Soziale Arbeit ist politisch

Marianne Ammann nach mehr als drei Jahrzehnten Lehrtätigkeit an der FH Münster in den Ruhestand verabschiedet


Münster (23. September 2021). Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen, ist die Kernaufgabe der Sozialen Arbeit. Dabei ist die eigene Haltung der Fachkräfte für Soziale Arbeit wichtiger als bestimmte Techniken oder Methoden − davon ist Marianne Ammann überzeugt. „Wir arbeiten mit uns als Person und die Qualität unserer Beziehung zu den Adressat*innen hat einen entscheidenden Einfluss darauf, ob und wie diese ihre Probleme in den Griff bekommen“, erläutert die Diplomsozialarbeiterin ihren systemtheoretisch geprägten Ansatz. „Dafür ist die Kompetenz zur Reflexion des eigenen Handelns ganz entscheidend.“ Die innere Haltung und das berufliche Selbstverständnis angehender Sozialarbeiter*innen zu stärken, war der langjährigen Lehrkraft für besondere Aufgaben vom Fachbereich Sozialwesen der FH Münster immer ein großes Anliegen.

Mit der Hochschule ist Ammann sogar schon über vier Jahrzehnte verbunden: In den siebziger Jahren hat die ausgebildete Erzieherin dort selbst Sozialarbeit studiert. Und noch bevor sie fest an der FH Münster angestellt wurde, hat sie bereits Lehraufträge für den Fachbereich Sozialwesen übernommen, während sie hauptberuflich noch in der Suchtberatung arbeitete. Die Motivation zur Lehre kam direkt aus ihrer beruflichen Praxis: „In Weiterbildungen habe ich die motivierende Gesprächsführung und die systemische Familientherapie kennengelernt. Das fand ich total spannend, weil es neue und ganz andere Ansätze waren“, erinnert sich die 66-Jährige. „Ich war überzeugt, dass das auch die Studierenden schon wissen sollten und habe dem Fachbereich ein Seminar zur systemischen Familientherapie angeboten.“ Dies ist so gut aufgenommen worden, dass weitere Lehraufträge und schließlich 1992 die Einstellung als hauptamtlich Lehrende folgten.

Seitdem hat Ammann viele Studierendengenerationen begleitet und Seminare zu verschiedensten Themen wie etwa soziale Kompetenz, systemische Beratung, Praxisbegleitung, Propädeutik und Prävention des Fetalen Alkoholsyndroms (FAS) angeboten. „In all meinen Lehrveranstaltungen habe ich immer versucht, den Studierenden zu vermitteln, dass das A und O der Sozialen Arbeit die eigene Haltung ist. Dazu gehören für mich vor allem Wertschätzung und Respekt vor anderen sowie der Glaube an die Ressourcen jedes einzelnen.“ Ein anderer Aspekt, der ihr stets wichtig war, ist die politische Dimension ihres Berufsfelds. „Viele Probleme der Adressat*innen Sozialer Arbeit sind gesellschaftlich verursacht. Wir werden ihnen daher nicht gerecht, wenn wir uns allein auf individuelle Lösungen konzentrieren.“ So hat sie die Studierenden immer ermutigt, das große Ganze im Blick zu haben, sich politisch zu engagieren oder in Berufsverbänden zu organisieren. Neben ihrer Lehr- und Forschungstätigkeit hat die zweifache Mutter in zahlreichen Kommissionen mitgewirkt, etwa im hochschulübergreifenden Arbeitskreis Sucht. „Ich habe total gern hier gearbeitet“, lautet ihr positives Fazit über ihre Zeit an der FH Münster. „Aber nun freue ich mich darauf, keine Verpflichtungen und mehr Zeit für meine vier Enkelkinder zu haben.“

Während einer Feierstunde mit Prof. Dr. Ute von Lojewski erhielt Ammann ihre Ruhestandsurkunde. „Wir danken Frau Ammann dafür, dass sie sich in all den Jahren an unserer Hochschule so engagiert und leidenschaftlich für ihre Herzensthemen eingesetzt hat und wünschen ihr für den neuen Lebensabschnitt alles Gute“, betonte die FH-Präsidentin.


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