Elfmal um die Erde: ADAC meldet Staurekord - wir verraten, wie man ihn vermeidet

Insgesamt 454.907 Kilometer Stau gab es im letzten Jahr in NRW – das entspricht mehr als elf Umrundungen des Erdballs und ist laut ADAC so viel wie noch nie. Aber wie entsteht Stau genau? Und kann man überhaupt etwas gegen ihn machen? Das erklärt Prof. Dr. Martin Robert Lühder, Verkehrsexperte an unserem Fachbereich Bauingenieurwesen.

Herr Prof. Lühder, warum kommt es überhaupt zum Stau?

Stau entsteht immer dann, wenn Straßenkapazitäten überschritten werden. Auf einer Straße herrscht eine bestimmte Dichte, die wird angegeben in Fahrzeugen pro Stunde. Wenn sich jetzt mehr Fahrzeuge die gleiche Straße, also den gleichen Platz teilen müssen, erhöht sich die Dichte. Aber weil man ja weiterhin einen gewissen Sicherheitsabstand einhalten muss, kann man nicht mehr so schnell fahren, ist also insgesamt langsamer unterwegs. Das bremst dann wiederum die Fahrzeuge dahinter aus. So stagniert der Verkehr irgendwann – und es kommt zu Stop-and-Go-Situationen.

 

Wie könnte man denn die Anzahl der Fahrzeuge auf den Straßen drosseln?

Weniger Autos wären aus meiner Sicht nur dann unterwegs, wenn es alternative attraktive Angebote geben würde, wie zum Beispiel günstige und schnelle Zugfahrten. Und Restriktionen eingeführt werden, etwa eine Maut für Autobahnen.  

 

Was fördert die Entstehung von Stau?

Auf jeden Fall Baustellen – erfahrungsgemäß laufen sie vor allem im Sommer auf Hochtouren. Das liegt an den Materialien: Beton kann man zum Beispiel nicht bei Minusgraden gießen, Asphalt darf nicht bei starkem Regen aufgebracht werden. Meistens blockieren Baustellen mindestens eine komplette Spur und schränken damit den Platz für Fahrzeuge immens ein. Ausweichmöglichkeiten gibt es keine, so steigt die Fahrzeugdichte rapide an. Das gilt auch bei Autobahnauffahrten!

 

Und wie ist das mit den LKW? Häufig nehmen sie die gesamte rechte Spur in Beschlag.

Genau, und so erhöht sich auch wieder die Autodichte auf den freien Spuren. Aber da ich sehe keine Hoffnung auf Besserung, im Gegenteil: Die Anzahl der LKW wird noch weiter ansteigen. Der Wirtschaftserfolg einer Nation drückt sich nämlich auch immer in der Verkehrsbelastung aus – wir sind nicht umsonst Exportweltmeister. Außerdem liegt Deutschland auch geografisch günstig und zentral in Europa.  

 

Was für Tipps haben Sie für Autofahrer, die trotzdem ständig auf die Straßen müssen?

Wer im Stau auf der Autobahn steht: Es macht nur selten Sinn sie zu verlassen, weil die Ausweichrouten über Land einfach nicht darauf ausgerichtet sind, hohe Kapazitäten an Autos zu stemmen. Da wird es dann richtig schnell richtig voll. Was sich aber bewährt hat, sind Webdienste wie zum Beispiel Google Maps. Die App kennt mittlerweile alle Straßen und berechnet die aktuellen Verkehrsdaten immer relativ schnell. Natürlich braucht man dafür Internet. Aber man kann sich auch schon vorher die Strecke raussuchen und die lokalen Daten als Offlinekarten abspeichern – so muss die App nur noch die aktuellen Verkehrsdaten laden. 

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