So geht’s richtig: Experte gibt Tipps zur optimalen Händehygiene

Händehygiene ist wichtig – nicht nur für medizinisches Personal. Um daran zu erinnern, gibt es den Internationalen Tag der Händehygiene. Warum der notwendig ist, welche Krankheiten übertragen werden können und wie man am besten für Sauberkeit sorgt, das erklärt Prof. Dr. Joachim Gardemann vom Kompetenzzentrum Humanitäre Hilfe der FH Münster.

Herr Prof. Gardemann, Händehygiene sollte doch besonders für medizinisches Personal selbstverständlich sein. Warum braucht es einen solchen Tag?

Zunächst einmal soll uns das Datum, der 5. Mai oder 5.5., an unsere zweimal fünf Finger erinnern, die wir nacheinander einzeln sorgfältig mit Seife waschen und dann abtrocknen sollen. Das gilt übrigens nicht nur für Gesundheitsberufe, sondern auch im Bereich der Lebensmittelverarbeitung und ganz allgemein für alle Menschen. Sehr viele Krankheitserreger werden im Alltag überwiegend oder auch über die Hände verbreitet und übertragen.

Welche Krankheiten wären das?

Es gibt fliegende Infektionen wie Masern oder Windpocken, Tröpfcheninfektionen wie Mumps oder Keuchhusten und Schmierinfektionen, die besonders über unsere Hände übertragen werden. Hierzu gehören eine Vielzahl von Bakterien und Viren, aber auch Parasiten wie Spul- oder Madenwürmer, deren Eier beispielsweise unter unsauberen Fingernägeln zu finden sind. Das reicht also von der Influenza, über die Salmonellen, weitere Darmbakterien, Hepatitis A bis hin zu Ebolaviren. Eine korrekte Hygiene kann Leben retten.

Inwiefern?

Während unseres Einsatzes gegen Ebola 2014 in Sierra Leone etwa hing von der Hygiene täglich direkt unser Leben ab. In der internationalen humanitären Nothilfe sprechen wir von „dirty hands diseases“, die immer dann in Flüchtlingslagern auftreten, wenn nicht genügend Wasser und Seife für eine angemessene Händehygiene vorhanden sind. Übrigens sind Ebolaviren zwar sehr gefährlich, wegen ihrer Fetthülle aber eigentlich gegenüber Seife, Alkohol oder Chlorlösung sehr empfindlich und gut zu entfernen.

Wo könnte es hierzulande für uns gefährlich werden?

Besonders verhängnisvoll wird es, wenn kranke oder auch nur unbemerkt infizierte Menschen in der Lebensmittelverarbeitung auf Nahrungsmittel ihre Darm- oder Hautkeime übertragen, die sich dann dort explosionsartig vermehren können, wie beispielsweise auf dem Mettbrötchen oder im Eiersalat.

Wie sorge ich im Alltag für eine gute Hygiene der Hände?

Desinfektionsmittel für die Hände sind natürlich im Gesundheitswesen, in der Lebensmittelherstellung oder auch auf Reisen in tropischen Ländern unverzichtbar. Im Alltag und ohne besonderes Risiko sollte auf sie aber verzichtet werden, da ihr übermäßiger Gebrauch die Haut schädigen und Resistenzbildungen fördern kann.

Seife hingegen ist eine hervorragende Reinigung für unsere Hände. Reiben Sie aber bitte 20 bis 30 Sekunden lang wirklich alle zehn Finger einzeln und gründlich mit Seife ein, auch Handflächen und Handrücken nicht vergessen. Nach dem Abspülen unbedingt auch die Zwischenräume der Finger einzeln abtrocknen.

Welche Rolle spielt das Händeschütteln?

Händeschütteln mag zwar eine abendländische und friedliche Tradition sein, ist aber für die Hygiene eine einzige Katastrophe. Drei Wochen nach meinem Einsatz gegen Ebola sollte ich auch in Deutschland niemandem die Hand geben. Zur Begrüßung habe ich stattdessen die im arabischen Raum übliche Verbeugung praktiziert. Wenn es unvermeidlich ist wie bei Festempfängen, dann behalten Sie Ihre linke Hand beispielweise in der Hosentasche, um damit dann später die Schnittchen anzufassen.

Und was mache ich beim Urlaub in einem Land mit eher schwierigen hygienischen Standards?

Entscheiden Sie sich auf Reisen für eine saubere und eine unsaubere Hand, mit der Sie dann Hände schütteln, Türklinken und Handläufe greifen. Fassen Sie nicht in Ihr Gesicht, an Mund oder Augen, wenn Sie sich nicht mehr über die Sauberkeit Ihrer Hand sicher sind.

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