Weit weg und nah dran

FH Münster beruft Prof. Dr. Sven Bodenburg für das Fach Robotik und Regelungstechnik


Münster/Steinfurt (6. Januar 2022). Im Moment ist das neue Büro von Prof. Dr. Sven Bodenburg auf dem Steinfurter Campus der FH Münster noch etwas leer. Für den Anfang schmückt passenderweise sein rotes Rennrad, das an der Wand lehnt, den Raum – es ist zugleich ein anschauliches Beispiel für einen Teil seines Lehrgebiets, wie der sportbegeisterte Elektroingenieur erklärt. „Wer Fahrrad fährt, muss sich als Regler*in betätigen und bildet zusammen mit seinem Fahrrad einen Regelkreis“, erläutert der 35-Jährige. Zum Wintersemester hat ihn die Hochschule für das Fach Robotik und Regelungstechnik an den Fachbereich Elektrotechnik und Informatik berufen.

„Robotik und Regelungstechnik sind sehr gegensätzliche Gebiete, das macht meine Arbeit mit beiden Disziplinen so spannend“, sagt Bodenburg. Regelungstechnik auf der einen Seite sei eine sehr abstrakte Wissenschaft, die nicht auf eine bestimmte Anlage bezogen ist. „Die Herausforderung besteht vor allem darin, diesen Abstraktionsschritt zu gehen. Dadurch erscheint die Regelungstechnik weit weg und ist doch zugleich allgegenwärtig. Man muss sie nur erst entdecken“, betont er. Bei Robotik hingegen gehe es um eine konkrete Maschine. „Ein Roboter ist für Studierende viel näher, anschaulicher und greifbarer. Das Thema ist außerdem hochaktuell und hat viele Schnittstellen zu anderen Disziplinen wie Informatik und Maschinenbau.“ Sein Ziel ist es, Studierende für beide Teilbereiche seines Labors gleichermaßen zu begeistern.

Bei Bodenburg selbst wurde das Interesse an Regelungstechnik während seines Diplomstudiums an der Ostfalia Hochschule geweckt. Zuvor hatte er in seiner Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik bei Volkswagen festgestellt, dass er elektrische Vorgänge tiefgehender verstehen möchte. „Warum passieren Dinge? Das habe ich mich immer schon in vielen Bereichen gefragt“, sagt er. Auch nach seinem Diplomabschluss war sein Wissensdurst noch groß. Bodenburg schloss ein Masterstudium und eine Promotion an der Ruhr-Universität Bochum an. „Die Regelungstechnik hat sich in dieser Zeit mehr und mehr zu einer Leidenschaft entwickelt“, erzählt der gebürtige Braunschweiger. „Die Robotik kam später dazu.“ Zuletzt war er Lehrkraft für besondere Aufgaben an der TH Georg Agricola in Bochum und arbeitete im Rahmen des Förderprogramms „Karrierewege FH-Professur“ bei der Evonik Operations GmbH.

Mit der Berufung an die FH Münster geht für Bodenburg ein Traum in Erfüllung. „An Hochschulen für angewandte Wissenschaften bilden wir Ingenieurinnen und Ingenieure für die Praxis aus. Wir suchen Lösungen für bestehende Probleme. Daher habe ich mich bewusst für diesen Weg entschieden. Eine Universität wäre für mich als Arbeitsort nicht interessant gewesen“, betont er. Sein persönlicher Anspruch in der Lehre ist es, Studierenden Freiraum zu geben und Distanz abzubauen. „Studierende müssen sich selbst verwirklichen können und die Möglichkeit haben, Dinge auszuprobieren. Ich möchte nicht der unnahbare Professor sein, der auf einer Art Podium steht. Ich möchte begeistern und ein Ansprechpartner auf Augenhöhe sein. Mein Wunsch ist es, den Studierenden einen niederschwelligen Zugang zu komplexen Themen zu ermöglichen.“

Dazu zähle zum Beispiel, das klassische Bild von imposanten Robotern, die aus Sicherheitsgründen in Käfigen eingesperrt sind, zu ändern. „Die Umwelt von Robotern ist bisher stark vorgegeben. Mit verschiedenen Methoden und Ansätzen der Robotik möchte ich den Studierenden Möglichkeiten aufzeigen, wie ein Roboter mit einer sich ständig wandelnden Umgebung umgehen kann und man diese Maschinen so stärker in die Gesellschaft integrieren kann“, erklärt Bodenburg. Auch der Herausforderung, wie mehrere Roboter gemeinsam eine Aufgabe lösen können, möchte er sich zusammen mit Studierenden stellen.

Ebenso wie sein Forschungsgebiet sieht er sich und seine Rolle als Hochschullehrer im stetigen Wandel. „Die Ernennung zum Professor ist für mich erst der Anfang“, sagt er. „Ich möchte nicht stehen bleiben, sondern mich weiterentwickeln und mit der Zeit gehen. Ich könnte mir niemals vorstellen, jahrelang ein und dasselbe Skript zu benutzen. Das ist viel Arbeit, aber es macht auch viel Spaß.“ Eine größere räumliche Veränderung hat er gerade erst hinter sich: Der zweifache Vater ist vor kurzem mit seiner Familie vom Ruhrgebiet in die Umgebung gezogen, um näher an der Hochschule zu sein. Mit seinem Rennrad wird er dann wohl demnächst häufiger im Münsterland unterwegs sein.


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