Expertin über Luftqualität in Städten: „Feinstaub und Stickstoffoxide gar nicht erst entstehen lassen!“

Mooswände, Diesel-Verbot, die blaue Plakette – Umweltbehörden und -initiativen wollen Feinstaub und Stickstoffoxiden den Kampf ansagen. Aber wie sinnvoll sind diese diskutierten Maßnahmen?

Wir haben bei Prof. Dr. Isabelle Franzen-Reuter nachgefragt, Expertin für Immissionsschutz und Chemie am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt.

 

Frau Prof. Franzen-Reuter, was ist so schlimm an Feinstaub und wie kommt er in unsere Luft?

Wenn wir Feinstaub einatmen, können sich seine vielen kleinen Partikel in unseren Lungen ablagern. Das ist ein großes Problem, vor allem für Kinder und Asthmatiker. Die Partikel kommen aber nicht nur durch hohen Benzinverbrauch – wie bei ständigem Anfahren und Abbremsen – in die Stadtluft, sondern auch durch Reifen- und Bremsabrieb. Mindestens genauso gefährlich sind die Stickstoffoxide, dies sind Reizgase, die die Atemwege schädigen können. Die Europäische Umweltagentur sagt, dass es wegen dieser Gase jedes Jahr ca. 10.000 vorzeitige Todesfälle in Deutschland gibt – eine alarmierende Zahl. Und das Hauptproblem dabei sind Diesel-Pkw, da sie Stickstoffoxide ausstoßen.

 

Was gibt es für aktuelle Maßnahmen und wie sinnvoll sind diese?

Gerade wurde in Stuttgart am Neckartor eine Mooswand installiert, auch in einigen Städten im Ruhrgebiet denkt man darüber nach. Moose helfen gegen Feinstaub, weil sie ihn elektrostatisch anziehen und auch als Nährstoff nutzen können. Allerdings ist fraglich, wie die Moose im Sommer klarkommen, wenn es heiß und trocken ist. Vermutlich zeigt eine einzelne Mooswand nur eine lokale Wirkung, doch wenn den Anwohnern damit geholfen werden kann, ist das schon ein Erfolg.

Außerdem wird aktuell ja um ein Diesel-Verbot in Städten und die Einführung einer blauen Plakette für Diesel-Pkw nach Euro-6-Norm debattiert. Sie würde anzeigen, welche Autos die von der EU festgelegten Grenzwerte für Stickstoffoxide einhalten. Ältere Diesel-Fahrzeuge dürften dann in bestimmten Zonen nicht mehr fahren. Es würde aber auch schon etwas bringen, wenn die Autohersteller die jetzigen Grenzwerte unter Realbedingungen – und nicht nur am Prüfstand, siehe VW – nachmessen und einhalten würden.

 

Und was kann man selber tun?

In erster Linie das Problem gar nicht erst entstehen lassen. Also ab aufs Fahrrad – das ist einfach so! Wer nicht aufs Auto verzichten kann, rüstet gegen den Feinstaub am besten mit einem Partikelfilter am Auspuff nach. Die meisten neueren Autos besitzen einen solchen Filter bereits serienmäßig. Stickstoffoxide sind leider nicht so leicht in den Griff zu bekommen. Fahrer alter Diesel-Fahrzeuge sollten deshalb tatsächlich mittelfristig darüber nachdenken, auf ein neues Auto umzusteigen, das der Abgasnorm Euro-6 entspricht, oder mit Erdgas oder Strom betrieben wird.

Und wer nicht strampeln will, kann öfter mal den Bus nehmen. Immer mehr Stadtwerke und Städte wollen ihren öffentlichen Nahverkehr attraktiv gestalten und satteln von Benzin auf Erdgas oder Elektroantrieb um. Die Stadt Münster hält übrigens alle Grenzwerte ein.

Im Winter entstehen auch hohe Feinstaubbelastungen durch Kaminöfen, die mit Holz beheizt werden. Hier sollte darauf geachtet werden, nur gut getrocknetes Holz zum Heizen zu verwenden, und alte Kaminöfen am besten durch einen neuen, modernen austauschen.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken