Zur Situation von trans* Studierenden: konkrete Wünsche finden Beachtung

Janina Finke hat in ihrer Bachelorarbeit neben einer umfangreichen Literaturrecherche Interviews am Fachbereich Sozialwesen unserer Hochschule geführt. Das Ergebnis: ganz konkrete Verbesserungsvorschläge.

„Die Perspektiven von trans* Menschen werden durch Unterdrückung, Gewalt und gesellschaftlichen Ausschluss noch immer beschnitten. Die Stimmen dieser Menschen lauter und relevanter zu machen, das ist mir deshalb besonders wichtig“, sagt Janina Finke, die in einer Wohngruppe arbeitet und sich ehrenamtlich in queerer Bildung an Schulen engagiert. In ihrer Bachelorarbeit hatte sie neben einer umfassenden Literaturrecherche die Situation trans* Studierender am Fachbereich Sozialwesen unserer Hochschule näher beleuchtet und dafür einen trans* Mann und zwei nicht-binäre Studierende zu verschiedenen Bereichen interviewt.

Ein wichtiger Wunsch der Befragten war eine niedrigschwellige Änderung des Vornamens und des Geschlechtseintrags bei der Einschreibung. Außerdem sollte es Anlaufstellen für Beratung und Diskriminierungserfahrungen queerer Menschen geben, in der sich auch queere Personen engagieren, so Finkes Forderung. Auch Pronomen und die korrekte Ansprache sind für die drei Befragten ein wichtiger Aspekt. Ein weiterer Vorschlag: In Vorstellungsrunden bei Lehrveranstaltungen die Pronomen zu integrieren.

In den Interviews wurde zudem deutlich, dass es an Wissen über Transidentität fehlt, was wiederum zu unsensiblem und diskriminierendem Verhalten beitragen kann. Die Befragten, so Finke, forderten mehr Vielfalt im Curriculum. „Dies könnte beispielsweise ein Diversity-Grundlagenmodul sein, das sich mit Machtstrukturen und Mehrfachdiskriminierungen auseinandersetzt.“  Auch äußerten sie den Wunsch nach mehr Vernetzung und Austausch unter queeren Studierenden, etwa durch eine aktive Gruppe.

Geschlechtsneutrale Toiletten für trans* Menschen – auch dies wäre ein Bedarf: „Sie könnten von allen genutzt werden, die sich auf binär ausgewiesenen Toiletten nicht wohlfühlen, und auch von jenen, denen es egal ist, welche sie benutzen“, so der Vorschlag von Finke und den Befragten.

Die 23-Jährige erhofft sich, dass aus ihrer Abschlussarbeit „Inklusivitätswahrnehmung genderqueerer Studierender. Trans* Perspektiven und Anliegen am Fachbereich Sozialwesen der FH Münster“ Rückschlüsse gezogen werden für hochschulpolitische Veränderungen in der Lehre und Verwaltung. „Wir befassen uns sehr gerne mit den Anregungen und sind offen für Veränderungen“, verspricht FH-Vizepräsident Carsten Schröder.

Einen hochschulinternen Mehrwert sieht auch Prof. Dr. Agostino Mazziotta in der Bachelorarbeit. „Janina Finke hat für die Situation der Studierenden sensibilisiert, sie hat deren Wahrnehmung beschrieben und ihre Wünsche, damit sie sich zugehörig fühlen“, sagt der Hochschullehrer für Diversität und Community Work und Betreuer der Abschlussarbeit. Dass die FH Münster die Diversität von Studierenden im Blick hat, berichtet Dagmar Sinsbeck: „Vielfalt mit Vielfalt begegnen war das Motto des Diversity-Audits an der Hochschule“, so die Leiterin des Dezernats Studium und Akademisches. „Momentan läuft das Re-Audit, in dem wir uns unter anderem mit den Herausforderungen befassen, mit denen die Studierenden konfrontiert sind. Wir möchten daher die Belastungen reduzieren, aber auch mit Angeboten zur Förderung von Resilienz die Studierenden darin unterstützen, ihr Studienziel zu erreichen. Wir freuen uns sehr, wenn sie sich in die Diskussionen und Arbeitsgruppen einbringen, denn wir sind auf deren Input und Anregungen angewiesen.“ So werde seit 2021 bei der Einschreibung der Ergänzungsausweis der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität, kurz DGTI-Ausweis, akzeptiert. Mit ihm ist die Einschreibung unter dem selbstgewählten Vornamen möglich, obwohl es noch keine amtliche Feststellung zur Namens- und Geschlechtsänderung gibt.

Die Bachelorarbeit kann unter fhms.de/BA-Finke-trans eingesehen werden.

Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken