Revolutioniert ChatGPT das Studium und die Lehre?

Wie geht unsere Hochschule mit Künstlicher Intelligenz um? Beim Tag der Lernkultur diskutierten das Lehrende, Studierende und Mitarbeiter*innen.

Wer einen Text schreiben will, kann das neuerdings auch mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) erledigen: ChatGPT heißt die Software, die aktuell in aller Munde ist – und Auswirkungen auf Schule, Studium und Lehre sowie auf die Gesellschaft insgesamt haben wird. Wie genau diese aussehen und wie man mit KI am besten umgeht, ist auch an unserer Hochschule ein großes Thema. Jetzt wurden Lehrende, Studierende und Mitarbeiter*innen zum Diskurs unter dem Motto „Lernkultur in Zeiten von künstlicher Intelligenz“ eingeladen, rund 100 Personen nahmen teil. Das Ergebnis: Die FH Münster will Impulse für die Lehre nutzen und die Studierenden auf das Arbeiten und Leben in einer Gesellschaft mit KI vorbereiten. Dazu müssen die Lernziele aller Studiengänge in den Blick genommen werden.

„Wir können und wollen uns dem Thema natürlich nicht verschließen“, sagte Präsident Prof. Dr. Frank Dellmann. Es sei vollkommen klar, dass Tools wie ChatGPT längst rege genutzt werden. „Uns ist wichtig, skeptische Stimmen in der Hochschule zu hören, grundsätzlich aber gelassen zu bleiben und nicht überstürzt Regeln zu entwickeln. Wenn Bedarf besteht, werden wir so wenig zentral wie nötig und mit so viel Freiheit wie möglich regeln. Zentral ist für uns auch die Perspektive unserer Studierenden.“ Drei von ihnen – Julia Köster, Johanna Heinrich und Simon Wüllhorst – schilderten beim Tag der Lernkultur auf dem Leonardo-Campus ihre Erfahrungen: Software wie ChatGPT helfe, einen Überblick über ein Thema zu bekommen, so die Studierenden. Essenziell sei es aber, Leitlinien für den Umgang mit KI zu finden.

Chancen und Sorgen nehmen auch die Fachbereiche wahr. „Einige Lehrende bewerten Tools wie ChatGPT als zeitsparend und bereichernd, andere machen sich wegen den nicht abschätzbaren Veränderungen Gedanken“, berichtete Prof. Dr. Manuel Rupprecht, Dekan unseres Fachbereichs Wirtschaft. Im Raum stünden einige zentrale Fragen: Welche Prüfungsformate passen noch? Wird es eine Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte geben? Welche KI-Tools sind überhaupt relevant? Und wie viel KI-Kompetenz brauchen die Studierenden? Ihnen Chancen und Grenzen von KI zu erklären, rechtliche Rahmenbedingungen zu erläutern und anzuwenden, aber auch neue Lernziele zu entwickeln und den Einsatz etwa bei der Textproduktion gezielt zu nutzen, dazu ermutigte Dr. Peter Salden die Zuhörer*innen. „Die Tools werden eher besser als schlechter und wir werden bald damit arbeiten“, sagte der Leiter des Zentrums für Wissenschaftsdidaktik (ZfW) an der Ruhr-Universität Bochum.

In den nächsten Monaten soll das Thema weiter diskutiert werden. „Die Veranstaltung dient uns als Standortbestimmung, wie wir mit KI in der Lehre an unserer Hochschule umgehen wollen. Erste Ergebnisse und die Aspekte aus den Diskussionen greifen wir jetzt in verschiedenen Gremien auf und lassen sie dabei auch in unsere weiteren Überlegungen einfließen“, erklärte Prof. Dr. Isabelle Franzen-Reuter, Vizepräsidentin für Lehre, Nachhaltigkeit und Hochschulplanung. „Die spannende Frage für uns wird sicherlich sein, ob am Ende etwas wie eine Revolution in der Lehre stattfindet, ähnlich der industriellen Revolution seiner Zeit, oder ob es nur eine weitere Technik ist, ein weiteres Tool, welches wir in der Lehre einsetzen können“, sagte Prof. Dr. Jürgen te Vrugt. Er lehrt und forscht am Fachbereich Elektrotechnik und Informatik im Bereich Künstliche Intelligenz.

Zum Thema: Das Projekt „Lernkultur“ ist 2021 gestartet. Zusammen mit Lernenden und Lehrenden der FH Münster sollen der Aufenthalt an der Hochschule attraktiver gestaltet und gleichzeitig die Studienbedingungen flexibilisiert werden. Entwickelt wurde das Vorhaben von einem Team um Prof. Dr. Thilo Harth, wissenschaftlicher Leiter der Hochschuldidaktik im Wandelwerk – Zentrum für Qualitätsentwicklung, Präsident Prof. Dr. Frank Dellmann und Studierenden. Die Stiftung Innovation in der Hochschullehre fördert das Projekt, das Petra Seyfferth leitet, mit über 2,6 Millionen Euro.

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