Studierende präsentierten Theaterwerkstatt "Lehramt auf die Bühne"
Zwei Semester lang beschäftigten sich Studierende der Berufspädagogik im Gesundheitswesen sowie des Lehramts an Berufskollegs mit den verschiedenen Methoden der Theaterpädagogik.

In der Methode „Ideen-Café“, die zum Improvisationstheater gehört, entwickeln die Teilnehmenden eine Idee gemeinsam weiter, indem sie jeweils auf das Gesagte ihres Gegenübers aufbauen. (Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)

Die Studierenden vertieften einzelne Methoden während der freien Projektphase und stellten diese ihren Kommiliton*innen in der pädagogischen Theaterwerkstatt „Lehramt auf die Bühne“ vor. (Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)

Verschiedene Arten des Improtheaters werden erprobt…(Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)

Verschiedene Arten des Improtheaters werden erprobt…(Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)

Verschiedene Arten des Improtheaters werden erprobt…(Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)

…beispielsweise die Methode „Standbild“. Im Anschluss diskutierten die Teilnehmenden über die damit ausgelösten Gefühle und aufgekommenen Erinnerungen. (Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)
Vom Improvisations- und Clownstheater über kreatives Schreiben für Poetry-Slams, Stimm- und Sprechausdruck, Körperausdruck und Skulpturarbeit bis hin zu szenischem Spiel und Rollenarbeit: TheaterpädagogFik kennt die verschiedensten Ausdrucksformen und fördert ästhetische Momente besonderer Bildungsarbeit. Das durften Studierende der Berufspädagogik im Gesundheitswesen sowie des Lehramts an Berufskollegs der Fachrichtung Gesundheitswissenschaft/Pflege selbst ausprobieren. Zwei Semester lang beschäftigten sich die angehenden Lehrkräfte mit verschiedenen theaterpädagogischen Methoden anhand der für Gesundheitsberufe relevanten Themen „Autorität und Scham“. In der pädagogischen Theaterwerkstatt „Lehramt auf die Bühne“ stellten sie die Methoden nun ihren Kommiliton*innen vor.
Dabei standen die Fragen im Mittelpunkt: Wie lassen sich theaterpädagogische Methoden in der Schule einsetzen und welche Kompetenzen werden dabei vermittelt? Sozialkompetenzen und eine gute Gruppendynamik fördere beispielsweise das Improtheater, das die Studierenden mit viel Elan gleich selbst testeten. „In berufspädagogischen Lehr-Lernarrangements der Pflege- und Gesundheitsberufe bietet die theaterpädagogische Arbeit ein außerordentliches Potenzial für einen emotions- und erfahrungsbezogenen kreativen Zugang zu eigenen Haltungen, zu leibbezogenen Emotionen und auch tabuisierten Momenten der beruflichen Interaktion“, erklären Prof. Dr. Nadin Dütthorn und Dr. Anja Fiori, die das Projekt am Fachbereich Gesundheit, dem Münster Department of Health (MDH), geleitet haben. Theaterarbeit sei eine Form der Ästhetischen Bildung, die über das reflektierte Erleben von verschiedenen Stimmungen und auch Emotionen Phänomene zum Klingen bringe, die über Sprache sonst nicht zum Ausdruck kommen. Somit fördere die Ästhetische Bildung die Beziehungsarbeit und Persönlichkeitsentwicklung in besonderem Maße. „Als wesentliche Ergänzung zum stark kognitiv geprägten hochschulischen Lernen bietet sich den Lernenden ein unmittelbarer, körperbezogener Zugang zu Lerninhalten“, so Theaterpädagogin Fiori.
Wie wirkungsvoll die Methoden sind, zeigte sich unter anderem auch in der Gruppenübung zur Methode Standbild. Zum Thema Scham stellen zwei Studierende einige ihre Kommiliton*innen im Raum auf, die übrigen Studierenden lassen die entstandene Szene – eine für viele mit Scham behaftete medizinische Untersuchung – auf sich wirken. Viele fühlen sich über das äußere Bild erinnert an eigene innere Bilder und durchlebte Erfahrungen aus ihrer Zeit in der Ausbildung in Gesundheitsberufen oder als Praktikant*innen. Und schnell wird deutlich: In ihrer beruflichen Praxis würden die Studierenden in solchen Situationen vieles anders machen.
„Während der beiden Semester gab es verschiedene theaterpädagogisch-ästhetische Impulse, die die Studierenden am Beispiel der Thematik Scham und Autorität erprobten“, erzählt Dütthorn. So wurden die Elemente Wirkung von Emotionen – wie dem Lachen, nonverbalem Ausdruck, Skulptur, Rollenarbeit, Stimme und Sprechen ebenso bildungswirksam wie Ausdrucksformen des kreativen Schreibens, hier war der regional sehr bekannte Poetry-Slammer Andreas Weber zu Gast. Zudem schaute die Gruppe sich das Stück ‚Eingeschlossene Gesellschaft‘ von Jan Weiler mit Szenen aus einem Lehrer*innenzimmer im Wolgang Borchert Theater an. Der Erprobungsphase folgte eine freie Projektphase, um einzelne Methoden in Kleingruppen zu vertiefen und letztlich mit praktischen Übungen für die spätere Lehrtätigkeit an den Schulen des Gesundheitswesens vorzustellen. „Ohne dieses Seminar wären wir wohl mit den Methoden der Theaterpädagogik nicht in Berührung gekommen“, erzählen Malte Potthast und Gregor Ulmer, die Lehramt an Berufskollegs mit den Fachrichtungen Sport und Gesundheit studieren. „Es war gut, dass man sich wirklich etwas trauen musste. Vor allem im Improtheater war das anfangs komisch, aber nun völlig normal. Wir haben viele Methoden erlebt, die später in der berufspädagogischen Arbeit an Schulen des Gesundheitswesens anzuwenden sind.“ Die Atmosphäre im Kurs sei dazu sehr angenehm: „Es war anders als in anderen Seminaren – sehr erfrischend“, sagt Imke Taphorn, ebenfalls Studentin des Lehramts an Berufskollegs. „Für viele von uns war das unser letztes Bachelorsemester. Das war ein angenehmer Abschluss.“