Auf die Nase ist Verlass: Bei den nächsten Campus-Dialogen geht’s um Gerüche

Die Adventszeit naht – und mit ihr der Duft nach Zimt, Plätzchen, Glühwein und Tannennadeln. Das sind Gerüche, die viele von uns gernhaben und an Weihnachten erinnern. Aber wie kommt das? Das und noch vieles mehr rund um Gerüche erklären Prof. Dr. Isabelle Franzen-Reuter vom Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt und Prof. Dr. Thomas Schupp vom Fachbereich Chemieingenieurwesen bei den nächsten Campus-Dialogen. Einen kleinen Ausblick geben sie schon jetzt im Interview.

Manche Dinge und Orte haben einen ganz eigenen Geruch, der an bestimmte Erlebnisse oder die Kindheit erinnert. Wie kommt das?
Prof. Schupp: Geruch hat viel mit Emotionen und Erinnerungen zu tun. Das liegt daran, dass der Geruchssinn im biologisch ältesten Teil des Gehirns angesiedelt ist und mit dem Limbischen System verknüpft ist, das Erfahrungen und Gefühle verarbeitet. Ein unbekannter Geruch zum Beispiel löst erst mal Wachsamkeit bei uns aus – und somit einen Sicherheitsabstand. Das ist unser Urinstinkt, der heute immer noch stimmt: Stinkende Lebensmittel haben eine Warnwirkung. Wer sich früher nicht auf seine Nase verlassen hat, ist ausgestorben.
Prof. Franzen-Reuter: Daher kommt auch eine bestimmte Prägung. Die kann persönlich, aber auch kulturell sein. Zum Beispiel mögen viele Europäer den Geruch von Käse, den viele Asiaten eher ablehnend finden. Sie riechen dafür beispielsweise getrockneten Fisch gern. Und Prägungen werden auch erlernt und anerzogen. Das sieht man bei Kleinkindern: Die finden ihre volle Windel in der Regel nicht ekelig riechend, sondern würden damit spielen, erst durch die Eltern lernen sie den Ekel davor.

 

Das heißt, Menschen reagieren sehr unterschiedlich auf Gerüche?
Prof. Schupp: Genau, jeder sammelt verschiedene Geruchserfahrungen, und wir bewerten die Gerüche durch Assoziationen zu Erinnerungen und Erfahrungen. Das ist die individuelle Prägung. Genauso, wie jeder seinen eigenen individuellen Duft hat, der mit den Proteinen im Schweiß auf der Haut und unserem Immunsystem zusammenhängt.
Prof. Franzen-Reuter: Daher kommt auch der Spruch „Jemanden gut riechen können“. Der Eigengeruch, der individuelle Fingerschweißabdruck, spielt auch für die Partnerwahl eine Rolle. Ein anderer Geruch lässt auf ein anderes Immunsystem, auf unterschiedliche Gene schließen, und somit haben Nachkommen einen größeren Genpool.

 

Wo Sie das gerade ansprechen – wenn man jemanden kennenlernt, den man mag, sagt man meistens: Die Person riecht gut. Es ist schwierig, Gerüche konkret zu beschreiben. Gibt’s da Ansätze aus der Wissenschaft?
Prof. Franzen-Reuter: Tatsächlich gibt es tausende Geruchsnuancen, die nur umschrieben werden können, zum Beispiel mit Vergleichen oder emotionalen Verknüpfungen. Es gibt keine Kategorisierung wie beim Geschmack, süß, sauer, salzig. Oder eine Messung in Zahlen, wie 20 Gramm Kohlenstoffdioxid. Aber als Hilfsmittel verwenden wir zur Beschreibung von Geruchsarten ein Geruchsrad, das ich bei den Campus-Dialogen erläutere. Und wir zeigen auch, wie eine Geruchsmessung mit einem Olfaktometer abläuft. Um die Nase kommt man nicht herum!
Prof. Schupp: Ich werde auch Geruchsproben mitbringen, und dann wollen wir mal testen, wie unterschiedlich die Besucher reagieren und wie sie die Düfte beschreiben. Spannend sind für mich als Chemiker vor allem sogenannte Enantiomere – das sind Verbindungen, die im chemischen Aufbau komplett identisch, aber spiegelverkehrt sind. Der Unterschied im Geruch aber ist gravierend: Die eine Verbindung riecht nach Aprikose, die andere nach alten Socken.

 

Wer mit einem Sniffing-Test überprüfen will, wie gut die eigene Nase noch arbeitet, oder mal daran schnüffeln möchte, was für außergewöhnliche Proben Prof. Schupp und Prof. Franzen-Reuter mitbringen, kommt am Donnerstag (22. November) um 19 Uhr zu den Campus-Dialogen auf unserem Steinfurter Campus in Hörsaal L5.

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