Sanitäranlagen für Schule in Äthiopien

Studentin der FH Münster leitet Projekt für Ingenieure ohne Grenzen


Münster (22. Dezember 2020). Richtig gründlich Hände zu waschen ist äußerst wichtig – das haben wir alle in diesem Jahr gelernt. Für die rund 1.600 Schülerinnen und Schüler der Gereb-Tsedo-Schule in Mekelle, Hauptstadt der äthiopischen Provinz Tigray, ist dies jedoch kaum möglich. Ihre einzige Wasserquelle ist ein Tank, den die lokale Wasserbehörde lediglich alle paar Wochen auffüllt, was nicht ansatzweise den Bedarf deckt. Ein Toilettengang ist besonders fies: Es gibt nur zwei völlig heruntergekommene und verdreckte Klohäuschen am Rande des weitläufigen Schulgeländes. Die sind so eklig, dass die meisten Kinder sich bereits auf dem Weg dorthin erleichtern. Dementsprechend verunreinigt und vermüllt sieht es dort aus. „Nachdem ich das Schulgelände erkundet hatte, stand für mich fest, dass ich die sanitäre und hygienische Situation an der Schule verbessern möchte“, erklärt Lena Löchte, Masterstudentin an der FH Münster.

Für die deutsche Hilfsorganisation Ingenieure ohne Grenzen, in deren Regionalgruppe Münster sie seit über fünf Jahren ehrenamtlich tätig ist, hatte die Studentin bereits 2018 eine Erkundungsreise in die äthiopische Stadt Mekelle unternommen. Und daraufhin im Rahmen ihrer Bachelorarbeit am Fachbereich Bauingenieurwesen ein Konzept für eine nachhaltige Sanitärversorgung für die Gereb-Tsedo-Schule entwickelt. „Diese Planungen möchte ich endlich in die Tat umsetzen“, so die 26-Jährige, die neben ihrem Studium bei der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit tätig ist. „An der Schule sollen Trockentrenntoiletten installiert werden. Die haben den großen Vorteil, dass sie ganz ohne Wasser auskommen und außerdem völlig geruchlos sind.“

Bei der Realisierung des Projekts setzt Löchte auf die Zusammenarbeit mit lokalen Partnern wie die Schulgemeinde, die Schul- und Gesundheitsbehörde, Bauunternehmen aus der Region Mekelle und Partnerhilfsorganisationen. „Die Einbindung der Menschen vor Ort ist mit das Wichtigste“, erklärt die junge Bauingenieurin. „Nur so ist garantiert, dass die Sanitärversorgung an der Gereb-Tsedo-Schule auch auf lange Sicht funktionieren wird.“ Unterstützt wird Löchte unter anderem auch von Studierenden der Mekelle University, die ehrenamtlich für die regionale Gruppe der Engineers Without Borders Mekelle arbeiten. „Sie helfen mir durch Übersetzungen, wenn die Gespräche in die regionale Sprache Tigryna übergehen, da der Schuldirektor nur gebrochenes Englisch spricht.“

Zwischen der Mekelle University und der FH Münster besteht schon seit Jahren eine Kooperation, die ursprünglich von Prof. Dr. Rainer Mohn initiiert wurde. Der Professor für Wasserbau, Hydromechanik und landwirtschaftlichen Wasserbau vom Fachbereich Bauingenieurwesen hatte 2008 auch die Münsteraner Gruppe der Ingenieure ohne Grenzen gegründet. „Während meiner Erstiwoche hat ein Student für Ingenieure ohne Grenzen Werbung gemacht“, erinnert sich Löchte. „Daraufhin habe ich mir deren Treffen ein paar Mal angeschaut und war von den verschiedenen Projekten und dem tollen und intensiven Austausch untereinander immer mehr fasziniert.“ So ist sie bis heute dabeigeblieben und nun selbst Projektleiterin.

Zur Finanzierung ihres Projekts ist Löchte auf weitere Spenden angewiesen. „Normalerweise machen wir gerade in der Weihnachtszeit viele Aktionen wie Waffeln backen oder einen Informationsstand auf dem Weihnachtsmarkt. Das fällt nun dieses Jahr leider alles weg.“ Wer für die Sanitäranlagen der Gereb-Tsedo-Schule spenden möchte, kann dies unter www.fhms.eu/Spende-Äthiopien direkt tun.

Dass Löchtes Planungen Hand und Fuß haben, bestätigt auch ihr Prüfer Prof. Dr. Jens Haberkamp: „Lena Löchtes Bachelorarbeit ist ein äußerst eindrucksvolles Beispiel für interdisziplinäres Arbeiten innerhalb der Fachrichtungen des Bauingenieurwesens und darüber hinaus“, sagt der Professor für Siedlungswasserwirtschaft. Die Qualität ihrer Abschlussarbeit war so herausragend, dass die Absolventin von der FH Münster dafür nicht nur mit dem Hochschulpreis, sondern auch mit dem Bernard-Rincklake-Preis ausgezeichnet wurde, der mit 1.500 Euro dotiert ist. „Das war eine absolute Überraschung, mit der ich überhaupt nicht gerechnet hatte“, erzählt die gebürtige Mesumerin. „Ich war ganz gerührt, als mich Prof. Haberkamp mit einer Wunderkerze vor dem Laptop per Videokonferenz darüber informiert hat.“

Auch wenn das Sanitärprojekt an der Gereb-Tsedo-Schule derzeit aufgrund des militärischen Konflikts zwischen der äthiopischen Armee und den Rebellen der Tigray-Region ins Stocken geraten ist, hofft Löchte, es in absehbarer Zeit in die Tat umsetzen zu können. Aber sie macht sich große Sorgen: „Die Tigray-Region ist seit mehr als sechs Wochen von der Außenwelt abgeschnitten. Seitdem kann ich niemanden mehr erreichen und habe keine Ahnung, ob meine Gastfamilie, meine Kommilitoninnen, Kommilitonen, Professorinnen und Professoren, die Schulgemeinschaft und andere Bekannte in Sicherheit sind und wie es ihnen geht“, erklärt die Studentin.


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