Tag des Stotterns am 22. Oktober: FH-Wissenschaftlerin untersucht Wirksamkeit von Stottertherapien bei Kindern

Stotternde Grundschulkinder können noch bis Ende Januar 2020 an der Studie teilnehmen / Informationen unter pms-kids.de


Münster (21. Oktober 2019). 40.000 Grundschulkinder in ganz Deutschland stottern. Die Folge: Sie leiden zum Teil schon in frühen Jahren unter sozialer Isolation, Mobbing und Benachteiligungen. Eine Stottertherapie hilft, die Symptome zu verringern und zu erleichtern – das Sprechen wird dann wieder lockerer, flüssiger und weniger anstrengend. In der Therapie ist das Verfahren „Kinder Dürfen Stottern“ (KIDS) ein weit verbreiteter Ansatz, doch wissenschaftliche Nachweise zur Wirksamkeit fehlen. Das zu ändern, haben sich Prof. Dr. Anke Kohmäscher, FH Münster, und Prof. Dr. Stefan Heim, Universitätsklinikum Aachen, zum Ziel gesetzt. In ihrem Forschungsprojekt untersuchen sie unter Alltagsbedingungen, wie sich die Therapie KIDS bei stotternden Grundschulkindern zwischen sieben und elf Jahren auf das Befinden und das Sprechen auswirkt. Seit Oktober 2018 arbeiten sie daran.

„Wir überprüfen zu verschiedenen Zeitpunkten die Veränderungen, die sich durch die Therapie ergeben – zuerst, bevor sie beginnt, dann nach drei Monaten, nach sechs und nach zwölf Monaten“, sagt Kohmäscher. Alle Untersuchungen sind identisch und finden in der Einrichtung statt, in der das Kind behandelt wird. „Wir führen mit jedem Kind ein zehn- bis fünfzehnminütiges Gespräch, das wir auf Video aufzeichnen. Kann das Kind schon lesen, liest es zusätzlich einen circa einseitigen Text vor. Beide Sprechproben werten wir aus und erfassen die Erfahrungen der kleinen Patienten durch einen Fragebogen. Abschließend bitten wir die Eltern, den aktuellen Schweregrad des Stotterns ihres Kindes einzuschätzen.“ Stottersymptome können sowohl zeitlich als auch situativ sehr unterschiedlich ausgeprägt auftreten, so die Wissenschaftlerin. „Daher bitten wir die Eltern, zu jedem Messzeitpunkt das Sprechen ihres Sohnes oder ihrer Tochter im Alltag aufzuzeichnen: einmal in einem Gespräch mit den Eltern zu Hause und einmal in einem Gespräch mit einem nichtverwandten Erwachsenen an einem anderen Ort.“

32 erfahrene Sprachtherapeuten aus ganz Deutschland ermöglichen es den Wissenschaftlern, ihre Stottertherapien zu evaluieren. Ein genaues Ergebnis gibt es erst mit Abschluss der Studie im Herbst 2021. „Doch schon jetzt können wir sagen: Die ersten Therapeuten berichten sehr positiv, und sie bekommen mehr stotternde Kinder von den Ärzten überwiesen“, so Kohmäscher. Das sei deutliches Zeichen dafür, dass die Stottertherapie bekannter werde und die Ärzte darauf reagieren. „Außerdem haben wir die teilnehmenden Therapeuten mit einem Manual versorgt und stehen in einem regelmäßigen Austausch. Dadurch reflektieren sie ihr therapeutisches Vorgehen und spiegeln uns, dass sie das gesamte Forschungsprojekt als großen Gewinn erleben.“

Stotternde Grundschulkinder, die bald eine logopädische Therapie beginnen möchten, können noch bis Ende Januar 2020 an der Studie teilnehmen. Welche Therapeuten beteiligt sind, ist unter www.pms-kids.de/therapeuten abrufbar. Dort und unter www.fhms.eu/studie-stottern finden Interessierte auch weitere Informationen zur Studie.

 

Zum Thema: Das Forschungsprojekt von Prof. Dr. Anke Kohmäscher und Prof. Dr. Stefan Heim heißt PMS KIDS – das steht für prospektive multizentrische Studie zur Wirksamkeit ambulanter Stottertherapie nach dem Stottermodifikationsansatz KIDS. Die Studie wird über den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) finanziert, und der Förderzeitraum geht über drei Jahre: von Oktober 2018 bis September 2021


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