedeutend finde ich es, Unternehmensvertreter*innen neue Bildungsperspektiven zu ermöglichen – und der MSB tut es sicher gut, ein zusätzliches Standbein zu haben. Auch werden wir Lehrenden durch den Dialog mit den Praktiker*innen immer wieder geerdet und sehen, was in der Praxis möglich ist und was nicht.

Was ist Ihr persönliches Highlight in der Weiterbildung?

Zu Beginn haben wir schnell mit unseren Kollegen aus dem Institut für Technische Betriebswirtschaft in Steinfurt bei den Weiterbildungen sehr gut zusammengearbeitet und tun dies auch heute noch. Aktuell habe ich mich sehr darüber gefreut, dass nun verstärkt Kolleg*innen aus verschiedenen Fachgruppen der MSB mit uns Weiterbildungen erarbeitet haben. So haben beispielsweise Prof. Dr. Michael Bücker und Prof. Dr. Jürgen te Vrugt eine Weiterbildungsreihe zur Künstlichen Intelligenz entwickelt, in der über rein technische Aspekte hinaus der Kollege Prof. Dr. Christoph Buchmüller auch juristische und Dr. Petra Michel-Fabian ethische Aspekte beleuchten. Außerdem gab es mehrere Zusammenarbeiten mit der Fachgruppe Controlling und auch interdisziplinäre Weiterbildungsangebote mit den ingenieurswissenschaftlichen Fachbereichen in Steinfurt und den Fachbereichen Sozialwesen und Gesundheit. Dadurch wird deutlich, was für eine vielseitige Hochschule die FH Münster ist und welches Potenzial das Thema Weiterbildung hat.

Zum Thema: Immer kürzer werdende Innovationszyklen und heterogene Bildungsbedarfe erfordern lebenslanges Lernen. Mit neun weiterbildenden Masterstudiengängen, rund 15 Hochschulzertifikatskursen und über 200 Angeboten mit Teilnahmebescheinigung aus den Bereichen Architektur, Gesundheit, Soziales, Technik und Wirtschaft sowie Hochschulmanagement, zählt die FH Münster zu den größten Weiterbildungsanbietern im Münsterland – und das seit über 30 Jahren. Um einen Einblick in ihr umfangreiches Angebot von Weiterbildungen zu geben, stellt die Hochschule für angewandte Wissenschaften dies vom 12. bis einschließlich 23. September in Pressemitteilungen, Interviews und Storys vor – sowie bei einem digitalen Info-Meeting am 22. September. Weitere Infos dazu gibt es online unter fh.ms/WB-Messe.

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