Experte für Photovoltaik: „Es gibt noch zu viele freie Dächer in Deutschland!“

Die Erneuerbaren Energien sind auf dem Vormarsch – da erscheint die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach beinahe wie ein alter Hut. Dabei lohnt sie sich mehr denn je, sagt Prof. Dr. Konrad Mertens.

Der Photovoltaik-Experte vom Fachbereich Elektrotechnik und Informatik tourt regelmäßig durch den Kreis Steinfurt, um den Bürgern die Solarenergienutzung nahezubringen, zuletzt anlässlich der „Woche der Sonne“.

Herr Prof. Mertens, Selbstversorgung liegt schwer im Trend – auch für Strom. Aber lohnt sich eine Photovoltaik-Anlage überhaupt?

Als vor ein paar Jahren die ersten Photovoltaik-Anlagen auf den Markt kamen, wurden sehr hohe Einspeisevergütungen gezahlt. Diese wurden dann aber drastisch reduziert. Aktuell bekommt man nur noch zwölf Cent pro Kilowattstunde. Allerdings sind die Anlagen durch Massenproduktion immer günstiger geworden, was ja auch das Ziel des Erneuerbare-Energien-Gesetzes war. Im letzten halben Jahr hat es dann nochmals einen Preisrutsch gegeben und es ist auch nicht abzusehen, dass die Preise wieder steigen. In Kombination mit dem Eigenverbrauch – mittlerweile haben Anlagenbesitzer die Möglichkeit, einen Teil ihres erzeugten Stroms selbst zu verbrauchen – kann man Amortisationszeiten von gut zehn Jahren erreichen.

Bei meinen Vorträgen vor Bürgern stelle ich fest, dass gerade die älteren Hausbesitzer ein großes Interesse an einer Solarstromanlage haben. Meistens ist bei denen Kapital vorhanden. Dieses ist als

Hardware auf dem Dach sinnvoll angelegt; für die nächsten rund 25 Jahre kann man so seine Stromkosten begrenzen. Das ist wie eine zweite Rente.

Wie wird es mit Solaranlagen für private Haushalte weitergehen?

Was aktuell sehr stark kommt, sind Hausspeichersysteme, die den überschüssig produzierten Solarstrom speichern und nach Bedarf wieder zur Verfügung stellen können – zum Beispiel abends und nachts, wenn die Sonne nicht scheint. Eigentlich sind die Speicher noch zu teuer, aber auch hier ist eine Kostendegression zu sehen, in den letzten vier Jahren sind die Preise bereits um 40 Prozent gefallen. Und mittlerweile wird jede zweite bis dritte Hausanlage schon mit Speicher verkauft.

Allerdings kann man den erzeugten Strom auch gut zum Heizen nutzen – mit einer Wärmepumpe lassen sich nämlich aus einer Kilowattstunde Strom drei Kilowattstunden Wärme erzeugen. Das ist sehr effizient und man hat dann nur noch ein System auf dem Dach und braucht keine Solarthermie mehr.

Elektroautos sind dann der nächste Schritt: Mit überschüssigem Strom kann man einfach sein Auto „auftanken“. Die Elektromobilität wird die Photovoltaikbranche weiter deutlich beflügeln: Es macht Spaß und ist gut für die Umwelt, ein „Solarauto“ zu fahren. Hausbesitzer sollten ihre Solaranlage daher besser größer als kleiner wählen, um schon jetzt für ihr zukünftiges Elektroauto vorzusorgen.

Und wie sieht die Energiebilanz für Photovoltaik-Anlagen aus?

Die Aussage „Photovoltaik-Anlagen verschlingen in der Produktion mehr Energie, als sie letztendlich einbringen“ – das ist ein weit verbreiteter Irrtum! Schon nach zwei Jahren ist die Energiebilanz ausgeglichen und die Anlage hält sicherlich noch 25 weitere Jahre auf dem Dach und bringt Strom ins Haus. Und das ohne jegliche CO2-Emission. Was man selbst nicht braucht, kann für die Allgemeinheit ins Stromnetz eingespeist werden. So können in Zukunft auch mehr E-Autos aufgeladen werden, und die Automobilindustrie müsste weniger Öl importieren. Es ist also auf jeden Fall sinnvoll, über die Anschaffung einer Photovoltaik-Anlage nachzudenken. Es gibt noch zu viele freie Dächer in Deutschland – ich finde, die müssen genutzt werden!

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