Abgehobene Bachelorarbeit

Informatikstudent der FH Münster repariert Flugsimulator


Münster/Steinfurt (13. Mai 2019). Er steht in zweieinhalb Metern Höhe auf dem Kopf, komplett quer oder dreht sich einfach um die eigene Achse – und die Person, die drin sitzt, hat das Gefühl, sie steuert eine Rakete, einen Jet oder ein Flugzeug. Flugsimulatoren sind sowohl Trainingsinstrumente als auch Fahrgeschäfte. Die Elektrotechnik und Software sind präzise aufeinander abgestimmt, für ein realitätsnahes Erlebnis – damit sich der Simulator im genau richtigen Winkel nach rechts und nach vorne neigt, wenn der Jet im Spiel eine Rechtskurve fliegt. Auch der Fachbereich Elektrotechnik und Informatik an der FH Münster hat einen solchen Flugsimulator – der jedoch nicht mehr astrein funktioniert. Ihn wieder ans Laufen zu bringen, das hat sich Louis Frank in seiner Bachelorarbeit zur Aufgabe gemacht.

Hinter diesem Ziel verbergen sich mehr als ein halbes Jahr Arbeit und auch einige Nachtschichten. „Ich habe das gesamte System analysiert, Messungen gemacht, Fehler gefunden und dokumentiert, die Software aktualisiert und die Hardware im Rahmen meiner Möglichkeiten als Informatiker korrigiert“, zählt Frank auf. „Außerdem habe ich meine Daten und Dokumentationen mit den Unterlagen zusammengeführt, die schon existierten. Der Fachbereich hat den Flugsimulator 2011 von der Firma Tobit bekommen, und seitdem hat sich technisch viel getan. Wir brauchten eine einheitliche Arbeitsgrundlage.“ Denn es wird weitergehen: Der Flugsimulator läuft dank Frank zwar wieder, es fehlen aber noch ein paar Tests in der Hardware, außerdem eine Gefahrenanalyse und die Abnahme vom TÜV, damit Personen wirklich damit fahren dürfen. „Und natürlich auch noch das passende Spiel dazu“, sagt Frank grinsend.

Um die Kabine des Flugsimulators zu bewegen, gibt man am Computer einen bestimmten Winkel in eine grafische Oberfläche ein. „Er kann die gewünschte Position jetzt sehr genau ansteuern, und wählt dafür den kürzesten Weg. Und auch nach mehreren Umdrehungen kommt er wieder zurück zu einer geraden Position, also unter einem Grad Abweichung“, erklärt Frank. Das geht nur, weil er die Softwarequalität erhöht und den Code vereinheitlicht hat, für eine saubere Ansteuerung. Probleme hatte Frank hingegen mit Wechselrichtern und Frequenzumrichtern. „Sie haben sich während meiner Tests im Labor öfter mal selbst abgeschaltet, das ist ein herstellerbedingter Sicherheitsmechanismus. Aber bis ich das herausgefunden hatte und die Parameter variieren konnte, damit das nicht mehr passiert, hat es über drei Monate gedauert. Es gab dazu nirgendwo schriftliche Hinweise…“

Besonders an dieser Bachelorarbeit war auch die disziplinenübergreifende Aufgabenstellung. „Als Ingenieur benötigt man inzwischen sowohl ein tieferes Verständnis der Informatik als auch der Elektrotechnik“, erklärt Prof. Dr. Peter Glösekötter, der die Arbeit betreute. „Absolventen, die diese Fähigkeiten kombinieren, sind auf dem Arbeitsmarkt sehr gefragt.“

Bis der Flugsimulator endgültig läuft und auch bei Events und Schulaktionen auf dem Steinfurter Campus der FH Münster im Einsatz ist, wird es aber wohl noch dauern. „An unserem Fachbereich stehen Sanierungsmaßnahmen an, deshalb bauen wir den Simulator im Laufe der nächsten Monate ab. Ob er danach auch wieder aufgebaut werden kann, ist zurzeit ungewiss, aber wir peilen das auf jeden Fall an“, so Glösekötter.


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