Der erste Amerikaner im Weltall, der fünfte auf dem Mond

Der Astronaut Alan Shepard wäre am 18. November 2023 100 Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass blickt Prof. Dr. Thomas Jüstel auf die Geschichte und Zukunft der Raumfahrt und erklärt, welche Rolle Mondmissionen für die Kernfusion spielen.

Eine Reise ins Weltall ist längst nicht mehr die ganz große Sensation, die sie einst war, sondern in der Wissenschaft und auch in der öffentlichen Wahrnehmung gewissermaßen zum Alltag geworden. Mit Angeboten von „Virgin Galactic“ oder „SpaceX“ gibt es inzwischen sogar die Möglichkeit, als Privatperson – wenn auch für wortwörtlich astronomische Summen – in einen „Spaceshuttle“ zu steigen. Und längst fliegen nicht nur Astronaut*innen ins All, sondern auch allerlei Sonden oder Teleskope, welche die Erforschung des Universums übernehmen. In den 1960er-Jahren jedoch nahm mit dem Mercury-Programm die bemannte Raumfahrt in der westlichen Welt ihren Anfang: Die NASA schickte 1961 mit Alan Shepard den ersten Amerikaner ins All. Shepard war zudem der fünfte Mensch auf dem Mond. Am 18. November 2023 wäre der Astronaut 100 Jahre alt geworden. Prof. Dr. Thomas Jüstel, Dekan am Fachbereich Chemieingenieurwesen unserer Hochschule, nimmt dies zum Anlass, auf die Mondastronautik zurückzublicken und einen Blick darauf zu werfen, warum die Reise dorthin auch heute noch relevant ist.

„Alan Shepard war Teil der ,Mercury Seven‘: Sieben Astronauten, die sich im Jahr 1959 aus 110 männlichen Kandidaten durchgesetzt hatten. Das Ziel des Mercury-Programms war es, einen Menschen erstmals in den Orbit um die Erde zu bringen“, erklärt Jüstel. „Später, im Januar 1971, flog er als Kommandant der Apollo 14-Mission zum Mond, also anderthalb Jahre nach der ersten Mondlandung durch Neil Armstrong. Shepard installierte dort gemeinsam mit Edgar D. Mitchell unterschiedliches wissenschaftliches Equipment, führte Experimente durch und brachte viele Proben vom Mond zurück auf die Erde“, so der Professor. „Und er war der erste, der Golf auf dem Mond spielte, weil er den Kopf eines Sechser-Eisens mit an Bord nahm“, ergänzt er und grinst. Bis heute waren insgesamt nur zwölf Menschen auf dem Mond – allesamt US-Amerikaner.

Zurzeit haben wieder viele Nationen und Weltraumorganisationen wie die NASA und ESA Missionen zum Mond im Visier, zunächst unbemannte. Sowohl die USA und EU als auch China, Indien, Japan und viele weitere Staaten planen nach aktuellem Kenntnisstand bis 2030 mehr als 30 davon. Ein möglicher Grund laut Jüstel: möglichst saubere Kernfusionsreaktoren. „Auf dem Mond gibt es große Vorkommen von Helium-3, das sich in einer Staubschicht befindet, die mit dem Sonnenwind auf dessen Oberfläche gelangt. Die Wissenschaft vermutet dort 2,5 Millionen Tonnen davon. Bei einer Kernfusion mit Helium-3 würden deutlich weniger Neutronen entstehen, welche die Wandmaterialien der Reaktoren während des Betriebs radioaktiv machen – wir hätten also eine saubere Kernfusion und damit auch eine saubere Energieproduktion.“

Helium-3 kommt in natürlichen Quellen auf der Erde nur äußerst selten vor. Laut aktueller Forschung bräuchte man für die Kernfusion zudem mehr Helium-3 als auf der Erde produziert werden könnte. Daher seien, so Jüstel, die Vorkommen auf dem Mond auch für viele Nationen interessant und der Trabant damit wieder zum Ziel der Raumfahrt geworden. Aber ist es gefährlich, den Mond dieser Vorkommen zu berauben? „Den Mond würden wir damit nicht beeinflussen“, sagt Jüstel. „Der Helium-3-Abbau würde nichts an seiner Beschaffenheit ändern. Man würde lediglich aus dem lockeren Oberflächengestein Regolith das Helium-3 extrahieren. Durch den Sonnenwind, der im Unterschied zur Erde die Mondoberfläche erreicht, wird das Heliumisotop stetig nachgeliefert.“

Zeit seines Lebens verbrachte Alan Shepard 216 Stunden und 57 Minuten im All. Er starb im Alter von 74 Jahren am 21. Juli 1998. Auch jenseits der Raumfahrt setzte er sich für die Wissenschaft ein und war Präsident der „Mercury Seven Foundation“, die College-Stipendien vergab. Für Jüstel ist die Raumfahrt auch heute noch ein Türöffner in die Welt der Natur- und Ingenieurwissenschaften: „Viele Kolleginnen und Kollegen hier auf unserem Steinfurter Campus und auch mich hat die Raumfahrt sowie Weltraumforschung in jungen Jahren maßgeblich beeinflusst und begeistert und den Wunsch ausgelöst, selbst in die Wissenschaft zu gehen. Ich finde es deshalb wichtig, über die Geschichte und auch die Zukunft der Raumfahrt sowie die Phänomene im Universum zu sprechen, denn auch die heutige junge Generation ist für diese Themen zu begeistern“.

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