Designabsolvent erhält den European Newspaper Award

Felix Schulz visualisiert Gestaltungsgrundlagen für eine leserfreundliche Zeitung


Münster (8. Dezember 2009). „Eine Zeitung, die ihre Marktchancen erhöhen will, sollte sich das Konzept des Diplomanden zunutze machen." So lautete das Urteil des Betreuers Prof. Rüdiger Quass von Deyen über die Abschlussarbeit von Felix Schulz. In dieser hatte er sich mit wissenschaftlichen Studien zu Wahrnehmungsmustern und Lesegewohnheiten von Mediennutzern auseinandergesetzt, um daraus gestalterische Wege zu einer rezipientenfreundlichen Aufmachung einer Zeitung zu entwickeln. Für sein Zeitungsprojekt „Kompakta" erhielt er nun beim 11. European Newspaper Award den so genannten Award of Excellence.

Dieser Preis gilt als bedeutendste europäische Auszeichnung auf den Gebieten Zeitungsdesign und Zeitungskonzeption. Die internationale Jury, die sich aus Journalisten, Wissenschaftlern und Designern zusammensetzt, vergibt ihn für besonders innovative und zukunftsträchtige Konzepte. Nur fünf Studierende wurde diese Ehre zuteil; im Februar 2010 findet die feierliche Preisverleihung in Wien statt.

„Ich hatte in meiner Diplomarbeit eine idealtypische Editorial-Design-Schablone entwickelt, mit der sich eine besonders nutzerfreundliche Zeitung gestalten lässt", so der Absolvent des Fachbereichs Design an der Fachhochschule Münster. Er gibt Empfehlungen zur Anordnung von Bildern und Zitaten, zur Farbwahl, zur Typographie und zum spezifischen Kontrast von Bild und Artikel. Dabei schlägt er auch eine Aufteilung der Seiten in klar strukturierte Lesezonen und die Verwendung eines bestimmten Kompaktformates vor.

Dieses Format zeichne sich durch eine besonders gute Handhabung aus. Damit erschließe es eine Nutzergruppe, die immer größer wird. Schulz nennt sie „die Scanner". „Der Leser teilt jedem Medium pro Tag ein gewisses Zeitkontingent zu, weshalb es wichtig für ihn ist, eine Zeitung einfach durchblättern zu können, Artikel schnell griffbereit zu haben und sich gegebenenfalls nur anhand von gliedernden Elementen wie Überschriften oder den Anreißertexten einen Überblick über das aktuelle Nachrichtenspektrum zu verschaffen." Außerdem schlägt der 26-Jährige die Aufteilung der Seiten in klar strukturierte Lesezonen vor. „Einer der wichtigsten Aspekte für eine übersichtliche inhaltliche Orientierung", beurteilt Quass von Deyen die Idee.

Ein aktueller Anlass lieferte dem gebürtigen Bremer die Anregung zu diesem Thema: „Ich hatte gehört, dass die Zeitungsleserschaft in den letzten acht Jahren um fast ein Drittel geschmolzen sei", so der Designer. „Ein beispielloser Einbruch!" Von zeitungsnahen Produktreihen oder Magazinen, die den Zeitungsnamen bekannter machen sollen, über zahlungspflichtige Onlineausgaben bis hin zu Probeabonnements - die Verleger hätten schon vieles probiert, um diesen Trend aufzuhalten. „Nur an der Aufmachung ihrer Blätter hat das Gros bisher kaum etwas Grundlegendes geändert", stellte Schulz fest. Dabei sei gerade sie es, die einen entscheidenden Einfluss darauf habe, ob Menschen eine Zeitung kaufen und nutzerorientiert lesen können oder nicht.

Schulz sieht einen entscheidenden Vorteil des Mediums: „Es bietet Orientierung, wo das Internet mit unüberschaubaren Informationsmassen daherkommt." Denn das Printprodukt wähle Themen aus, gliedere das Tagesgeschehen und ordne Ereignisse in größere Zusammenhänge ein. Paradoxerweise zeichneten sich die meisten Zeitungen aber durch ein unhandliches Format und eine unübersichtliche Aufmachung aus. Dadurch fehle es an Orientierung. „Die Gestaltung schreckt viele potenzielle Leser sogar ab, womit die Blätter einen entscheidenden Marktvorteil verspielen", bedauert Schulz, der heute in der Agentur Nieschlag + Wentrup in Münster tätig ist.

Übrigens: Drei der vier vergebenen Hauptpreise gingen an Zeitungen, die den Trend zum handlicheren Format aufgegriffen haben. „Eine Bestätigung meiner Studie", freut sich Schulz.


Um unsere Webseite für Sie optimal zu gestalten und fortlaufend verbessern zu können, verwenden wir Cookies. Weitere Informationen und die Möglichkeit zum Widerruf finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Seite drucken